Der Schlagges ist tot – doch die Alehaaner Wuzzekerb ist quicklebendig

Noch thront der Schlagges im Kerbebaum.

Fotos: Natalie Diehl

Altenhain (nd) – „Wem is die Kerb?“ – „Unser!“, so hieß es wieder auf dem Bolzplatz in Altenhain zur Alehaaner Wuzzekerb. Nachdem es in Altenhain seit 2010 keine Kerb mehr gegeben hatte, ist die Kerb inzwischen wieder eine feste Tradition im Ort – sie findet am zweiten Septemberwochenende statt.

Es hatte damals keine aktiven Kerbeborsch mehr gegeben, doch im Jahr 2016 wurde sie erneut ins Leben gerufen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, überhaupt neue Beteiligte zu finden, startete der Altenhainer Kerbeverein zunächst mit nur 15 Mitgliedern und ist inzwischen wieder auf rund 50 Mitglieder angewachsen, darunter 29 Aktive. Seit 2017 sind auch Kerbemädscher, in Altenhain Wuzzermädscher genannt, dabei.

Der Schlagges wird verteidigt

Besonders stolz sei man, so Kerbevadder Leon Paul, auf den Kerbebaum, denn seit der Neugründung sei es das erste Mal gewesen, dass es auf der Altenhainer Kerb wieder einen Kerbebaum gegeben habe. Ganz oben im Baum, der viele Mühen beim Abtransport aus dem Wald kostete, thront traditionell der Schlagges. Diesen gilt es zu beschützen, denn Kerbeborsch aus umliegenden Dörfern würden versuchen, den Schlagges zu stehlen.

Am Freitag, 8. September, wurden die Kerbeborsche und die Wuzzermädscher dann mit Stolz geschwollener Brust im proppenvollen Festzelt durch den Kerbevadder vereidigt. Auf Knien schworen sie unter anderem, über die Dauer der Kerb stets pünktlich zu sein und den Schlagges mit Leib und Leben zu verteidigen. Bei einem Diebstahl des Schlagges drohte den Verteidigern die drakonische Strafe, bei der Apfellese der Neuenhainer mithelfen zu müssen, was zu Gejohle unter den zahlreich anwesenden Neuenhainer Kerbeborsche führte. Schon während der Vereidigung herrschte beste Stimmung im Zelt und mit der anschließenden Kerbeshow der Altenhainer Kerbeborsch und -mädscher stieg die Stimmung auf den Höhepunkt. Bei Äbbelwoi, Bratwurst und der Musik des DJs BuzzinLights wurde bis tief in die Nacht getanzt.

Ferkel-Olympiade

Obwohl sicherlich alle Beteiligten, wenn überhaupt, spät ins Bett gingen, die Borsche und Mädscher hielten sich an ihren Eid und waren pünktlich am Samstagmittag zur Ferkel-Olympiade, dem Kinderfest der Kerb, vor Ort. Bei strahlendem Sonnenschein hatten die anwesenden Kinder sichtlich Spaß an den angebotenen Spielen wie Bungee-Run oder Sackhüpfen und viele Dorfbewohner brachten selbstgebackene Kuchen zur leiblichen Stärkung vorbei.

Beerdigung des Schlagges

Wie es die Tradition verlangt, wird der Schlagges am Ende der Kerb beerdigt – so auch in Altenhain. Am Sonntagabend trug der Trauerzug aus Kerbeborsche und Wuzzermädscher unter lautstarkem Geheule den „toten“ Schlagges ins Festzelt. Eine amüsante Trauerrede hielt der Kerbevadder, als Pfarrer verkleidet, unter großem Gelächter des Publikums. Im Anschluss wurde der Schlagges vor dem Zelt mit Hilfe der Feuerwehr verbrannt.

Die Altenhainer sind sichtlich froh, dass es die Kerb wieder gibt und alle Teilnehmer wurden über das ganze Wochenende mit bestem Wetter belohnt. Die Wiederbelebung der Alehaaner Wuzzekerb ist ein voller Erfolg und es wird sie hoffentlich noch lange geben, denn: „Sie haben ne Wuzz, nen Baum, ne Kerb und alles, was dazu gehört“, und sowieso gilt grundsätzlich: „Nach de Kerb is vor de Kerb!“



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