Brennnessel und mehr – wie ungeliebte Pflanzen der Umwelt und uns selbst guttun können

Kräuterführung in Bad Soden am vergangenen Freitag: Die Kräuterkundlerin Sibylle Hasler begeistert mit ihrem Wissen über die heimische Pflanzenwelt.Foto: Silvia Weber

Bad Soden (sw) – Die Umweltpädagogin Sibylle Hasler sprach bei ihrer Bad Sodener Wildkräuterführung über Leckeres, Nützliches und Mystisches mit heimischen Kräutern und erläuterte deren große Bedeutung zum Beispiel für die immer rarer werdenden Schmetterlinge.

Es gibt Gärten, in denen darf nur grünes Gras wachsen, möglichst gerade und kurz geschnitten. Es gibt Schottergärten, deren schwarze Steine so lebensfeindlich sind wie eine Mondlandschaft. Und dann gibt es auch noch pralles Sprießen, Grünen und Wuchern. Kunterbunt und vielfach einfach lecker. „Auf einem Quadratmeter finden sich im Schnitt zehn verschiedene Wildkräuterarten“, erläuterte Sibylle Hasler gleich zu Beginn ihrer 90-minütigen Führung den wissbegierigen Teilnehmenden. Die Kräuterkundige, die seit fast 40 Jahren im Taunus lebt, macht die beliebten Führungen in die Natur für die Stadt Bad Soden im Wechsel mit Regine Ebert.

Start der Führung war die Königsteiner Straße – und direkt neben dem Pflaster begann es schon zu blühen. Wohl den wenigsten war klar, wie viel Power in einer Brennnessel steckt und wie vielseitig sie verwendet werden kann: „In Istanbul werden männliche Brennnesselsamen als Vitalitätsmittel auf dem Markt verkauft“, berichtete die Kräuterfrau den Zuhörenden. Die Brennnessel enthält unter anderem Kalium, Magnesium, Kalzium, Silizium und Kieselsäure, aber – aufgepasst – auch Histamin. Aus den Blättern lässt sich Spinat herstellen, der Tee ist gut verträglich, ausleitend und reinigend. Auch einen Tipp zum schmerzfreien Ernten hat die Expertin: „Von oben greifen, nach oben wegziehen, dann kann man sie ohne Schmerzen anfassen.“

Mit so viel guten Eigenschaften erscheint die vielfach ungeliebte Brennnessel gleich in ganz anderem Licht. Aber nicht nur für uns Menschen ist die Nessel ein Gewinn, sie ist auch Futterpflanze für über 30 heimische Schmetterlingsarten. Diese sind in den letzten zehn Jahren um über siebzig Prozent zurückgegangen.

Immunstärkende Kraft

Haslers informative Tour stellte auch andere Pflanzen in den Fokus, die leicht übersehen werden: Die zartrosa Blüten eines Storchenschnabels machen sich gut im Salat, die jungen Blätter der Gundelrebe kann man in flüssige Schokolade tauchen und im Kühlschrank aushärten. Auch andere Tipps aus der Wildkräuterküche lassen aufhorchen: Sibylle Hasler widmete sich zum Beispiel dem „Gärtnerschreck“ Giersch, mit dessen Blüten man Kuchen und Kanapees verschönern und dessen Blätter man zu Salat, Spinat oder in Lasagne verarbeiten kann.

Hasler, die eine eigene Kräuterschule in Kelkheim-Ruppertshain hat, schwört auf die immunstärkende Kraft der Wildkräuter, enthalten diese doch Vital- und Mineralstoffe, Proteine, Bitter- und Gerbstoffe sowie die angesagten Bioaktive Pflanzenstoffe, die entgiftend wirken und jung und fit halten.

Also, Augen auf beim nächsten Spaziergang – oder, noch besser: Ein paar heimische Wildkräuter in den eigenen Garten pflanzen.



X