Im Kirdorfer Feld wird tüchtig gemäht und gemeckert

Bad Homburg (pit). Passanten, die derzeit den Sonnenschein im Kirdorfer Feld genießen, freuen sich aktuell nicht allein an der ohnehin schon idyllischen Landschaft. Eine ganze Herde Rhönschafe macht den Blick über die Wiesen und Hügel seit Anfang Mai noch ein wenig pittoresker, liebens- und erlebenswerter als sonst. Bei der Begegnung mit den vierbeinigen Rasenmähern rufen Radfahrer wie Fußgänger einander immer wieder zu „Wie schön!“ und nutzen die ungewohnte Kulisse für Familienbilder und Selfies – und den ein oder anderen Plausch mit Schäfer Jaak Bossuyt. Schließlich ist er für viele regelmäßigen Gäste des Natur-, Landschaftsschutz- und FFH-Gebiets Kirdorfer Feld ein alter Bekannter, der hier seit vielen Jahren sowohl im Frühling als auch im Herbst die Herde des Hofes Berbalk hütet, während sie für die natürlichste Form der Landschaftspflege sorgt. Unterstützt wird er dabei von den fleißigen Fellnasen namens Conny, Britta und Boss.

Auftraggeber ist im Regierungspräsidium Darmstadt das für die Schutzgebiete zuständige Management. In diesem Fall ist das die technische Angestellte Heike Hilsenbek, ihres Zeichens Regionalsachbearbeiterin für den Hochtaunuskreis und Teile des Main-Taunus-Kreises, die sich über die schon jahrelange zuverlässige Zusammenarbeit mit Katja und Heiko Berbalk freut: „Sie machen ihre Arbeit immer sehr akkurat und im guten Einverständnis mit allen Beteiligten.“ Schließlich sind in die Kooperation Landwirtschaftsamt, Forstamt, Gutachter und letztlich auch die Interessengemeinschaft Kirdorfer Feld (IKF) eingebunden.

Polizeibesuch beim Schäfer

Umso mehr irritiert es sowohl Familie Berbalk als auch Heike Hilsenbek, dass Schäfer Jaak Bossuyt schon zwei Mal Besuch von der Polizei erhalten hat. Während die einen Spaziergänger ihn direkt ansprechen, wenn sie in Bezug auf die Tiere in irgendeiner Form irritiert sind, hatten andere Passanten die Beamten in der Meinung alarmiert, dass die 400 Schafe falsch gehalten werden. Das war für sie augenscheinlich, weil die Tiere mittags und nachts auf einer kargen Ackerfläche eingepfercht werden und dann nichts zu futtern haben. Das hat jedoch gute Gründe. „Einerseits sind viele Flächen für das Einpferchen vom Gutachter ausgenommen worden“, erzählt Katja Berbalk. Und Heike Hilsenbek ergänzt: „Dabei handelt es sich um magere Flachland-Mähwiesen und Pfeifengraswiesen, weil sie nicht durch den Kot der Tiere gedüngt werden dürfen.“

Schafe fühlen sich pudelwohl

Die Schafe selbst benötigen jedoch ihre Mittagsruhe, in der sie Zeit zum Wiederkäuen haben. Sie ihnen einzuräumen gehört mit zu den Pflichten des Schäfers. Und auch abends müssen sie für die Nacht eingegattert werden. Daher seien alle Beteiligten froh über das Angebot gewesen, die Ackerflächen für die Ruhezeiten der Tiere nutzen zu können. Zwar wirke das für den Laien auf den ersten Blick womöglich befremdlich, doch dabei handele es sich sogar in mehreren Punkten um eine gute Lösung. „Der Acker kann die Fäkalien viel besser aufnehmen und später können sie untergepflügt werden“, erläutert Heike Hilsenbek. Und auch wenn die Tiere bei Regenwetter matschige Klauen und ein braunes Fell bekommen, dann sei dieser Boden in den Ruhezeiten der Herde von Vorteil für sie. Denn hier versickert das Wasser viel schneller als auf einer Wiese. Alles in allem lobt Heike Hilsenbeck ausdrücklich: „Das Team vom Hof Berbalk macht seine Arbeit wirklich super!“

Dazu gehört obendrein, dass Schäfer Jaak Bossuyt die auf Bad Homburger Gemarkung neugeborenen Lämmer und ihre Mütter nach der ersten Untersuchung auf den Hof im südhessischen Waldems-Wüstems bringen lässt, damit die Kleinen dort in den Kindergarten kommen. „Die Mutter-Lamm-Bindung kann sich besser entwickeln, und wenn die Herde Ende Mai wieder zurück zu uns kommt, dann werden sie darin wieder integriert“, erläutert Katja Berbalk.

Wer möchte, kann sich auf dem Hof das durchaus sehenswerte Spektakel betrachten, wenn die Lämmer zum Beispiel die Gänse als Spielkameraden entdecken. Informationen zu dem Betrieb gibt es im Internet unter www.hof-berbalk.de.

Ob eines der Schafe vielleicht Appetit auf einen Grashalm hat? Das möchten die drei Jahre junge Clara und ihre Mutter Diana gerne herausfinden.Foto: Pfeifer



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