Zarte Akkorde, schnelle Läufe, ungewohnte Anschlagtechnik

Bad Homburg (a.ber). Die Gitarre ist ein intimes Instrument – sich als Musiker mit ihr einem großen Publikum zu stellen, erfordert Mut. Diesen Mut hatten beim Abschlusskonzert der 5. Bad Homburger Gitarrentage wieder viele vor allem junge Gitarristen, die nach Meisterkursen und Workshops unter der Leitung ausgewählter, international bekannter Gitarrenlehrer in der Schlosskirche ihr Können zeigten. Viele der Musizierenden, die sich teilweise auf Prüfungen oder ein Konzert oder Wettbewerbe vorbereiten, nutzten die Bad Homburger Gitarrentage, um ihre Kenntnisse und Fertigkeiten zu optimieren und ihr erarbeitetes Repertoire vor Publikum zu spielen.

Den Anfang machte vor zahlreich erschienenem Publikum der junge Gitarrist Theodor Sudermann: Er spielte das Prelude No. 4 von Villa-Lobos mit sehr zarten Akkorden und bewältigte Glissandi und schnelle Läufe sicher. Munter griffen die Geschwister Amrei und Raphael Lutz in die Saiten und ließen tänzerisch und fein aufeinander abgestimmt das Rondo in G-Dur von Fernando Carulli erklingen. Auch in höchsten Lagen auf der Gitarre klangreich zu spielen, diese Kunst zeigten Leon Kunz und Jona Steinmeyer mit dem rhytmisch-modernen Stück „Nagoya Guitars“ von Steve Reich; und den Farbenreichtum des Instruments führten Kayano Matthews und Alyzèe Manzey mit „Cordoba“ von Isaac Albeniz vor: Hier konnten die Zuhörer unterschiedlichste Anschlagstechniken bewundern, die besonders in der spanischen Gitarrenmusik vorkommen.

Bachelor- und Masterstudenten der Frankfurter Musikhochschule präsentierten ebenfalls ihre Stücke, so Axel Rohmer mit „Lob der Tränen“ in einer Bearbeitung von Franz Schuberts Lied, und Felix Will mit drei Sätzen aus Johann Sebastian Bachs Präludium BWV 996: Beide Interpreten schlugen warme, runde Töne an und bezauberten das Publikum. Eigenwillig war die Fantasia von R. Gerhard, die der Master-Student Giorgi Kuzanashvili vortrug: Flageoletttöne, schnelle Läufe und laute Akkorde wechselten sich ab mit leisesten Pianostellen. Dan Ciao schlug mit „All Of Me“ von R. Dyense moderne Gitarrenklänge an – der Meisterschüler war extra aus Saarbrücken zu den Bad Homburger Gitarrentagen angereist, um seine Fertigkeiten weiter zu schulen.

Umspannt wurden die Vorträge der jungen Solisten von den Gitarrenensembles, die der Gitarrenlehrer der Musikhochschule Frankfurt und Dirigent des Jugendgitarrenorchesters Hessen, Helmut Oesterreich, leitete. Oesterreich hatte zwei Tage lang mit Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern das Zusammenspiel geprobt – und was die drei Ensembles präsentierten, war erstaunlich: Das Erwachsenen-Ensemble spielte lateinamerikanische Musik für 13 Gitarren und ein Stück der Beatles; hier war der weiche Klang der Gitarren zu bewundern.

Mit zwei Filmmusiken zeigten sieben Kinder ihre Kunst des Ensemblespiels, und 14 Jugendliche boten gemeinsam einen Franz Schubert-Marsch und das Stück „Techno“ des Schweizer Komponisten J. Kindle dar, und hier zeigte sich, dass die Jugendlichen in kürzester Zeit zu einer musikalischen Einheit zusammengefunden hatten, die mit Dynamik und Rhythmik musizierte. Begeistert applaudierten die Zuhörer in der Schlosskirche auch für „Herz und Seele“ der Bad Homburger Gitarrentage, die Brüder David und Nick Kvaratskhelia, die das Festival bestens organisiert und begleitet hatten.



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