Das erste Bier für den Landgrafen

Bürgermeister Lars Keitel und Schatzmeisterin Johanna Gruner vom Förderverein „Hugo“ stoßen zuversichtlich bei der Eröffnung auf einen guten (Hugenotten)markt-Verlauf an. Foto: fch

Friedrichsdorf (fch). Die Begeisterung über die Wiederbelebung des beliebten Hugenottenmarkts war groß. Selbst Petrus vergoss Freudentränen, als Bürgermeister Lars Keitel tatkräftig auf der Bühne am Landgrafenplatz den 39. Hugenottenmarkt in Friedrichsdorf mit dem Fassanstich eröffnete.

Das erste von Stadtoberhaupt Lars Keitel frisch gezapfte Fassbier auf der Eröffnung des Hugenottenmarkts war wie immer für den Landgrafen Friedrich II. reserviert. Kredenzt wurde es ihm von Sebastian Frank, dem Sohn von Anka Frank, der Wirtin des „Dillinger Eck“. „Das erste Bier dem Landgrafen serviert hat früher mein Vater Norbert Frank“, verrät der Junior, um anschließend der Mutter am Soft-Getränkestand zu helfen, die Wünsche der Hugenottenmarktbesucher zu erfüllen.

Über das bunte, dreitägige Markttreiben freuten sich die zehn Mitglieder des neugegründeten, gemeinnützigen Vereins „Hugo“ ebenso wie die Besucher. Der Verein hat die Marktorganisation vom früheren „Förderverein Hugenottenmarkt“ übernommen, wie die stellvertretende Vorsitzende Simone-Carolin Rikert in ihrer Ansprache informierte. Der Vorsitzende, Ernst Gruner, kündigt für den 40. Hugenottenmarkt im kommenden Jahr Neuerungen an. Die Mitglieder von „Hugo“ appellieren an die Bürger, sich ihnen anzuschließen und bei der Organisation kommender Feste mit dabei zu sein. Spiel, Spaß, Spannung, Geselligkeit, Live-Musik, Abwechslung und Unterhaltung sind die Erfolgsgaranten des beliebten Volksfestes. Freuen konnten sich die Besucher erneut auf eine lange Erlebnismeile in der Innenstadt samt abwechslungsreichem Bühnenprogramm auf dem Landgrafenplatz. Wie immer war das Angebot vielfältig. Die Standbetreiber kamen zu 80 Prozent aus den Reihen Friedrichsdorfer Vereine und Gruppierungen. Für Speis und Trank war von Deftig bis Süß bestens gesorgt. Durstlöscher mit und ohne Alkohol standen in ausreichender Menge zur Verfügung. Beim Bummel entlang der Stände konnten sich die Marktbesucher mit handgemachter Keramik, aktuellen Modeartikeln, schönem Schmuck, Mitbringseln aller Art, witzigen Geschenkartikeln, pfiffigen Dekorationsideen, Selbstgebranntem und Stadtsouvenirs eindecken. Bei aller Festtagsfreude hatten Einzelkämpfer wie der Leierkastenmusiker Anton oder Vereine nicht nur die eigenen Finanzen im Blick, sondern auch notleidende Menschen. So verkaufte der örtliche Rotary Club zum zweiten Mal Schmuck und Apfelschnaps zugunsten gemeinnütziger Projekte im Hochtaunuskreis und in aller Welt. Der Leierkastenspieler spendet den Erlös aus seinen Auftritten an die Jugendarbeit in Friedrichsdorf.

Mitmachspiele für Kinder und ein kreatives Bastelangebot hielt der gemeinnützige Verein „InSL“, der Sprachbildung für Kinder mit Migrationshintergrund anbietet, bereit. Den Stand teilte sich „InSL“ mit dem Verein Kaay Teeky, der Kunsthandwerk aus dem Senegal für die dortige Albino-Hilfe verkaufte. Wer ein senegalesisches Arm- oder Fußbändchen kaufte, trug dazu bei, dass unter der Sonne leidende Albinos in dem westafrikanischen Land mit Sonnencremes, Schutzkleidung und Brillen ausgestattet werden können. „Wir möchten senegalesischen Albinos ein menschenwürdiges Leben ohne Schmerzen ermöglichen“, erklärten die Standbetreiber.

Auch die Oberurseler Werkstätten für Behinderte waren mit einem Verkaufsstand vertreten. Während kleine Kinder ohne Unterlass ihre Runden auf dem Kinderkarussell drehten, informierten sich Jugendliche und Erwachsene in der evangelischen Kirche über die ersten Bürger der Stadt. Gezeigt wurde die Ausstellung „Wie die Hugenotten nach Friedrichsdorf kamen?“ Erstellt wurde die Ausstellung im Schuljahr 2019/20 von Schülern der Obersekunda (elfte Klasse) mit Unterstützung von Stadt, Kirche und Schule. Auf zehn nummerierten und teils bebilderten Tafeln konnten sich die Ausstellungsbesucher über die Hugenotten, ihre Herkunft, Verfolgung, Flucht, Ankunft, Aufnahme und Privilegien in Friedrichsdorf informieren. Der Bau ihrer reformierten Kirche, Wirtschaft und Technologietransfer, ihr Wirken, die Fremdenfeindlichkeit in den umliegenden Dörfern und ihre Spuren in der Stadt sind weitere Themen. Wer sich danach mit geschärftem Blick und neuem Hintergrundwissen wieder in das bunte Markttreiben einreihte, der sah die Stadt und das Fest mit anderen Augen. Die Bühne am Landgrafenplatz bespielten an alle drei Markttagen mehrere Bands und Solokünstler sowie Tanzgruppen.

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