Vorsicht Fernwärme
von Mathias Schlosser
Grundsätzlich ist Fernwärme eine sehr gute Idee. Warum soll in jedem Häuschen ein Feuer brennen, wenn es in einem Viertel technisch möglich ist, alle gemeinsam zu versorgen? Das sollte eigentlich günstiger und vor allem umweltfreundlicher sein.
Fernwärme ist aber immer auch ein Geschäft. Bevor das erste warme Wasser durch die Leitungen fließt, muss gewaltig investiert werden – im Falle von Eschborn könnte durchaus ein zweistelliger Millionenbetrag fällig sein. Wer so viel Geld in die Hand nimmt, der will am Ende auch Gewinn machen. Und genau da liegt die große Gefahr der Fernwärme. Denn der Investor wird zum Monopolisten, der über Jahre – wenn nicht gar über Jahrzehnte – die Preise diktieren kann. In der Limesstadt im benachbarten Schwalbach etwa wird seit nunmehr 60 Jahren für angemessene Preise gekämpft. Aktuell ist zum zweiten Mal innerhalb von 15 Jahren das Bundeskartellamt aktiv und prüft, ob die Bürgerinnen und Bürger nicht deutlich zu viel bezahlen mussten.
Dass nun ausgerechnet der Konzern, der andernorts der Monopol-Ausnutzung verdächtigt wird, kostenlos eine umfassende Wärmeplanung für die Stadt Eschborn erstellt hat, sollte zumindest mit der notwendigen kritischen Distanz betrachtet werden. Auch wenn der vorgelegte Wärmeplan durchaus seriös und schlüssig aussieht: Sauberer wäre es gewesen, wenn die Stadt ihr eigenes Geld in die Hand genommen hätte und die Wärmeplanung ein wirklich unabhängiger Gutachter erstellt hätte.
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