Nach der Kerb ist vor der Kerb – Neuehaaner Geeleriewekerb war ein echter Erfolg

Die Eröffnung der „Geeleriewekerb“ in Neuenhain wurde auch in diesem Jahr ordentlich gefeiert! Fotos: Diehl

Neuenhain (nd) - In Neuenhain fand von Freitag, den 1. bis Sonntag, den 4. August wieder die beliebte Geeleriewekerb statt. Die Besucher waren in Strömen zu der wohl größten Kerb der Umgebung gekommen. Von weit her waren Feierwillige gekommen. Bereits zum dritten Mal war sogar eine Gruppe von dreißig Personen aus Berkach, einem Stadtteil von Groß-Gerau, angereist - in diesem Jahr hatten sie sich kurzerhand einen Bus gemietet. Die Neuehaaner Kerb genießt nicht zu Unrecht ihren guten Ruf. Neben dem riesigen Kerbezelt fand man auf dem Festplatz einen gemütlichen Biergarten zum Verweilen, während sich die jüngsten Gäste auf dem Kinderkarussell und beim Autoscooterfahren vergnügten oder sich am „Candy-Shop“ Zuckerwatte holten. Auch für das leibliche Wohl war bestens gesorgt, ob leckere Wildbratwurst oder Champignons mit Tsatsiki, die Auswahl war groß. Selbstverständlich durfte auch der „Äbbelwoi“ der Apfelschmiede nicht fehlen.

Mini-Kerbeborsch schwören auf Apfelsaft

Los ging es am Donnerstag mit der Eröffnung des Kerbezeltes und der Partyband „Deja vu“ aus Kriftel. Höhepunkt war der Einlauf der Kerbeborsch und Petzküh und die Übergabe der Kerbefahne durch die Mini-Kerbeborsch. Begrüßt wurden die Besucher durch den ersten Vorsitzenden des Kerbevereins Neuenhain e. V. Jérôme Kirchhoff. Er richtete Worte des Dankes an alle Helfer und hieß den Bürgermeister Bad Sodens, wie auch die Kerbegesellschaften anderer Orte, willkommen. Ein besonderer Dank galt der Freiwilligen Feuerwehr, dem DRK und der TSG Neuenhain, denn deren Mitglieder packten tatkräftig hinter der Theke an und übernahmen die Bewirtung. Anschließend übernahm Kerbepfarrer Jonathan Sterzel. „Die Aufgabe des Kerbepfarrers ist es, für Ordnung zu sorgen und darauf zu achten, dass die Kerbe-regeln eingehalten werden“, erklärte Moritz Romberg, Pressesprecher des Kerbevereins. Über Nachwuchsprobleme muss sich der Verein keine Sorgen machen; unter den zwölf vereidigten Petzkühen und fünfzehn Kerbeborsch befanden sich fünf Jungpetzküh und zwei Jungkerbeborsch und auch die Kerbeminis standen in großer Zahl auf der Bühne. Die Minis wurden von Jonathan Sterzel vereidigt und gelobten nur echten Neuenhainer Apfelsaft zu trinken, bis die Kerb zu Ende ist. Besiegelt wurde der Schwur mit einem kräftigen Schluck Apfelsaft aus dem „Gerippten“. Auch der Bürgermeister Bad Sodens, Frank Blasch (CDU), leistete seinen Kerbeeid. Da er aufgrund eines Frankreichurlaubes während des Aufbaus des Festzeltes nicht anwesend sein konnte, versprach er beim Kerbeumzug am Sonntag französische Spezialitäten an die Umzugsteilnehmer zu verteilen. Generell zeigte sich Frank Blasch sehr nahbar und war über das ganze Wochenende hinweg vor und hinter der Theke zu finden. „Endlich ist wieder Kerb, ich freue mich das ganze Jahr darauf - bei uns in der Familie herrscht Ausnahmezustand“, so Blasch. Kerbepfarrer Sterzel erklärte die Kerb für eröffnet und als die Band den Hit „Love is in the air“ von John Paul Young spielte, stürmten viele Tanzpaare die Bühne, die zugleich eine Tanzfläche war.

