Ausweis scannen, eintreten und Lektüre aussuchen

Bibliotheks-Mitarbeiterin Irina Resch steht stolz in der Eingangstür der neuen Stadtteil-Bibliothek im Ober-Erlenbacher Oberhof: „Das Konzept der Open Library basiert auf gegenseitigem Vertrauen zwischen Bibliothekspersonal und Lesern.“ Foto: privat

Bad Homburg (a.ber). „Ein lebendiger Treffpunkt, der reiches soziales Leben ermöglicht“: Das wünscht sich Irina Resch für den neuen Standort der Stadtteilbibliothek Ober-Erlenbach, der am 6. Juli dieses Jahres im Oberhof in der Burgholzhäuser Straße 2b eröffnet werden soll.

Mit dem neuen Konzept der „Open Library“, der ersten ihrer Art in Hessen, wollen der Leiter der Bad Homburger Stadtbibliothek, Klaus Strohmenger, und seine erfahrene Ober-Erlenbacher Bibliotheks-Mitarbeiterin, Irina Resch, mit erweiterten Öffnungszeiten den Menschen im Stadtteil ein attraktives Angebot machen: Außer Präsenz-Zeiten der Bibliotheks-Mitarbeiterin wird es Zeiten geben, in denen die Besucher die Bücherei alleine nutzen können.

Der Bestand an etwa 10 000 Medien – Bücher, Bilderbücher, Hör-CDs, DVDs und Zeitschriften – den es am bisherigen Standort Am Alten Rathaus 5 gab, wird vorerst gleich bleiben; doch das Raumangebot für die Besucher wird mit 300 Quadratmetern im Oberhof sehr viel größer sein. Kernstück ist ein mehr als 200 Quadratmeter großer Bibliotheksraum im ersten Stockwerk, im Erdgeschoss gibt es ein Entrée mit einem Aufenthaltsraum mit Tischen und eine Toilette.

Kennzeichen der „Open Library“ ist ein Rückgabe-Automat für Medien im Eingangsbereich. Das aus Dänemark stammende Bibliothekskonzept, das seit 2017 auch an einigen Standorten in Deutschland erprobt wurde und das sich vor allem in kleineren Gemeinden bewährt hat, sieht vor, dass der eingetragene Leser sich zu Zeiten, in denen kein Bibliotheks-Mitarbeiter am Ort ist, mit seinem Bibliotheksausweis über ein Lesegerät vor der Eingangstür Zutritt zu seiner Bücherei verschaffen kann. Alle Leser ab 16 Jahren können dieses Scan-Verfahren nutzen, jüngere Jugendliche und Kinder müssen in Begleitung eines Erwachsenen sein.

Öffnet sich die Tür, kann der Besucher im Eingangsbereich ausgeliehene Medien an dem Automaten zurückgeben. Im Obergeschoss sind die Bücherregale und Plätze für andere Medien zugänglich, es gibt einen „Selbstverbucher“, mit dem der Leser neue Medien ausleihen kann und einen Online-Katalog. Wie in der Stadtbibliotheks-Hauptstelle in der Dorotheenstraße erklingt auch in der neuen Bibliothek Ober-Erlenbach ein Klingelton, wenn man aus Versehen das Gebäude verlassen will, ohne die Ausleihe gebucht zu haben. Zum Schutz vor Diebstahl und Vandalismus und zur Sicherheit der Besucher werden die Bibliotheksräume durch Kameras überwacht, die Aufzeichnungen werden automatisch nach 14 Tagen gelöscht; eine Durchsage macht jeweils fünf Minuten vor Schließung der Bibliothek den Besucher aufmerksam, Beleuchtung und Heizung werden automatisch gesteuert.

Irina Resch, die das neue Konzept mit vorbereitet hat, freut sich darauf, den Bewohnern von Ober-Erlenbach nun einen Ort anbieten zu können, wo sich die Menschen treffen, wo an den Tischen auch gelernt und „in guter Atmosphäre“ gelesen werden kann. „Ich erhoffe mir, dass ich all diejenigen weiter antreffen werde, die bisher die Stadtteil-Bücherei besucht haben und dass neue Menschen dazukommen“, so Resch, die die Zweigstelle im Alten Rathaus, die vor mehr als 30 Jahren von der Bibliothekarin Carola Patrzek gegründet worden war, vor acht Jahren übernahm. „Ich habe viel miterlebt“, erzählt Resch, langjährige Mitarbeiterin der Stadtbibliothek. „Früher wurden die ausgeliehenen Bücher noch gestempelt, dann gab es die Umstellung auf Barcodes und Datenbank, und nun haben wir die Open-Library-Technik geplant.“

Ihren Schwerpunkt Junge Familien will Irina Resch beibehalten. Und dass die Besucher der neuen Bücherei im Oberhof „verantwortungsvoll mit ihrer Bibliothek umgehen werden, so, als wären sie zu Besuch bei Freunden“, da ist sich Irina Resch sicher. „Das Konzept funktioniert nur mit gegenseitigem Vertrauen.“

Irina Resch beziehungsweise eine Kollegin werden ab 6. Juli zu den gewohnten Stunden – dienstags und donnerstags von 16 bis 19 Uhr und mittwochs von 9.30 bis 11.30 Uhr – in der neuen Bibliothek anwesend sein und Leser mit Lesestoff und Tipps versorgen. Aus den drei halben Öffnungstagen werden aber nun durch die Open Library drei ganze: Dienstag, Mittwoch und Donnerstag ist dann jeweils von 9.30 bis 19 Uhr geöffnet. Die neuen Lesekarten, die auch den automatischen Eintritt ermöglichen, werden ab Anfang Juli in der Bibliothek im Oberhof erhältlich sein.



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