Im Wohnzimmer von 1975 – Ausstellung wirft Schlaglichter auf das Jubiläumsjahr

Interieur im grellen Stil der 70er-Jahre: Darüber freuen sich (von re.) Marc Nördinger, Dr. Christiane Schalles und Joel Schepermann von der Stadt Bad Soden, die die Ausstellung „Schlager, Schlaghosen, Satelliten und Saigon“ realisiert haben.Foto: Tocha

Bad Soden (wto) – Über vieles kann man heute schmunzeln – aber viele Themen von damals sind heute noch hochaktuell: Die Rede ist vom Jahr 1975. Unter dem Motto „Schlager, Schlaghosen, Satelliten und Saigon“ ist in der Bad Sodener Stadtgalerie eine Ausstellung zu sehen, die das Jahr und die Zeit wieder lebendig werden lässt. Kuratiert wurde sie vom Bad Sodener Stadtarchiv aus Anlass eines Jubiläums: Die Städtepartnerschaft zwischen Bad Soden und dem französischen Ort Rueil-Malmaison wurde vor fünfzig Jahren besiegelt.

Die Ausstellung verbindet die große Politik und die damaligen Aufreger aus Kultur, Wirtschaft und Sport mit Aspekten, die die lokale Situation von Bad Soden im Jahr 1975 beleuchten. Es zeigt sich: „Viele Themen, die wir in der Ausstellung aufgreifen, sind heute genauso angesagt wie vor fünfzig Jahren“, sagt Christiane Schalles, die Leiterin des Stadtarchivs der Stadt Bad Soden. Gemeint sind dabei nicht nur die Schlaghosen, die heute wieder in Mode sind, sondern auch Themen wie Entlassungen in der Autoindustrie – betroffen war damals VW – oder die Gleichberechtigung und das unterschiedliche Lohnniveau zwischen Männern und Frauen.

Beginn der Städtepartnerschaft

Die Schau wirft Schlaglichter auf das, was 1975 wichtig gewesen ist und was das Jahr und die Zeit geprägt hat: Die UNO rief erstmals das Internationale Jahr der Frau aus, der Vietnam-Krieg ging zu Ende, die Franco-Diktatur in Spanien wurde durch die Monarchie abgelöst, Eintracht Frankfurt wurde Fußball-Pokalsieger, Schuhe mit Plateauabsätzen waren in – und Bundeskanzler Helmut Schmidt telefonierte via Satellit mit dem französischen Staatspräsidenten Valéry Giscard d‘Estaing.

Das gute Verhältnis zwischen den beiden war auch der Hintergrund, dass die Städtepartnerschaft zwischen Bad Soden und Rueil-Malmaison zustandekam. Bad Soden hatte damals, vor der Gebietsreform mit der Eingemeindung von Neuenhain und Altenhain, 10.700 Einwohner, Rueil-Malmaison dagegen bereits 70.000. Was die beiden Städte verbindet, ist unter anderem ihre Nähe zu einer großen Stadt in einem Ballungsgebiet. Ein Raum der Ausstellung beleuchtet die Geschichte der Partnerschaft der beiden Städte.

Mehrere Banner beschreiben, was das Jahr 1975 Bad Soden beschert hat: So wurde die Hasselgrundhalle gebaut und im Badehaus und der Trinkhalle war noch Kurbetrieb. Fast 10.000 Kurgäste besuchten in dem Jahr die Stadt. „Weiße Industrie“ siedelte sich an – gemeint sind Unternehmen, die wenig Lärm und Schmutz emittieren, was für die Kurstadt wichtig war. Größter Arbeitgeber war die Much AG, die die heute noch bekannte Spalt-Kopfschmerztablette herstellte.

Mit einer heiteren Note

„Wir zeigen einen Querschnitt der Zeit“, sagt Marc Nördinger, der Leiter der Abteilung Kultur und Veranstaltungen der Stadt. „Die Ausstellung ist bunt und vielfältig, und wir laden auch zum Verweilen ein.“ Trotz mancher gewichtiger Themen, die die Welt damals bewegt haben, hat die Ausstellung etwas Leichtes und Heiteres. Lächeln ist angesagt, wenn der Blick auf die Damensandalen mit sehr hohen Plateausohlen fällt, die die Firma Diamant zur Verfügung gestellt hat, oder wenn ein Wohnzimmer im Stil der 70er präsentiert wird, mit den Original-Möbeln aus der Zeit. Und eine Sitzecke für die Besucherinnen und Besucher lädt zum Verweilen und Schmökern ein – die Literatur, die dort ausliegt, ist fünfzig Jahre alt. Das Spektrum reicht vom Asterix-Heft „Der Seher“ aus dem Jahr 1975 bis hin zu Alice Schwarzers Besteller von 1975, „Der kleine Unterschied und die großen Folgen“.

Einer der Höhepunkte der Schau ist der Disco-Raum. Hier wurde von Joel Schepermann, Veranstaltungstechniker bei der Stadt, alles im Stile der 70er-Jahre installiert, inklusive Discokugel, Beleuchtung und Jukebox. Gäste können verschiedene Titel aus der Zeit anwählen – und zur Musik und im Licht von damals tanzen.

Die Ausstellung im Bad Sodener Badehaus ist bis zum 1. Juni zu sehen. Öffnungszeiten sind Mittwoch, Samstag und Sonntag von 15 bis 18 Uhr, ebenso am 29. Mai (Christi Himmelfahrt).



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