Initiative zu mehr Lebensrettung ist eine „Herzensangelegenheit“ des DRK Bad Soden

Thomas Walther vom DRK unterstützt eine Besucherin bei der Herzdruckmassage am Dummy. Fotos: Diehl

Bad Soden (nd) – Die Aktion „Herzensangelegenheiten“ lockte am vergangenen Donnerstagabend zahlreiche Besucher ins Foyer des Kulturzentrums Badehaus im Alten Kurpark. Initiiert vom DRK Bad Soden, hielt der Bereitschaftsarzt Reinhard Volz einen Vortrag zum Thema Sofortmaßnahmen bei Herzversagen.

Thematik betrifft alle

Begrüßt wurden die aufmerksamen Besucher von Martin Seimetz, erster Vorsitzender des DRK Bad Soden. Er freute sich über das große Interesse, denn die Thematik, so mahnte er, würde jeden betreffen. Man müsse die Sofortmaßnahmen immer wieder trainieren, um in Übung zu bleiben. „Das Thema liegt uns vom DRK sehr am Herzen, denn es kann Leben retten“, so Seimetz. Bürgermeister Dr. Frank Blasch war ebenfalls vor Ort und lobte das Engagement der Ehrenamtlichen. Er selbst habe seit seiner Zeit beim Zivildienst auch keine Lebensrettung mehr geübt. „Ich bedanke mich beim DRK ganz herzlich für die Initiative – das DRK ist ein zuverlässiger Partner für die Stadt Bad Soden“, bestätigte Blasch.

120.000 Herzstillstände pro Jahr in Deutschland

Reinhard Volz erklärte zunächst allgemeinverständlich die Funktion des Herzens. Dieses hat, so führte er aus, eine eigene Blutversorgung – die Herzkranzgefäße. Wenn eines oder mehrere dieser Gefäße verstopft sind, kommt es zum Herzinfarkt. Das Deutsche Reanimationsregister, dem mehr als die Hälfte aller Rettungsdienste angeschlossen sind, dient u.a. als Datenbank für die Erhebung, Auswertung und Beurteilung von Reanimationen im Rettungsdienst und in Kliniken. Diesem Register ist zu entnehmen, dass es im vergangenen Jahr zu rund 120.000 Herzstillständen gekommen ist. „Wenn man das auf den Hochtaunuskreis hochrechnet, sind das sieben Infarkte pro Woche“, erklärte Volz. Normalerweise sei kein Notarzt anwesend, wenn es zum Herzstillstand komme. Wenn das Herz stehen bleibt, gehe es schnell, bis das Gehirn nicht mehr mit Sauerstoff versorgt werde und es zu irreparablen Schäden komme. Bis ein Rettungswagen da sei, vergehen im Schnitt acht Minuten. Da sich 70 Prozent der Herzinfarkte zu Hause ereignen, sei es hilfreich, wenn sich Betroffene in einer solchen Situation zu helfen wisse.

Prüfen – Rufen – Drücken

Wichtig sei es in einer solchen Situation, den eigenen Schrecken zu überwinden und zu handeln. Bei rechtzeitigem Eingreifen könnten so bis zu 10.000 Menschen pro Jahr gerettet werden. „Prüfen – Rufen – Drücken ist die richtige Vorgehensweise“, so Volz. Zunächst müsse man prüfen, ob der Patient ansprechbar sei, auf Berührung reagiere und ob die Atmung normal sei. Um die Atemwege zu öffnen, solle dem Patienten der Kopf in den Nacken gelegt werden. Dann müsse Hilfe organisiert werden – die Notrufnummer 112 ist hier die 1. Wahl. Generell sei es gut, wenn der Helfende bei einer Reanimation nicht alleine ist, allerdings kann die Notrufzentrale auch Anleitung zur Reanimation geben. Sobald Hilfe unterwegs ist, kann mit der Reanimation begonnen werden.

Mit der Kraft des ganzen Körpers muss der Brustkorb des Patienten mit gestreckten Armen senkrecht von oben 5 bis 6 Zentimeter tief eingedrückt werden und das 100- bis 120-mal pro Minute. Zum einen sorgt das Zusammendrücken des Herzmuskels zwischen Brustbein und Wirbelsäule für eine gewisse Blutzirkulation.

Zum anderen verändert sich beim Pressen auch der Druck im gesamten Thorax (Brustkorb), was den Blutkreislauf durch eine Sogwirkung zusätzlich antreibt. Sollten bei der sogenannten „Herzdruckmassage“ Rippen brechen, sei das nicht schlimm, schließlich sei ein Herzstillstand schlimmer als gebrochene Rippen. Für den Führerschein hatten viele der Gäste zwar schon einmal einen Erste-Hilfe-Kurs besucht, allerdings war das bei einigen doch schon länger her. Damals wurde noch gelehrt, wie wichtig auch das Beatmen sei – heute entspricht das nicht mehr dem aktuelle Stand der Dinge. Beatmen soll nur derjenige, der es sich auch zutraut. Wichtiger ist die Herzdruckmassage.

AEDs in öffentlichen Gebäuden

Auch die Funktion eines Automatisierten Externen Defibrillators – kurz AED – erklärte Reinhard Volz. Die Geräte, auch Laiendefibrillator genannt, sind in vielen öffentlichen Gebäuden installiert, so auch in Bad Soden. Sich an ein solches Gerät heranzutrauen sei kein Problem, denn das Gerät erklärt während der Benutzung die einzelnen Schritte. Sollte der Patient keinen Herzstillstand, keine Herzrhythmusstörung oder kein Kammerflimmern haben, zeigt der AED dies ebenso an und es ist dann nicht möglich, die Defibrillation zu aktivieren. Wichtig ist es, den Patienten bei der Anwendung nicht zu berühren, um nicht selbst „geschockt“ zu werden. „Solang man den Patienten während des Schocks nicht berührt, kann man eigentlich nichts falsch machen“, so Volz.

Praktische Übungen am Modell

An vier Dummys konnten die Besucher im Anschluss selbst die Herzdruckmassage üben. Geduldig und mit vielen hilfreichen Tipps erklärten die Mitglieder des Deutschen Roten Kreuzes die richtige Vorgehensweise. Anfangs waren die Teilnehmer noch etwas zaghaft, doch schnell lernten sie, den richtigen Druck auszuüben.

Die Veranstaltung soll in Zukunft regelmäßig stattfinden, spätestens im Herbst nächsten Jahres wird es wieder die Aktion „Herzensangelegenheiten“ geben. Zur Unterstützung im Notfall gibt es auch diverse Apps.

Viele Ehrenamtliche im Rettungsdienst nutzen die App „Region der Lebensretter“. Setzt jemand einen Notruf über Nummer 112 ab, so erhalten im Falle von Herzproblemen parallel zum Rettungsdienst registrierte, professionelle Ersthelferinnen und Ersthelfer über diese App einen Voralarm. Diese Ersthelfer können oft noch vor dem Rettungsdienst eintreffen.

Den Erste-Hilfe-Kurs aufzufrischen kann in jedem Fall nicht schaden. Diesen können Interessierte beispielsweise beim DRK absolvieren. Bei Interesse stehen auch die Übungsabende des DRK zur Verfügung. Diese finden immer donnerstags um 20 Uhr in der Hunsrückstraße 5 statt.

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