Mächtiger Kerbebaum am Festplatz

Am Freitag wurde um 17 Uhr der Kerbebaum gestellt. Hoch oben im prächtigen Nadelbaum thronte dann bis zum Ende der Kerb am Sonntag der Schlackes (Kerbepuppe). Dieser musste bis zu seiner Beerdigung von der Kerbeborsch und Petzküh bewacht werden, denn dieser wäre sonst womöglich von anderen Kerbeborschen gestohlen worden, was eine ziemliche Blamage wäre. Am Abend heizte dann die Cover- und Partyband „CNO-Live“ aus Frankfurt dem Publikum ein. Nun wurden auch die Kerbeborsch und Petzküh von Jonathan Sterzel vereidigt. Eine der wichtigsten Regeln der Vereidigung war das Gebot, nur echten Neuenhainer „Äbbelwoi“ zu trinken und natürlich den Schlackes zu verteidigen.

Geeleriewerennen fiel ins Wasser

Samstagnachmittag sollte dann das 37. Geeleriewerennen in der Hauptstraße stattfinden. Am Straßenrand warteten schon viele Schaulustige, als die Neuenhainer Kerbeborsch einen Probelauf vorführten. Ein leuchtend orangefarbener Bob in Form einer „Geeleriewe“, musste zu verschiedenen Stationen bewegt werden. An der ersten Station sollten Luftballons zerstochen werden und zwar mit einem Piekser im Mund und auf Stelzen stehend. Als Nächstes mussten so schnell wie möglich Muttern von einem Gewinde geschraubt werden, um dann direkt weiter zur nächsten Station zu fahren, an der trockener Kuchen gegessen und Sodener Quellwasser getrunken werden musste. Zu guter Letzt musste noch eine Feuerwehrhandspritze betätigt werden. Die Kontrahenten waren bereit, gegeneinander anzutreten. Die Hasselbacher Lustknaben (Kerbegesellschaft Hasselbach), der SKG Siegerbob, Neuehaa Helau, der Alehaaner Bob, der Rathausblitz des Bürgermeisters und natürlich die Neuehaaner Kerbeborsch standen bereits in den Startlöchern, als sich die dunklen Regenwolken, die zuvor aufgezogen waren, über Neuenhain ergossen. Es schüttete in Strömen und alle Anwesenden suchten Schutz unter Pavillons und Vordächern. Als schließlich noch Blitz und Donner hinzukamen, musste das Rennen, wie auch im Vorjahr, abgebrochen werden - zu gefährlich wäre eine Fortsetzung gewesen. Da das Geeleriewerennen nun zum zweiten Mal in Folge ins Wasser fiel, konnten die Herausforderer nicht gegen Bürgermeister Frank Blasch antreten und dieser hält nun seit drei Jahren den Titel. Trotzdem ließ man sich die Laune nicht vermiesen und schon am Abend wurde mit der Band „Partyfritteuse“ aus Karlsruhe im Kerbezelt weitergefeiert.

Umzugsteilnehmer trotzten dem Regen

Der letzte Tag der Kerb wurde mit einem ökumenischen Gottesdienst in der katholischen Kirche begonnen. Mit den Feierlichkeiten zur Kirchweih - also der Kerb - wird eine lange Tradition begangen; diese geht vermutlich auf den Weihetag der ersten Neuenhainer Kirche im Jahre 1294 zurück. Danach ging es zum Frühschoppen in den Biergarten des Festplatzes, wo Alleinunterhalter „Jörg Ratz“ aus Groß-Umstadt die Besucher erfreute. Nach Kaffee und Kuchen im Festzelt begann um 14 Uhr der Kerbeumzug. Vom aufkommenden Regen ließen sich die Umzugsteilnehmer nicht einschüchtern und auch die Besucher trotzten dem Wetter. Den Anfang machte die Musikgruppe „Höchster Schlossgarde“ dicht gefolgt von den Neuehaaner Kerbeborsch. Danach folgten die Kerbeminis und auch Bürgermeister Frank Blasch und der erste Stadtrat Bad Sodens, Felix Fischer (CDU), ließen es sich nicht nehmen, am Umzug teilzunehmen. Ihnen folgten die Petzküh, Altpetzküh, Neuenhainer Mädels und die Tanzsportabteilung der TSG Neuenhain - den Abschluss bildeten die Altkerbeborsch. „Es war ein bisschen nass, aber wir hatten trotzdem viel Spaß“, bestätigte Jessica Gleisberg von der TSG Neuenhain.

