Zu Flötentönen des Rattenfängers ziehen die Kinder von der Bühne

In einer etwas abgewandelten Version zeigt die Burgspielschar Burgholzhausen das Stück „Der Rattenfänger von Hameln“. Foto: jbr

Friedrichsdorf (jbr). „Überzeugend, mit familienfreundlichem Ende – rundum gelungen!“ Mit diesen Worten beschrieb eine Zuschauerin die neueste Produktion der Burgspielschar Burgholzhausen „Der Rattenfänger von Hameln“, die auf dem Gelände „Alte Burg“ gezeigt wurde. Der Theaternachmittag war ein voller Erfolg. Die Burgspielschar hatte über Monate an dem Bühnenwerk, das in der Version von Wolfgang Nier und unter Regie von Tanja Garlt auf die Bühne gebracht wurde, geprobt.

Zum Inhalt: Die Rattenscharen, die die Bürger von Hameln seit Langem plagen und das mittelalterliche Leben in der Stadt erschweren, sollen nun endlich vertrieben werden. Immer wieder beraten die edlen Herren und Würdenträger der Stadt, was man tun könne. Sie kommen jedoch nicht weiter, wollen sie doch den Stadtsäckel nicht zu sehr strapazieren. Die Bürgerschaft leidet unterdessen weiter – nicht zuletzt auch unter den Bürokraten und ihrer Vetternwirtschaft.

Exzellent kamen vor allem auch die Kostüme zur Geltung, durch die sich der gesellschaftliche Stand der Charaktere klar abzeichnete. Zudem war das Drehbuch mit viel subtilem Humor angereichert worden, den die Darsteller exzellent herüberbrachten und so auch die Erwachsenen im Publikum amüsierten.

Erfolg in Sachen Rattenvertreibung versprach auf der Bühne nach langem und mühseligem Beraten der Auftritt des geheimnisvollen Johannes (Oliver Riemann), der den Ratsherren seine Dienste anbot. Auf sein Angebot, die Ratten für 100 Goldstücke und ein Mittagsessen beim Bürgermeister (exzellent gespielt von Arne Harff) aus der Stadt zu treiben, ging der Rat gerne ein.

„Hurra!“, riefen und feierten die Bürger, als die Ratten dann fort waren. Und es schien ein Leichtes gewesen zu sein, der Rattenplage ein Ende zu bereiten. Johannes hatte beinahe alle Nagetiere nur durch sein Flötenspiel aus der Stadt gelockt und sie mit einem großen „Platsch“ in der Weser versenkt. Dass dies nun aber wirklich nicht als Arbeit zu betrachten sei, da waren sich der Stadtkämmerer (Lara Höflein), der städtische Chronist (Heinrich Löw), der Apotheker (Madita Lepper) und der Pfarrer (Anna-Katharina Krieger) einig und beschlossen, das Geld doch lieber in ein neues Kirchenfenster zu investieren. Stattdessen vertrieben sie den Rattenfänger aus der Stadt, der – nun nicht mehr mit dem anfänglich so überzeugend fröhlichen Gemüt – mit den Worten „Im Rathaus sitzt die allerschlimmste Brut“ von der Bühne zog.

Die Ratten blieben zwar fern, doch sei die Situation in der Stadt nicht viel besser geworden, stellten die Kinder fest, die seit Beginn der Plage hart arbeiten mussten, weil sich ihre Eltern nicht um sie kümmerten. Ein interessanter „Zufall“ schien daher die Rückkehr des Rattenfängers nach Hameln zu sein. Gerne folgten seinen Flötenklängen auch die Kinder aus der Stadt in einen entlegenen Wald und stürzten Hameln mit ihrem Verschwinden in eine weitere, tiefe Krise. Stimmen aus dem Off verurteilten den Rat für seinen Betrug am Rattenfänger Johannes, der diesen zur Rache an den Bürgern Hamelns angestiftet hatte. „Da kann nur ein Zauber am Werk sein…“, vermutete der Chronist, der sich wie die anderen das Verschwinden der Kinder einfach nicht erklären konnte.

Bei dem tragischen Ende mit verschwundenen Kindern sollte es jedoch zugunsten der Familienfreundlichkeit des Sommerstücks nicht bleiben. Die Kinder erklärten sich bereit, auf Probe zu ihren Eltern zurückzukehren. Im Wald hatten sie endlich Gelegenheit zum Spielen erhalten und forderten dies auch für die Zeit nach ihrer Rückkehr. Und dass der Rattenfänger seinen rechtmäßigen Lohn bekomme, wurde auch ein verbindlicher Teil des Abkommens. So wurde Hameln – zumindest nach Burgspielscharart – wieder mit seinen Jüngsten vereint, und ein glückliches Ende begeisterte junge und erwachsene Zuschauer.



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