Von den Bienchen und den Blümchen

Imker Thomas Schmid prüft die Füllmenge seiner Waben. Foto: fch

Friedrichsdorf (fch). Heute, am 20. Mai, ist Weltbienentag. Ausgerufen haben ihn 2018 die Vereinten Nationen. Gewidmet ist er den kleinen, fleißigen und summenden Insekten, um an diesem Tag an ihre Bedeutung für die Menschheit zu erinnern.

Die Wahl für den heutigen Weltbienentag fiel auf den 20. Mai, weil an diesem Tag 1734 Anton Janša in Bresniza geboren wurde. Er war Hofimkermeister von Maria Theresia in Wien, Erfinder der ersten Zargenbetriebsweise und damit Pionier der modernen Imkerei, Rektor der weltweit ersten modernen Imkerei-Schule sowie Verfasser zahlreicher Bücher über Bienenzucht und Imkerei.

Der Weltbienentag ist bisher kein freudiger Anlass, denn die Biene, unser fleißiger Bestäuber ist vom Aussterben bedroht. Ohne Bienen haben wir kein Obst, keine Fruchtsäfte, keine Fruchtgummis, kein Gemüse, keine Gewürze, keinen Kaffee, keinen Kakao und keine Schokolade, aber auch kein Raps- und Sonnenblumenöl mehr. Die Liste ist lang. Rund 75 Prozent der globalen Nahrungsmittelpflanzen sind von der Bestäubung insbesondere durch Honig- und Wildbienen abhängig. Sie bestäuben 80 Prozent aller Wild- und Nutzpflanzen in Deutschland. Zu den Produkten, die es ohne eine Bestäubung von Bienen nicht mehr gibt, gehören auch Kosmetikprodukte mit Zitronen, Fruchtgrundlage, Sheabutter oder mit Gelee Royale. Die lange Beispielliste zeigt wie abhängig die Menschen von den großartigen Leistungen der kleinen Bienen sind. Sie sorgen für unsere Nahrung und Gesundheit, sind mit ihren Bauwerken (Wabenbauweise) und ihrem Sozialverhalten Vorbilder für Innovationen in Technik und Informatik. Für medizinische Zwecke werden mehr als 50 000 bienenbestäubte Pflanzenarten verwendet. Und die Insekten sind wichtig, um eine gesunde Umwelt und Artenvielfalt zu erhalten. Alles gute Gründe, um bei Imkern in Friedrichsdorf und im Hochtaunuskreis einmal nachzufragen, wie es den Bienen am Ort und in der Region geht. „Wir haben im Vordertaunus mehr als 200 Hobbyimker mit durchschnittlich zwei bis zehn Völkern. Ein Volk hat zwischen 30 000 bis 50 000 Bienen“, sagt der Friedrichsdorfer Thomas Schmid, Vorsitzender des Bienenzuchtvereins Obertaunus. Durch die Zahl der Völker sei die Bestäubungssituation in Gärten, Streuobstwiesen und Feldern in der Region gut. Allerdings würden die Bienen in diesem Frühjahr bisher Hunger leiden, erklärt Schmid, einige Völker seien sogar verhungert, weil Imker ihren Nahrungsmangel zu spät bemerkt und nicht mit Futterteig oder wie die gewerblichen Imker Julius und Marek Schiesser von der Honighalle in Friedrichsdorf seit Februar mit altem Honig zugefüttert hätten.

Reger Flugverkehr

Die beiden zuletzt genannten Imker haben 150 Bienenvölker, die im Vorder- und Hintertaunus ihre Bestäubungsflüge unternehmen. Die zwölf Völker der Hobbyimker Uwe Stubbe und seiner Ehefrau Gefion Brunnemann vom „Honigfahrrad“ sind Am Bornberg zwischen Dillingen und Köppern unterwegs. „Bienen fliegen ab zehn Grad Celsius, ab 15 Grad Celsius setzt reger Flugverkehr ein. Der dauert bis zu zehn Stunden täglich“, sagt Schmid. Dieses Mal wird er erst gegen Ende Mai erstmals Honig schleudern können. „Der April war zu kalt, der kälteste seit 40 Jahren, und der Mai ist nass und zu wechselhaft, viele Pflanzen, aber auch Kirsch- und Apfelbäume, geben keinen Nektar“, berichten Marek Schiesser und Uwe Stubbe. Derzeit finden die im Taunus vor allem verbreiteten Bienen der Rassen Carnica (Kärtner Biene) und englischen Buckfast Biene, auf Rapsäckern Nahrung. Jedes Bienenvolk sammelt je nach Nahrungsangebot Nektar für zehn bis 20 Kilogramm Honig ein.

Genauso wichtig wie die fleißigen Honigproduzentinnen sind für die Bestäubung und Befruchtung die 580 verschiedenen Wildbienenarten, die es in Deutschland gibt. Von ihnen stehen rund 300 Arten auf der Roten Liste. Honigbienen leben in Völkern zusammen, haben eine klare Aufgabenverteilung -Königin, Arbeiterinnen, Drohnen. Sie bauen Waben, ernähren sich von Nektar, sammeln Pollen und machen daraus Honig. Wildbienen sind Einzelgänger, legen ihr Nest oft unterirdisch oder in Mauerspalten an, nutzen auch aufgestellte Bienenhotels. Wildbienen fliegen schon, wenn es den Honigbienen noch zu kalt oder zu nass ist. Mauerbienen bestäuben um ein Vielfaches effizienter als Honigbienen. Gebraucht werden für die biologische Vielfalt alle. Nicht jede Biene bestäubt jede Pflanze. Spezialisierung, Körperbau und Vorlieben spielen eine Rolle. Die Versiegelung von Flächen, der Wegfall von Nistmöglichkeiten für Wildbienen, negative Auswirkungen von Monokulturen in der Landwirtschaft, der Einsatz von Pestiziden und Umweltgiften schadet den Insekten ebenso wie verschiedene Bienenkrankheiten. „Wir haben in diesem Winter ein Volk durch Befall mit der Varroamilbe verloren“, bedauert Stubbe.

Züchter und Institute forschen und züchten an Arten, die gegen den Parasiten resistent sind. Gegen das Bienensterben kann jeder etwas mit bienenfreundlichen Pflanzen im Balkonkasten, Garten und Terrasse sowie dem Verzicht auf Pflanzenschutzmittel, Unkrautvernichter oder Schädlingsbekämpfungsmittel, tun. Und mit dem Honigkauf örtliche Imker wie die drei Friedrichsdorfer unterstützen.Mehr Infos über die Friedrichsdorfer Imker gibt es im Internet unter www.taunusimker.de oder unter www.imkerei-schiesser.de sowie unter www.friedrichsdorf.honigfahrrad.de.



X