100 Jahre Sattelfabrik: Qualität made in Kirdorf

Bad Homburg (eh). Im Kirdorfer Heimatmuseum, Am Kirchberg 41, wird am Samstag, 10. August, die Sonderausstellung „Qualität made in Kirdorf: 100 Jahre Sattelfabrik Denfeld“ eröffnet. Um 14 Uhr tritt der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Kirdorf auf, der erst vor Kurzem sein 125-jähriges Bestehen feiern konnte. Erwartet werden auch viele Motorradfahrer, denen die „Qualität made in Kirdorf“ noch gut in Erinnerung ist.

Denn die Ausstellung widmet sich dem Gründer und Unternehmer Georg Denfeld, der in Kirdorf als „Schorsch“ bekannt war und noch heute als begnadeter Tüftler gesehen wird. Der unternehmerische Anfang des damals 18-Jährigen war im Jahr 1919 und galt der Reparatur von Nähmaschinen und dem Umbau von Herren- zu Damenfahrrädern, da die Nachfrage nach dem Ersten Weltkrieg groß war. Ferner verkaufte er Zubehör für Fahrräder und Motorräder in seiner kleinen Werkstatt in der Elisabethenstraße. Dann setzte er auf die Produktion von Sätteln und anderem Zubehör für Motorräder im Stedter Weg. Er erweiterte seine Firma auf die Herstellung von Kofferträgern und Fußrasten. Kriegsbedingt wurden Ende der 1930er-Jahre Gummimatten aus Altreifen für U-Boote und Kübelwagen, aber auch für den privaten Gebrauch hergestellt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden wieder ausschließlich Sättel, Sitzbänke, Fußrasten und Gepäcktaschen aus Leder und Kunststoff hergestellt. Mit dem Eintritt seines Schwiegersohns Bernhard Meintgens wuchs die Firma rasant, da nun fast alle Motorradfirmen Denfeld als Erstausrüster hatten. Ende der 1970er-Jahre begann das Motorradfirmensterben, erst Kreidler, dann Zündapp; andere Firmen reduzierten. Im Verlauf dieser Entwicklung musste am 27. November 1984 die Firma Denfeld, bei der zeitweise etwa 300 Leute beschäftgt waren, ihre Tore schließen.

In der Ausstellung sind viele Produkte der Firma Denfeld zu sehen, die durch Fotogalerien ergänzt werden. Sichtbar wird auch, wie neben der Werkstatt auch die kaufmännischen Büros in früheren Zeiten ausgesehen haben, denn eine Erika-Schreibmaschine aus den 1930er-Jahren und auch eine Buchungsmaschine aus dieser Zeit sind ausgestellt.

Ursula Stiehler, Birgit Schmidt und Karl Ludwig Eisner haben die Ausstellung organisiert. Ursula Stiehler zeigte sich begeistert und meinte zu Bernhard Meintgens, der zusammen mit Inga Köhler, der Enkelin von Georg Denfeld, zur Präsentation der Ausstellung gekommen war: „Sie haben ja ihr eigenes Museum geplündert, damit wir alles hier zum 100-jährigen Bestehen im Heimatmuseum Kirdorf zeigen können.“

!Bis Ostern 2020 wird die Ausstellung sonntags und mittwochs von 15 bis 17 Uhr zu sehen sein. Das Kirdorfer Heimatmuseum öffnet auch auf Anfrage oder organisiert auf besonderen Wunsch individuelle Führungen. Anfragen können an den Vorsitzenden des Heimatmuseums, Hans Leimeister, unter Telefon 0160-5225047 gerichtet werden. Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten.

Inga Köhler und Bernhard Meintgens sowie Birgit Schmidt und Ursula Stiehler vom Kirdorfer Heimatmuseum (v. l.) hinter einer Horex, Baujahr 1938, an der ein original Denfeld-Sattel montiert ist. Bernhard Meintgens hält einen Sattel aus der Denfeld-Produktion in seinen Händen. Foto: Ehmler

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