Ein Feuerwerk des Wortwitzes

Volkmar Staub, Günter Fortmeier und Frank Sauer (v. l.) begeistern das Publikum im Forum und dürfen erst nach zwei Zugaben die Bühne verlassen. Foto: fch

Friedrichsdorf (fch). Texte, Gedichte, Lieder und Sketche von Heinz Erhardt interpretierten voller Schwung und Witz Volkmar Staub, Frank Sauer und Günter Fortmeier. Das Trio gastierte im Forum Köppern mit seiner „Heinzigartigen Hommage“ an den unvergessenen Spaßmacher des Wirtschaftswunders. Das Publikum erlebte einen kurzweiligen Abend mit Blödeleien, vergnüglichen Wortspielen und Liedern des unvergessenen Humoristen.

Viele Besucher erinnerten sich bereits wieder nach den ersten Sketchen und der Einführung „So war der Heinz, er war klar der Star“ lebhaft an die Gags und Kalauer von Heinz Erhardt. Der im Russisches Kaiserreich am 20. Februar 1909 in Riga geborene Erhardt gilt als „der Urvater deutscher Comedy, der Spaßmacher des Wirtschaftswunders, unerreichte Ulknudel, Scherzmaultasche und ungekrönter Kalauerkaiser“. Das Trio fragte sich und sein Publikum mit Blick auf die vielen Gedichte des am 5. Juni 1979 in Hamburg-Wellingsbüttel Verstorbenen: „War Heinz Erhardt ein deutscher Dichter oder ein nicht ganz dichter Deutscher?“

Mal augenzwinkernd, mal ernst und dann wieder voller Ironie ließen sie ihn hoch- und seine Texte, Lieder und Sketche neu aufleben. Schnell zeigte sich, dass Erhardt ein vielseitiger Künstler war. Er hinterließ ein großes Oeuvre als Musiker, Komponist und Dichter, stand als Unterhaltungskünstler, Kabarettist, Schauspieler und Komiker im Rampenlicht. Das Gros der Zuschauer konnte Vierzeiler wie „Das Nashorn“, „Der Kuckuck“, „Die Made“ „Betriebsausflug“ oder „zu spät“ auswendig. „Vorsagen gilt nicht“, schimpfte da schon mal beleidigt Frank Sauer. Um sich gleich darauf wieder einen regelrechten Schlagabtausch mit Volkmar Staub und Günter Fortmeier zu liefern.

Das Trio rezitierte und spielte ein Heinz-Erhardt-Gedicht nach dem anderen, ohne das große Vorbild zu imitieren oder zu kopieren. Stattdessen verliehen sie ihren gekonnten Interpretationen mit Mimik, Gestik, Stimme und einer schier unbändigen Spielfreude eine eigene Note. Die schönsten Gedichte und Balladen des Kalauer-Genies fügten sie gekonnt zusammen. Alles wurde in einem Guss in Szene gesetzt. Ein Wiederhören gab es mit Klassikern wie den vier Katastrophen des Ritter Fips, dem durch Nacht und Wind reitenden König Erl und einer „Grätchenfrage“. Mit Weihnachtsgans, Maus oder Fisch sowie einem Tierrätsel war die Fauna Erhardt’scher Prägung bestens vertreten. Lieder wie „Das Märchen von dem Muselmann“, „Immer, wenn ich traurig bin, trink ich einen Korn“ oder der „Anti-Coronavirus-Song“ mit dem Titel „Weil wir doch am Leben kleben, muss man abends einen heben. So ein Virus ist geschockt, wenn man ihn mit Whisky blockt“ sorgten für eine unterhaltsame Mischung.

Die Ständchen für Heinz Erhardt brachten drei Sänger des Gesangvereins „Halbe Lunge“ aus Südbaden zu Gehör. Das Trio verriet, dass für den König des Humors stets ein „Dodo“ sprich doppelter Doornkaat in der Garderobe stehen musste. Mit südamerikanischem Einschlag präsentierten die Sänger dann noch voller Inbrunst „Linkes Auge blau, rechtes Auge blau und das alles wegen einer einz’gen Frau“. Bei den Sketchen reichte die Bandbreite von „Die sauren Zitronen“ über den „G-Sketch“ bis hin zu „Die Ledige mit dem Schwein“.

Auswendig kann jeder

Mit seinen Wortspielereien, Pointen und Reimen begeisterte Heinz Erhardt ab den 1950er-Jahren ein Millionenpublikum. Volkmar Staub, den die Frankfurter Rundschau einst zum „Wortspiel-Philosophen“ gekürt hatte, deklamierte die Texte meist auswendig und mit Verve. Günter Fortmeier erklärte dagegen: „Auswendig kann ja jeder. Es gibt Kollegen, die sind einfach zu faul zum Ablesen. Ich nicht!“ Frank Sauer kalauerte mit seinen Kollegen um die Wette, lotete die Bühne in voller Breite aus und musste die eine oder andere uncharmante Anspielung auf seine Haarpracht verkraften. Nebenbei stand der Kabarettist als Partner mit dem Schatten- und Handtheatervirtuosen Günter Fortmeier in dessen Hand-Theater-Kabarett.

Günter Fortmeier brillierte immer wieder zwischen seinen Bühnenauftritten mit seinem „Kasperl-Theater-Einlagen“ für Erwachsene. Allein mit seinen Händen, wenigen Requisiten und seiner Stimme ließ er Figuren und Tiere wie verschiedene Hunde als Silhouetten lebendig werden. Das Trio harmonierte bei seinem Auftritt bestens miteinander und wurde erst nach zwei Zugaben von der Bühne gelassen. Hatten sie zuvor einzelne Zuschauer in ihr Programm mit einbezogen, so gab es für die vorderen Reihen zum Abschluss noch eine Sektdusche.



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