Bad Soden (Sc) – Die Zeit in der Kita ist für alle Kinder eine ganz besondere: Hier werden erste Erfahrungen im Miteinander gemacht, wird gemeinsam gespielt, gelernt und gelebt. Besonderer Beliebtheit erfreut sich naturgemäß das Außengelände der Kindertagesstätte, denn hier kann an der frischen Luft so richtig nach Herzenslust getobt und gespielt werden. Noch toller ist es, wenn es Bäume zum Klettern gibt, wie dies viele Jahre auch bei der Kita „Unterm Regenbogen“ in Bad Soden der Fall war. Bedauerlicherweise musste die ca. 100 Jahre alte Eibe, die so viele Kinder auf ihren dicken Ästen getragen hatte, zu Beginn des Jahres 2025 gefällt werden. Viele unvergessene Erlebnisse sind mit dem alten Baum bei Groß und Klein verbunden und so war die Trauer groß, als die Entscheidung zum Abholzen fiel und damit die Erinnerungen an tolle Kletterabenteuer mit der Zeit zu verblassen drohten.
Einzelstücke mit Herz
Weil Erinnerungen manchmal etwas sehr Flüchtiges sind, hat Thomas Hörold, Kunsthandwerker aus Bad Soden, es sich zum Ziel gesetzt, diese zu erhalten und er hatte die schöne Idee, aus dem Holz der Eibe so praktische wie elegante Schreibgeräte zu fertigen. Jeder Stift, ob Füllfederhalter, Bleistift, Kugelschreiber oder Tintenroller, ist ein Einzelstück und wird in persönlicher Handarbeit in der kleinen Werkstatt im Untergeschoss seines Hauses gefertigt. Damit ist jeder Stift ein Unikat – mit einzigartiger Maserung, nachhaltig produziert und mit angenehmer Haptik beim Schreiben.
Vom Hobby zur Perfektion
In seinem „früheren Leben“ war Thomas Hörold Lehrer, Schulleiter und anschließend 14 Jahre in der Bildungsverwaltung tätig. Sein mittlerweile recht professionell anmutendes Hobby des Stiftedrechselns nahm seinen Anfang vor ca. neun Jahren, als er einen entsprechenden Bericht in der Hessenschau sah. Sein Vater war Handwerker und er selbst ging ihm gerne bei seiner Arbeit an der heimischen Werkbank zur Hand und freute sich besonders an dem handwerklichen Einsatz bei der Holzbearbeitung. Die Idee mit dem Drechseln von Schreibstiften kam ihm, als im heimischen Garten Hölzer anfielen und er sich Gedanken machte, wie man aus diesem Holz wohl etwas „Bleibendes“ schaffen könnte. Auf diesem Weg war die Idee der Schreibstifte geboren, die auf der einen Seite ein sehr persönliches, aber gleichzeitig auch ein praktisches Geschenk – zunächst nur für die Familie – waren. Weil ihm das Arbeiten mit dem Holz und das Drechseln an sich sehr viel Spaß machte, fertigte Thomas Hörold einige mehr Stifte an und entschied sich, den Verkauf auf Weihnachtsmärkten und z.B. Stadtfesten zu probieren. Eine goldrichtige Entscheidung, denn mittlerweile ist er auf zahlreichen Märkten im Rhein-Main-Gebiet ein gern gesehener Aussteller – und weil die Stifte so einzigartig wie schön sind, wurden auch die Stadtväter bald auf ihn aufmerksam.
Feine Stadtpräsente
Es dauerte nicht lange und es wurde die Idee von Seiten einzelner Städte an ihn herangetragen, aus Hölzern der Bäume in den Parks oder Gärten, Schreibstifte herzustellen, die, begleitet durch ein Zertifikat, im Anschluss als persönliches Geschenk der Stadtväter an ihre Gäste überreicht werden. So hat auch die Stadt Bad Vilbel als Ausrichter des Hessentages 2025 entsprechende Stifte in einem besonderen Design geordert und auch die Stadt Bad Soden hat bei Thomas Hörold bereits Stifte als Gastgeschenk bestellt – gefertigt aus Eiben-, Ahorn- und Hainbuchen-Hölzern der Bäume im Alten Kurpark. In Bad Soden ist Thomas Hörold im Übrigen sowohl auf dem Neuenhainer Herbstmarkt, als auch auf dem Weihnachtsmarkt im Alten Kurpark alljährlich mit einem Stand vertreten.
Familienerinnerungen
„Es kommt relativ häufig vor, dass mir Hölzer zur Bearbeitung gebracht werden, die für den Auftraggeber eine sehr persönliche Bedeutung haben“, erklärt Thomas Hörold die Tatsache, dass sich zahlreiche Hölzer in seinem Lager befinden, die mit Namen versehen sind. Dadurch, dass sich seine Idee „herumgesprochen“ hat, bringen ihm Familien Holz vom z.B. Lieblingskletterbaum der Kinder oder vom Baum, an dem die Kinderschaukel hing, um in Auftragsarbeit daraus Stifte drechseln zu lassen. Diese werden als Geschenk innerhalb der Familie weitergegeben – oft als „Heimaterinnerung“ an die Kinder, die in der Ferne ein neues Zuhause gefunden haben. Der allererste Stift, den Thomas Hörold gefertigt hat, ging damals übrigens als Geschenk an seinen Vater.
Filigrane Handarbeit
Die Herstellung eines einzelnen Stiftes dauert ca. zwei bis vier Stunden - aber so ganz genau kann Thomas Hörold das nicht beziffern – es ist eben Handarbeit, „die dauert so lange, wie sie eben dauert“!
Zunächst wird aus dem rohen Holz ein Quader geschnitten, in den ein Mittelloch gefräst wird. Darin wird eine Metallhülse eingepasst und verklebt. Im Anschluss kommt das Werkstück auf die Drechselmaschine und die Grundform des Stiftes wird erarbeitet. Danach wird das Werkstück geschliffen, lackiert, gewachst und zum Schluss werden die hochwertigen Metallteile eingepresst. Alles per Handarbeit, mit viel Liebe zum Detail und einem phänomenalen Blick für die wundervolle Maserung des Holzes. Am Ende des Werkprozesses steht ein Stift, der eine angenehm glatte Holzoberfläche und eine schöne Haptik sein Eigen nennen darf.
Um auf die 100-jährige Eibe aus dem Garten der evangelischen Kindertagesstätte „Unterm Regenbogen“ zurückzukommen: Aus dem Holz der Eibe fertigt Thomas Hörold verschiedene Stifte (Füller, Bleistifte, Tintenroller) und Brieföffner, die alle von einem entsprechenden Herkunftszertifikat begleitet werden. Die Stifte können u.a. von den Familien der Kita-Kinder erworben werden, wobei 20 Prozent der Erlöse der Kindertagesstätte zugute kommen. Als Geschenk können die Stifte auch in einem schicken Etui, Holzkästchen oder einer Stoffhülle geliefert werden. Eine schöne Idee mit praktischem Nutzen, um die Erinnerung an diesen einst so tollen Kletterbaum lebendig zu halten.
Kontakt: Thomas Hörold - Telefon 0175-5873660 oder E-Mail: t-hoerold[at]t-online[dot]de