Ein weiterer kleiner Schritt im Kurhaus-Marathon

Hinter der Kurhaus-Fassade ragt das Hoteldach hoch, rechts der Teil der Taunus Sparkasse mit anschließender Kurhaus-Ladengalerie.Foto: js

Bad Homburg (js). Sieben „namhafte Architekturbüros“ aus der gesamten Republik haben in einem Ideenwettbewerb ihre Vorschläge eingereicht, wie das Kurhaus der Zukunft aussehen könnte. Ausgelobt hatte den Wettbewerb die Kur- und Kongress-GmbH, zwei Tage lang hat eine Jury die Entwürfe von vorne nach hinten und wieder zurück durchdiskutiert. Fazit laut Oberbürgermeister Alexander Hetjes in Kurzform: „Wir haben interessante gute Ideen eingesammelt, die Tiefe fehlt noch.“

Ein Bild aus der Sportsprache verdeutlich am ehesten den Punkt, an dem sich Kur und Stadtpolitik nach langem Vorspiel und rund zwei Millionen Euro Vorplanungskosten derzeit befinden. Der Weg zum neuen Kurhaus, dem „wichtigsten und teuersten Bauwerk“ im Bad Homburg des 21. Jahrhunderts, sei „kein Sprint, eher ein Marathon“, so Hetjes. Nach zwei Tagen Jury-Arbeit bis in die späten Abendstunden mit Fach- und Sachpreisrichtern, „Zufallsbürgern“ und Vertretern der Aktionsgemeinschaft verkündeten Hetjes und Kurdirektor Holger Reuter, dass in einem nächsten Schritt geplant sei, die „zahlreichen positiven und städtebaulich spannenden Ansätze aufzugreifen“, diese mit den Miteigentümern des bestehenden Gebäudekomplexes zu besprechen und aus diesen Überlegungen ein „realisierungsfähiges Modell“ zu entwickeln. Frei übersetzt: Der Marathon befindet sich noch in der Einlaufphase. Offizielle Lesart: „Das Preisgericht kam zu dem Ergebnis, dass trotz vielfältiger spannender Ideen bei sämtlichen Beiträgen mit Blick auf die Anforderungen noch Prüfungs- und Vertiefungsbedarf besteht, bevor die Arbeiten in die Finalisierung gehen können.“ Entwürfe oder Modelle wurden nicht gezeigt.

Gesucht wird die Ideallösung für eine reichlich komplexe Aufgabe. Denn erwartet wird ein hochflexibles Konstrukt, das vielen Anforderungen genügen muss. Das „Herz der Stadt“, wie das Kurhaus gerne genannt wird, ist längst kein Treffpunkt mehr nur für einen elitären Zirkel von Kurgästen, benötigt wird ein Multifunktionskomplex, der Kur- und Kongressleben, hochwertiges Hotelgeschäft und Kurtheater, Parkhaus und Sparkassen-standort sowie kleinteilige Geschäftsstrukturen und Bürgerhaus-Qualitäten unter einem Dach vereinen soll. Das alles in engen Baugrenzen, die mit Blick auf den historischen Kurhausgarten auch der Denkmalschutz setzt, mitten in der lebendigen City mit Einkaufsmeile Louisenstraße.

Ein weiteres Kriterium, das die Ideensucher zu berücksichtigen hatten: Der Hochbau kann nicht isoliert betrachtet werden, er muss auch das unmittelbar angrenzende Umfeld in die Planung einbeziehen, also auch Mobilitäts- und Verkehrslösungen anbieten. Und nebenbei die Aufenthaltsqualität im Kern der Einkaufswelt erhöhen und möglichst den Einzelhandel in der Innenstadt stärken, der bis zum neuen Status quo eine mehrjährige Großbaustelle überleben muss. Zwischenfazit Hetjes: „Es gibt Modelle, in denen ist die angedachte Verkehrsführung sehr gut, in anderen ist es die Raumaufteilung. Das Produkt ist noch nicht fertig.“

Den zweiten Blick werden die Prüfer in den Fachabteilungen von Stadt und Kur und andere externe Experten nun auf drei Entwürfe mit historischer Fassade und zwei mit zeitgemäßer Gestaltung werfen. Die doppelte Sichtweise gehörte zu den Aufgaben im Ideenwettbewerb, die historisierende Fassadenvariante sollte einen Bezug herstellen zum zweiten Kurhaus, das von 1863 bis 1945 an gleicher Stelle stand und vom belgischen Architekten J. P. Cluysenaar geschaffen wurde. Zwei Varianten sollen am Ende noch zur finalen Wahl stehen, wenn auch das Publikum zumindest am Rande ins Spiel kommt. Dies werde etwa im Herbst sein, kündigte der OB an, bis dahin sollte auch das ebenfalls in Auftrag gegebene Sanierungsgutachten fertig sein. Es wird mit den Neubau-Entwürfen die Basis für die Entscheidungsfindung bilden. Eine „breite Bürgerbeteiligung“ versprechen der Oberbürgermeister und der Kurdirektor. In einer Ausstellung werden die Entwürfe präsentiert, in einer „Trendumfrage“ sollen Bürger über 16 Jahre die Möglichkeit haben, am „Stimmungsbild“ in Sachen neues Kurhaus mitzuarbeiten. Ganz entscheidend bis dahin: „Wir müssen uns mit Maritim einigen.“ Die Hotelkette ist zu einem Drittel Eigentümer des Komplexes, den Teil der Taunus Sparkasse will die Stadt übernehmen.



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