Versuchter Überweisungsbetrug an Vereinen

Bad Soden (Sc). Die Betrugsmasche ist so unglaublich, wie einfach – Kriminelle füllen papierhafte Überweisungsträger zu Lasten von Vereinskonten aus, werfen diese in die Briefkästen der Kreditinstitute und spekulieren auf deren Ausführung. Gelingt dieses, verschwinden hohe vierstellige Beträge ins Ausland, womit sie dem Zugriff des geschädigten Vereins entzogen werden. Eine Rückbuchung der Beträge ist nicht mehr möglich.

Nun sollten auch verschiedene Vereine in Bad Soden Opfer dieser perfiden Betrugsmasche werden, und es war alleine dem wachsamen Auge von Bankmitarbeitern in Bad Soden zu verdanken, dass der Betrug in jüngster Zeit nicht erfolgreich war. Bereits seit Mitte 2016 wird auf die einschlägige Masche des „Überweisungsbetruges“ aufmerksam gemacht, seit Mitte letzten Jahres wurden vermehrt Vereine im Rhein-Main-Gebiet Opfer der Betrüger.

Bei ihrer Masche stützen sich die Kriminellen auf Informationen, die unter anderem auf den Webseiten der Vereine für die Allgemeinheit zugänglich sind. Fast jeder Briefkopf enthält einen Hinweis auf die vereinseigenen Kontoverbindungen und jeder Verein stellt beispielsweise seine Satzung online, die, oft mit den erforderlichen Unterschriften der Vereinsvorsitzenden, eingescannt wird. Nun besorgen sich die Betrüger einen entsprechenden Überweisungsbeleg der Hausbank (liegen im Kundenraum aus), setzen die IBAN ein (Briefkopf), fälschen die Unterschrift des Vorstandes (Satzungsscan) und werfen die fertige Überweisung unerkannt in den Briefkasten der Bank. Dass die Überweisungsbeträge in der Regel unter 10.000 Euro liegen, hat den Grund, dass die Betrüger auf eine automatische Verarbeitung des Beleges hoffen und damit eine vermeintlich „magische“ Betragsgrenze zur Einzelkontrolle unterlaufen wollen. Ist die Zahlung erstmal mittels europäischen SEPA-Überweisungssystems ins Ausland transferiert, kann sie nicht mehr rückgängig gemacht werden – ein bedauerlicherweise sehr effizientes System, bei dem die Betrüger vollkommen unerkannt bleiben.

Dass diese Masche bei Bad Sodener Vereinen glücklicherweise nicht erfolgreich war, hat viel mit der Wachsamkeit der Bankmitarbeiter zu tun. Sandra Göb, 1. Vorsitzende des Reit- und Fahrverein Bad Soden e.V., konnte bereits im Januar gleich zweimal von Glück reden, dass die Mitarbeiter sowohl der Volksbank e.G. in Bad Soden als auch der Taunussparkasse wachsam waren und am gleichen Tag – im Abstand von nur 30 Minuten – telefonisch Kontakt zu ihr aufnahmen, nachdem entsprechende betrügerische Überweisungen zu Lasten der Vereinskonten bei beiden Kreditinstituten aufgefallen waren. „Es waren die sehr guten, langjährigen und auch persönlichen Beziehungen zu den Banken, die zur Betrugsvereitelung führten“, wertet Sandra Göb die Maßnahmen der Banken.

„Mich hat fast der Schlag getroffen, als mich beide Banken, im Abstand von nur einer halben Stunde, anriefen, um mich bezüglich der betrügerischen Überweisungen zu informieren.“ Das Wissen der Bankmitarbeiter um die vereinsinterne Aufgabenverteilung und die Zahlungsgewohnheiten der Verantwortlichen ließ sie stutzig werden und führte letztendlich dazu, dass der Betrug verhindert werden konnte. Der Bank war aufgefallen, dass die Unterschriften nicht ganz korrekt beziehungsweise unvollständig waren. Darüber hinaus waren Zahlungen in einer Höhe von knapp unter 10.000 Euro ungewöhnlich, zumal der Empfänger im Ausland saß. „Glücklicherweise ist nichts passiert“, so Göb, „aber wir haben uns seitdem sehr bemüht, unsere Daten besser zu schützen“.

Dazu gehört auf der einen Seite, dass auf der Vereins-Webseite keine Kontoverbindungen mehr einsehbar sind, teilweise wurden diese sogar unkenntlich gemacht. Das Gleiche gilt für Originalunterschriften, und wer (berechtigt) Daten oder Unterschriften einsehen möchte, kann dieses in Zukunft gerne direkt im Büro tun. Darüber hinaus wurden die bei der Bank hinterlegten Sicherheitsvorgaben für Zahlungstransaktionen, soweit dies möglich war, neu definiert und angepasst. „Wir müssen uns schützen, damit uns so etwas kein zweites Mal passieren kann“, so Göb, „wenn die Bankmitarbeiter nicht aufgepasst hätten, wären unsere Vereinskonten an nur einem Tag geplündert worden“.



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