Kerbebaum geht in den Vogelsberg

Abends wurde dann nochmal richtig gefeiert und die Band „Eddi‘s Company“ sorgte für Stimmung. Als um 21.30 Uhr wieder Jérôme Kirchhoff auf die Bühne trat, wurde es still im vollbesetzten Zelt. „Wir haben ein super stimmungsreiches, friedliches Fest gefeiert“, so Kirchhoff. Dann übergab er an den Schlackes, Ben Fischer; der Namensvetter der Kerbepuppe gehört ebenfalls zum Vorstand des Kerbevereins und ist sozusagen der Oberkerbeborsch. Dieser erklärte, wie der Kerbebaum einen neuen Besitzer finden würde. In den vergangenen Jahren wurde der Baum bei einer Tombola verlost; aufgrund des zu hohen Verwaltungsaufwandes fand das Glücksspiel in diesem Jahr nicht mehr statt. Stattdessen konnten Bändchen gekauft werden und eines dieser Bändchen hatte einen schwarzen Punkt im Inneren. Der Käufer des Bändchens mit Punkt war nun auch der Besitzer des Baumes, der von den Kerbeborsch persönlich geliefert wird. Eine große Überraschung für alle war, dass Petra Pfeil und ihr Mann Stefan den Baum gewannen. Diese kümmern sich seit 25 Jahren um die Verpflegung auf der Kerb und war erst im vergangenen Jahr zum Ehrenkerbeborsch ernannt worden. Den Kerbeborsch und dem Baum stand eine spannende und unerwartet weite Fahrt bevor, denn Petra Pfeil wohnt inzwischen im Vogelsberg.

Schlackes wurde unter Tränen zu Grabe getragen

Schließlich erhoben sich alle im Festzelt und unter lautstarkem Wehklagen und Geheule wurde in einem Sarg der Schlackes nach vorne getragen. Vorneweg wurden die Fahnen getragen, gefolgt vom andächtigen Kerbepfarrer Jonathan Sterzel und den trauernden Kerbeborsch und Petzkühen. In seiner Trauerrede resümierte Sterzel über vergangene Ereignisse in Neuenhain. So berichtete er, wie es gelungen war, im Jahr 1994 den Altenhainer Kerbeborsch den Schlackes zu stehlen und lobte die seit 35 Jahren bestehende Kerbefreundschaft mit den Hasselbachern. Unter viel Gelächter der Zuhörer machte er den amüsanten Vorschlag, die Hauptstraße zu überdachen, damit im nächsten Jahr das Geeleriewerennen auch wirklich stattfinden könne. „Prosit Gemeinde“, rief der Kerbepfarrer und „Prosit Herr Pfarrer“, antwortete das Publikum. „Zu später Stund, tun wir unsere Trauer kund“, so Sterzel. Schließlich wurde der Schlackes auf dem Kerbeplatz dem Feuergrab übergeben. Eine schöne und friedliche Kerb ging zu Ende, doch das war kein Grund für wirkliche Trauer - nun können die Vorbereitungen für die nächste Kerb beginnen, denn: Nach der Kerb ist vor der Kerb!

Die Kerbefahne 2024 war wieder ein echter Hingucker.

Die Band „Partyfritteuse“ heizte den Partygästen ordentlich ein!

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