Das Sams erobert die Heimatstube Ober-Erlenbach

Torsten Martin und Felicitas Hartmann haben in Bamberg mit dem Autor die Exponate ausgewählt, zu denen auch Maars alte Reiseschreibmaschine gehört. Fotos: fch

Bad Homburg (fch). Das freche Sams, der schüchterne Herr Taschenbier, Frau Rotkohl und ihr streng geheimes Apfelkuchenrezept, der kleine Lippel und seine Träume, Herr Bello, der Mensch gewordene Hund, Herr Mon und seine Tiere, das kleine Känguruh und der tätowierte Hund: Mit ihnen sind Generationen von Kindern weltweit groß geworden. Ausgedacht hat sich all diese Figuren und ihre Geschichten Paul Maar.

Dem bekannten Schriftsteller, Theater- und Drehbuchautor, Lyriker, Songtexter, Erzähler, Zeichner und Illustrator hat die Heimatstube Ober-Erlenbach eine eigene Ausstellung gewidmet. Kuratiert haben sie Felicitas Hartmann und Torsten Martin, eröffnet wurde sie am Sonntag von Oberbürgermeister Alexander Hetjes. Paul Maar ist in Ober-Erlenbach bekannt. Die Grundschule trägt seit 1998 auf Anregung der ehemaligen stellvertretenden Schulleiterin Dietlinde Bergmann seinen Namen. „Er hat unseren Schulkindern regelmäßig aus seinen Büchern vorgelesen“, erinnerte sich die ehemalige Schulleiterin Claudia Lenius. Sie gehörte zu den zahlreichen Besuchern der Vernissage, die sich auf ein Wiedersehen oder erstes Treffen mit dem Autor gefreut hatten.

Krankheitsbedingt musste der fast 82-Jährige sein Kommen absagen. Er wandte sich in einem Brief, den Felicitas Hartmann vorlas, an seine kleinen und großen Fans. „Ich hatte mich sehr darauf gefreut, diese Ausstellung eröffnen zu dürfen, Ihnen etwas zu den Bildern erzählen zu dürfen, und vielleicht das eine oder andere Maar-Gedicht vorzulesen. Leider ist es anders gekommen“, bedauerte der Autor, der sich in einer Rehaklinik von einer Herz-Operation erholt.

Rüsselnase und Wunschpunkte

Für ihn las der Schüler Adam Zenouaki (8) das lustige Gedicht „Irgendwo in der Welt“ vor. Und Torsten Martin berichtete, was Besucher sich alles in der Maar-Ausstellung ansehen können. „Die Ausstellung zeigt Original-Illustrationen aus allen seinen Schaffensperioden. Szenen aus den Sams-Büchern bilden einen Schwerpunkt.“ Das erste Buch über „Das Sams“ erschien 1973. Das Sams ist ein blitzgescheites und respektloses kleines Fabel-Wesen mit Rüsselnase und blauen Wunschpunkten im Gesicht. Es hält der erwachsenen Welt in seinen Geschichten einen Spiegel vor und hilft dem hilflosen, kindlich gebliebenen Herrn Taschenbier beim Erwachsenwerden. Entdeckt werden kann in der Heimatstube Ober-Erlenbach aber auch Paul Maars alte Reiseschreibmaschine, auf der er sein erstes, 1968 veröffentlichtes Kinderbuch „Der tätowierte Hund“ tippte. Oder sein erstes, handgeschriebenes Manuskript. Zu sehen sind in Regalen und Vitrinen auch 72 Bücher von Paul Maar. Darunter zahlreiche Exemplare aus aller Welt. „Meine Bücher sind inzwischen in mehr als 40 Sprachen übersetzt, darunter ins Arabische, Persische, Chinesische, Koreanische oder Thailändische“, wie der Autor in seinem Brief informierte.

Bei Kaffee und Kuchen

Alle Exponate haben Felicitas Hartmann und Torsten Martin gemeinsam mit dem Autor zwei Stunden lang bei einem Besuch in Bamberg ausgewählt. „Wir haben vor eineinhalb Jahren mit ihm Kontakt aufgenommen. Er war sehr freundlich und zuvorkommend. Wir wurden von ihm, seiner Frau und Tochter begrüßt und zu Kaffee und Kuchen eingeladen“, berichtete Felicitas Hartmann. Die Exponate waren zuvor in einer Ausstellung in Speyer gezeigt worden.

Im Foyer begrüßt werden die Ausstellungsbesucher von einer Sams-Figur und Hund Bello, die beide Leihgaben aus der Paul-Maar-Schule in Nidderau-Eichen sind. Sie begrüßen die Besucher und laden sie ein, einen oder auch zwei Blicke auf das breite Gattungsspektrum des Oeuvres von Paul Maar und dessen facettenreiche literarische Darstellungsformen zu werfen. Und Bekanntschaft zu schließen mit dem Zwerg, der aus der Bio-Tonne in Herrn Mockinpots gemütliche Wohnung zieht, einer sprechenden Vase, die Wünsche erfüllen könnte, wenn ihr einmal richtig zuhören würde oder einer Königin, die ihre Lesebrille auf dem royalen Klo vergisst. Die Geschichten und Gedichte des Autors sprechen gleichermaßen Erwachsene und Kinder an. Paul Maars Fantasie und Sprachkunst verleihen seinen Figuren auf skurrile, ironische und humorvolle Weise Flügel.

!Die Ausstellung in der Heimatstube Ober-Erlenbach , Am Alten Rathaus 9, ist bis zum 17. November jeweils an den Sonntagen 1. September, 15. September, 6. und 20. Oktober sowie 3. und 17. November von 15 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Das Begleitprogramm besteht aus dem Vortrag von Dr. Jochen Ziegler „Das Bild des Lehrers im Wandel der Zeiten“ am 23. September um 19 Uhr und der Lesung aus einem Buch von Paul Maar in verschiedenen Sprachen im Rahmen der Kulturnacht am 26. Oktober um 19 Uhr.

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