Löwenjäger Julius hat Schlag bei den Frauen

Gleich zwei Junggesellinnen, Ria Baleno (Veronika Heid) und Florence Wipperling (Anna Denfeld), haben ein Auge auf den Weltreisenden und Löwenjäger Julius Ludwig (Nils Thoma) geworfen. Foto: fch

Bad Homburg (fch). Seit mehr als 30 Jahren wird in Kirdorf Theater gespielt. Einer der Geburtshelfer und Organisatoren war der in diesem Jahr verstorbene Ehrenvorsitzende Günter Ochs, wie Thomas Schneider in seiner Begrüßung erinnerte. Passend zu den Klängen von Katja Ebsteins Eurovisions-Song „Theater, Theater“ aus dem Jahr 1980 ging „der Vorhang auf“ im Bürgerhaus Kirdorf, und für die Laiendarsteller des Ensembles der Kolpingfamilie Kirdorf wurde „die Bühne zur Welt“.

Dank der Spielfreude der zwölf Darsteller wurde das begeisterte Publikum Zeuge der verrückten Posse in drei Akten „Einer spinnt immer“ von Wilfried Reinehr. Mit großem Einsatz und viel Disziplin setzten alle eine imaginäre Maske auf und spielten drei Stunden lang so, wie ihre Rollen es von ihnen verlangten. Schnell wurde klar, dass alle, die oben auf der Bühne standen, an das Theater ihr Herz verkauft haben. Selbst Regisseurin Daniela Pohlen hatte es sich nicht nehmen lassen mitzuspielen und stand als Pensionsbesitzerin Lieselotte Ballermann im Rampenlicht.

Für Lacher und immer wieder aufbrausenden Szenenapplaus sorgte die heiter-turbulente Geschichte. Sie ist reich an Situationskomik gepaart mit Wortwitz. Die Geschichte lebt von Missverständnissen. Der vermögende Privatier Otto Ofenloch (Philipp Ernst) möchte unbedingt einmal eine Irrenanstalt von innen sehen und erleben. Und zwar eine „mit echten Irren und nicht nur halbseidenen Spinnern“. Sein Neffe Ottfried Ofenloch (Alexander Leonhardt), der in die Nichte der in finanziellen Nöten steckenden Pensionsbesitzerin Siglinde (Bianca Bickel) verliebt ist, hat eine zündende Idee. Er schwindelt seinem Onkel vor, dass es sich bei der Pension Ballermann um eine private Heilanstalt handelt. Und hofft, dass der Onkel der Pensionsbetreiberin finanziell unter die Arme greift. Die Gäste der Pension sind harmlos. Aber mit den Augen von Otto Ofenloch besehen, der glaubt, dass es sich bei ihnen um „echte Irre“ handelt, erscheinen sie in einem neuen Licht. Zu den Gästen der Pension gehören der Marschmusik liebende Heilsarmee Major Egon von Schönborn (Klaus Ernst), Ex-Leiter des Musikzugs, und die neugierige Autorin Christine Frank (Annette Ochs). Trifft das Duo aufeinander, dann prallen Musik und Muse gegeneinander. Für Aufruhr bei der Schriftstellerin, Pensionsgast Ria Baleno (Veronika Heid) und Hausbesitzerin Florence Wipperling (Anna Denfeld) sorgen alle Männer, besonders aber der Weltreisende und Löwenjäger Julius Ludwig (Nils Thoma). Nicht einfach hat es der Neffe der Pensionswirtin Ladislaus Locke (Oliver Ernst). Durch einen Schock hat er den Buchstaben „l“ verloren, den er fortan durch ein „n“ ersetzt. Trotz dieses Handicaps will er Schauspieler werden.

Der Wahlspruch von Detlef Wipperling (Stefan Kozubik), Miteigentümer des Hauses, lautet: „Lieber schwul und lebensfroh als verklemmt und hetero.“ Was Otto Ofenloch alles mit den „Irren“ erlebt, sorgt für Lacher im Publikum. Stets geht er auf ihre Wünsche und Absichten ein. So will er sich mit dem Major duellieren, den Weltreisenden auf eine Löwenjagd begleiten, und der Schriftstellerin erzählt er eine haarsträubende Lebensgeschichte. Den unglücklichen Möchtegernschauspieler verspricht er zu protegieren. Derweil sind die drei Junggesellinnen auf Suche nach einer besseren Hälfte. Auch Otto Ofenloch wirft ein Auge auf die strenge Pensionswirtin.

Die turbulente Geschichte nimmt ihren Lauf. Und Otto Ofenloch wird mit seinen Versprechungen, die die Pensionsgäste ernst genommen haben, konfrontiert. Ob es zum Happy End kam, wissen allein die Laiendarsteller der Kirdorfer Kolpingfamilie und ihre bestens von ihnen unterhaltenen Zuschauer.



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