Bienenfreundliches Bad Soden – 52.000 qm für den NaturschutzNeubepflanzung der Baumringe durch Mitarbeiter der Stadtgärtnerei. Besondere Stauden sollen die Stadt bienenfreundlicher machen. Foto: Stadt Bad Soden

Bad Soden
(bs/Sc) – Für Viele ist es nicht auf den ersten Blick erkennbar, aber in Bad Soden werden erhebliche Anstrengungen unternommen, damit im Stadtgebiet mehr Blumen und Wildstauden blühen können. Gerade diese Pflanzen sind es, die die Grundlage für eine große Artenvielfalt auf dem Gebiet der Schmetterlinge und Bienen bieten. Durch ihre Ansiedlung und Vermehrung tragen die Insekten maßgeblich zur Bestäubung vieler Pflanzen bei. Vor ca. fünf Jahren begründete der lokale Naturschutzbund (NABU) mit Unterstützung von BUND, Imkerverein, Wir für Bad Soden, Greenpeace, Taunus-Klub und dem Obst- und Gartenbauverein Neuenhain die Aktion „Bad Soden erblüht“. Ziel der Gemeinschaftsaktion war es, die Möglichkeit zu schaffen, auf städtischen und privaten Flächen mehr Areale mit Wildblumen anlegen zu können.

Extensive Bewirtschaftung

Der Schlüsselbegriff der Aktion heißt „Extensive Bewirtschaftung“ und bedeutet, dass die Menschen weniger intensiv in den Naturhaushalt eingreifen und ihn möglichst seiner natürlichen Entwicklung überlassen. Dazu zählt auch, dass nur ein- bis zweimal im Jahr gemäht wird, Büsche und Brombeerenhecken entnommen und so genannte „Blühinseln“ angelegt sowie Obstbäume gepflanzt werden. Davon profitieren nicht nur Insekten und Wildbienen, sondern auch die am Boden brütenden Tiere, die dadurch wichtige Rückzugsräume zurückgewinnen.

Biologische Vielfalt

Neben der Umstellung der Bewirtschaftung spielt auch die aktive Umgestaltung einzelner Flächen eine große Rolle zur Förderung der biologischen Vielfalt. So wurden beispielsweise im letzten Jahr die Rasenflächen an der Kreiselanlage vor der Otfried-Preußler-Schule entfernt und in Kooperation mit dem Verein „Main-Taunus Naturland und Streuobst“ durch Wildstaudenpflanzungen ersetzt. Auch bei der Neubepflanzung von Baumscheiben (begrenzende Umrandungen) greifen die Stadtgärtner seit einigen Jahren vermehrt auf Blühstauden wie Salbei oder Lavendel zurück, um zahlreichen Wildbienen und Tagfaltern auf diese Weise wertvolle Nahrung zu bieten. Seit sechs Jahren arbeiten auch die jeweiligen Grünflächenämter der Kommunen im Main-Taunus-Kreis zusammen, um gezielt gegen das Artensterben vorzugehen. In Bad Soden wurden 15 Flächen mit einer Gesamtgröße von mehr als 52.000 Quadratmetern aufgelistet, aus der intensiven Bewirtschaftung herausgenommen und in ein Konzept zur Biotop-Vernetzung übertragen. So soll eine möglichst großflächige Verbindung der einzelnen kommunalen Maßnahmen erreicht werden.

Artenvielfalt der Insekten

„Von heute auf morgen lassen sich allerdings keine schnellen Erfolge erzielen“, erläutert Torsten Roller, Chef der Bad Sodener Stadtgärtner. „Die Neuanlage dieser Flächen und die Mahdumstellung bedingen anfangs einen hohen Pflege- und Kontrollaufwand“. So müsse unter anderem das gemähte Grün immer entfernt werden, damit der Nährstoffhaushalt stabil bleibt. Dafür wurde extra ein Schlepper mit Sammelmähwerk angeschafft. Selbst unter diesen Voraussetzungen könne aber niemand garantieren, dass sich alle Flächen wie gewünscht entwickeln, weil Standortfaktoren wie der Nährstoffhaushalt und die Bodenart nur begrenzt beeinflusst werden können. „Für eine möglichst erfolgreiche Bestäubung ist die Artenvielfalt der Insekten von großer Bedeutung“, erklärt Bürgermeister Dr. Frank Blasch die Anstrengungen der Stadt Bad Soden. So arbeiten die städtischen Gärtner eng mit den Naturschutzverbänden vor Ort zusammen – vor Kurzem wurden im Ökologischen Lehrpark Rohrwiese deshalb drei Inseln mit Stauden und Wildblumen durch den NABU angepflanzt (Bericht in dieser Ausgabe). „Wenn wir Hand in Hand arbeiten, können wir viel für ein bienenfreundliches Bad Soden erreichen“, ist Bürgermeister Dr. Frank Blasch nachhaltig überzeugt.

Imkerverein aktiv engagiert

Auch Guido Henrich, Vorsitzender des Imkervereins Bad Soden und damit hauptamtlich in Sachen Bienen engagiert, merkt in seiner Stellungnahme an, dass der Verein auf seinem 4.000 m² großen Vereinsgelände schon vor einigen Jahren mehrere Obstbäume gepflanzt hat. Auch die Hecken rund um das Grundstück sind so belassen worden, wie die Natur es vorgibt, und bestehen deshalb primär aus Holunder, Weißdorn und Brombeeren. Darüber hinaus hat der Imkerverein eine knapp 200m² große Blumenwiese angelegt, die jedes Jahr aufs Neue mit ihren Sonnenblumen, Phazelien und verschiedenen Senf- und Klee-Sorten für Nahrung sowohl für die Honigbienen als auch für die gut 500 verschiedenen Wildbienenarten sorgt.

„Wir Imker können unseren Honigbienen helfen und sie pflegen, aber sie sind insgesamt auf ein gutes Nahrungsangebot angewiesen“, merkt Henrich an. Man müsse sich in Erinnerung rufen, dass es die Wildbienen seien, die nicht nur in der Art ihrer Nistplätze, sondern auch in ihrer Nahrungsaufnahme spezialisiert seien. Genau diese Vielfalt müsse weiter gefördert werden, wobei die Maßnahmen der Stadt hier absolut in die richtige Richtung weisen, denn mit Balkonpflanzen wie z.B. Geranien könnten Insekten nicht viel anfangen.

Pflanzentipps zum Hausgebrauch

Wer Bienen und anderen Insekten einen „gedeckten Tisch“ anbieten möchte, der könne zu Beginn des Frühlings z. B. Salweiden, Krokusse, Sternhyazinthen, Winterlinge oder auch Schneeglöckchen anpflanzen. Weiter gehe es dann mit den Blüten der Obstbäume und des Löwenzahns. Die Blüten von Küchenkräutern wie z.B. Thymian, Schnittlauch, Basilikum, Rosmarin, Salbei, usw. werden von den Bienen auch gerne angenommen. Grundsätzlich sei fast alles, was offene Blüten habe – wie Dahlien, alte Rosen, Sonnenhut, Malven, usw. – eine gute Nahrungsquelle für die Bienen. Sehr wertvoll sei auch der Nektar der größeren Bäume, beispielsweise der Linden, Kastanien und Robinien. Das Schöne, so merkt Guido Henrich an, sei die Vielfalt, mit der man für sich und seine Umwelt etwas Gutes tun könne. Die beispielhaft angeführten Pflanzen seien dabei nur ein Teil dessen, was die Flora zur Verfügung stellt.



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