Die Mirabellenernte – Klimawandel und Veränderungen

Reinhard Birkert vom Obst- und Gartenbauverein. Foto: Birkert

Eschborn (ew). Ein sichtbares Zeichen des Wassermangels ist das Absterben ganzer Äste an den Mirabellenbäumen. Um den Baum wieder zum Austrieb neuer Äste zu „motivieren“ musste das „Totholz“ entfernt und die Obstbäume kräftig zurück geschnitten werden. Die starken Regenfälle im Frühjahr haben den „Neubeginn“ gefördert. Das Wasser wurde von den Bäumen „gierig“ aufgenommen. Der mögliche Ertrag an den jetzt neuen Zweigen wird sich aber erst in nächsten Jahren zeigen. Trotz der Trockenheit hatten wir im letzten Jahr eine relativ gute Mirabellenernte.

Außerdem gibt es heute nur noch wenige Mirabellenbäume. 1951 gab es bei der Obstbaumzählung in Eschborn noch 1308 und in Niederhöchstadt noch 4448 ertragfähige Mirabellenbäume. Heute sind nur noch wenige Exemplare in der Feldgemarkung zu finden. Obwohl die genossenschaftliche Vermarktung in den 70er-Jahren zu Ende ging, sind die Mirabellen weiterhin bei dem Verbraucher sehr gefragt. Mirabellenkuchen, Kompott oder Marmelade sind einige typische Produkte, die in der heimischen Küche erzeugt werden. Die Mirabelle ist eben ein typisches Erzeugnis aus dem Obstgarten „Vordertaunus“ und die Frucht ist auf dem Speiseplan vieler Familien auch als Frischverzehr fest verankert. Zudem ist hier eine „Regionale Kreislaufwirtschaft“ direkt möglich: Die Wege zwischen Erzeuger und Verbraucher sind kurz und transparent. Das Produkt ist ein gesundes und frisches Erzeugnis aus dem Vordertaunus.

Für viele Familien ist es wieder wichtig geworden, eigene Nahrungsmittel für den Eigenbedarf zu erzeugen. Gerade Kinder sollen erleben, wie viel Zeit, Sorgfalt und Sachkenntnis notwendig sind, bis eine Gurke, eine Tomate oder ein Apfel geerntet und verzehrt werden kann. Diese Erfahrung ermöglicht den Respekt vor einem Nahrungsmittel. Der billige Kauf im Supermarkt – mit seiner „Wegwerfmentalität“ – hat ein falsches Verhältnis zwischen der Menschheit und den Nahrungsmitteln entstehen lassen. Was ein gesundes Nahrungsmittel ist, wird nur der verstehen, der das Wachstum einer Pflanze nachvollziehen kann.

Diese „familiäre Kreislaufwirtschaft“ – aus dem Garten frisch auf den Tisch – ist vielleicht eine wichtige Keimzelle für ökologisches Bewußtsein. Dazu gehört auch die familiäre Obsternte oder auch der direkte Kontakt mit den Obsterzeugern.

In den letzten Tagen begann die Mirabellenernte. Der gewünschte Regen hat auch seine Schattenseiten. Die kaum reifen Mirabellen platzen durch den Regen auf und fangen an zu faulen. Die Ernte ist somit ein Wettlauf gegen die Zeit.

Der Klimawandel ist da und man wird – so alle Prognosen – neue klimatische Herausforderungen bewältigen müssen. Das kann aber der einzelne „Hobby - Obstbauer“ nicht leisten. „Wollen wir die Kulturlandschaft erhalten, muss das als gemeinsame und gesellschaftliche Aufgabe verstanden werden.“ Obstbäume brauchen eine geordnete und dauerhafte Wasserversorgung. Dafür braucht es ein neues Bewässerungskonzept. Eine Kulturlandschaft im Vordertaunus ohne Obstbäume hätte erhebliche negative Folgen für das Klima.



X