Weltjazz mit orientalischen Klängen

Feinster Jazz erzählt aus mehreren Welten (v. l.): Reentko Dirks (Gitarre), Rabih Lahoud (Gesang und Lyrik), Marcus Rust (Trompete) und Demian Kappenstein (Drums) von der libanesisch-deutschen Jazzband „Masaa“ im Speicher des Kulturbahnhofs. Foto: a.ber

Bad Homburg (a.ber). Intensiver Augenkontakt, hohes Rhythmusgefühl, viel gestalterische Freiheit: Die Jazzband „Masaa“ beeindruckte die Zuhörer nachhaltig. Im Speicher des Kulturbahnhofs mischte sich Weltjazz mit arabischen Gedichten und orientalischen Klängen zu einem Musikerlebnis, das am besten mit „erzählendem Jazz“ beschrieben werden kann. Der im Libanon aufgewachsene Sänger des Quartetts „Masaa“, Rabih Lahoud, interpretierte die von ihm selbst in arabischer Sprache geschriebenen Gedichte musikalisch mit modulationsreicher, warmer Stimme, und Marcus Rust (Trompete), Reentko Dirks (Doppelhals-Gitarre) und Demian Kappenstein (Schlagzeug) woben gemeinsam mit dem Sänger Jazzstücke mit intimen und expressiven Phasen, die reich an wunderschönen Melodien waren.

Texte von einer Stadt, die verlassen ist, von kleinen Dingen, die ganz groß werden können, von schlafenden Kindern im Kriegsgebiet oder vom vorsichtigen Lauf übers Eis, das bricht: Rabih Lahoud, der die Jazzband 2012 gemeinsam mit jungen deutschen Musikern gegründet hatte, ist ein Meister der sprachlichen und gesanglichen Zauberei. Mit langem Atem und zartem, rauchigem Ton lässt er Liedzeilen im Nichts verwehen, treibt die Töne in furiosen rhythmischen Folgen voran, ist mit seiner Stimme mal Solist, mal Begleiter der Instrumentalisten. Weich und angenehm war der Klang des Arabischen im intimen Zwiegespräch zwischen Lahoud und dem Gitarristen Reentko Dirks. Dieser nutzte den Klangkörper seines Instruments auch zu Rhythmusschlägen und trat so in Dialog mit dem Schlagzeuger Demian Kappenstein. Der Drummer erzeugte mit verschiedenen Schlägern und Besen und sogar mit Plastikfolie immer wieder durch Rauschen, Klappern, ätherisch-kristallene Quietschlaute und jazzige Rhythmen kleine erzählende Episoden. Beim Wiegenlied für die im Krieg verängstigten Kinder trat Trompeter Marcus Rust mit expressiven Melodiebögen hervor. Ihm gelang es immer wieder, sich mit gedämpftem Instrument in Seufzern, Hauch und Gestammel dem Sänger anzuverwandeln.

Jazz vom Feinsten, und Lyrik vom Feinsten – Rabih Lahoud übersetzte während des Konzerts immer wieder Teile seiner Texte ins Deutsche. Die Jazzband „Masaa“, die deutschlandweit und im Ausland bereits Furore gemacht hat, auch schon mit einer israelischen Sängerin gemeinsam musizierte und mit mehreren Auszeichnungen der Jazzwelt geehrt wurde, zeigte, dass in der musikalischen Begegnung aus mehreren Welten etwas Selbstverständliches entstehen kann.



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