Die Gaben der Heiligen Drei Könige heute

Eschborn /Schwalbach (tl).Der 6. Januar ist bekanntlich der Tag der Heiligen Drei Könige. Dann ziehen klassischer Weise die Sternsinger von Haus zu Haus, singen oder sprechen, und zum Schluss gibt es den christlichen Segen. Gold, Weihrauch und Myrrhe haben die drei weisen Männer aus dem Morgenland für das Christuskind mitgebracht. Damals Gaben von unschätzbarem Wert. Doch wie sieht es heute damit aus? Auf der Suche nach den drei Gaben, haben wir uns in Schwalbach und Eschborn umgesehen.

Myrrhe ist in seiner Ursprungsform ein aromatisches Gummiharz. Das Harz stammt von einem bis zu drei Meter hohen, dornigen Strauch, der vorzugsweise in Somalia wächst. Gut, damit ist dann schon mal klar, dass wir weder den Baum noch das Ursprungsprodukt in den beiden Städten finden werden. Oder doch? In der Schwalbacher Pinguin-Apotheke gibt es zumindest erste Hinweise darauf, wo Myrrhe überall einmal drin war oder zum Teil auch noch ist. Zahnpasta zum Beispiel oder in Arzneien gegen Entzündungen im Bereich der Mundschleimhaut. Auch Tinkturen, die gut gegen Magenkrämpfe wirken sollen, enthalten heute noch das Gummiharz. Auch im Bereich der Darmflora wurde es früher eingesetzt, und die ist bekanntlich als Gesundheitszentrum nicht zu unterschätzen. Bronchitis soll sich damit behandeln und Blutungen stillen lassen, da Myrrhe desinfizierend und zusammenziehende Wirkung hat.

Einer der drei heiligen Könige meinte es mit dem Jesuskind offenbar besonders gut, zumindest wenn es um die Gesundheit geht oder im Hinblick auf vorbeugende Verletzungen. Doch wirklich gebräuchlich ist Myrrhe heute nicht mehr, denn zahlreiche andere Präparate haben das Gummiharz abgelöst. Um es zu bekommen, müsste es bestellt werden. Zumindest in den Apotheken. Drogeriemärkte verkaufen gar keine Myrrhe. Aber vielleicht hatte einer der Heiligen Drei Könige, der sich für dieses Geschenk entschied, seinen Bestellschein schon lange vorher aufgegeben.

Keine Myrrhe, also versuchen wir es mit einer weiteren Gabe, dem edlen Gold. Klar, in gefasster und vorgefertigter Form können heute etliche Juweliere damit aufwarten. Wäre einer der weisen Männer also unterwegs, um Gold zu beschaffen, hätte er, bei genügend Kleingeld in der Tasche, auf jeden Fall kein Problem, etwas aus Gold zu bekommen.

Nicht jeder darf Gold verarbeiten

Allerdings nur, wenn er sich mit einem vorgefertigten Schmuckstück schon zufrieden gibt. Mit dem echten Gold arbeiten noch heute Goldschmiede, wie in den Geschäften zu erfahren ist. Die finden sich allerdings auch nicht in den beiden Städten, sondern lediglich die Händler, die das fertige Produkt vertreiben. Und überhaupt dürfe nicht jeder einfach Gold bearbeiten, so die Auskunft einiger Juweliere. Dazu braucht es schon den Nachweis über die Fähigkeit bei der Industrie- und Handelskammer. Und wieder zeigt sich, dass die weisen Männer ihre Reise offenbar sehr gut geplant oder einen entsprechenden Vorrat bereits bei sich hatten, denn mal eben ein bisschen Gold in der Heimatstadt zu beschaffen, ist zumindest in Eschborn und Schwalbach, wenn es um den Grundstoff geht, eher aussichtslos.

Ein bisschen mehr Glück haben wir, wenn es um den Weihrauch geht. Zugegeben, dieser Geruch gehört schon zu den intensiven auf der Duftnotenskala, und nicht jeder kann ihm etwas abgewinnen. In der Kirche findet er bei besonderen Gottesdiensten dennoch Anwendung. Christine Steinicke ist Küsterin in der katholischen Kirche und zuständig für die Beschaffung des Weihrauchs in der Kirche. „Es gibt verschiedene Mischungen“, verrät sie. Zu Gottesdiensten werde er sparsam eingesetzt. Der Rauch soll die Wünsche der Christen gen Himmel tragen. Der Weihrauch stammt aus dem Harz des Boswellia-Strauches (Weihrauchbaum), der nur in wenigen Teilen der Welt wie Somalia, Oman und Indien wächst. In Weihrauch soll der Stoff THC enthalten sein, der für eine gute Stimmung sorge. Ob das oder, je nach Befinden, nicht doch eher eine Art Brechreiz aufsteigen lässt, ist wohl eine Frage des persönlichen Geschmacks.

Mit Weihrauch Gestank überdeckt

Von Steinicke ist zu erfahren, , dass Weihräuchern in vielen Religionen wichtig ist. Schon am persischen Hof hätten sich viele beweihräuchern lassen. Ein nicht zu verachtender Aspekt sei die Hygiene gewesen. Der starke Duft des Weihrauchs überdeckt bis heute eine Vielzahl von schlechten Gerüchen, da er selbst extrem dominant ist. In Zeiten, in denen das Waschen von Körper und Kleidung nicht die gleiche Bedeutung wie heute hat, war ein großer Kessel mit Weihrauch sicherlich für die Nase ein Segen. Und nicht von ungefähr hänge das größte schwenkbare Weihrauchfass der Welt in dem spanischen Wallfahrtsort Santiago de Compostela. Schon seit dem Mittelalter kamen dorthin die Pilger aus aller Welt. Waschen war auf dem lange, teilweise beschwerlichen Weg nicht immer möglich, entsprechend intensiv der eigene Körperduft. Da war Weihrauch dann durchaus das Parfum der Wahl.

Heute gibt es das Harz in gut sortierten esoterischen Läden oder in homöophatischen Dosen auch in der katholischen Kirche. Damit der Weihrauch sein Aroma entfalten kann, wird er auf ein Stück glühende Kohle gelegt, wo er anfängt zu schmelzen. Dass er für einige Menschen von Bedeutung und wohlriechend ist, das beweist der Umstand, dass es ihn noch immer in Form von Kerzen, Ölen, Stäbchen und Tinkturen gibt. Zumindest eine der drei Gaben hat bis in die Neuzeit überlebt.

Das hübsch bunte Granulat sind nicht etwa Kaubonbons, wie Christine Steinicke betont, sondern es ist Weihrauch.Foto: Lenz



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