Friedrichsdorf (bin). Viele sollten die Familie Hesselbach kennen. Sie waren eine hessische Hörfunk- und Fernsehfamilie, damals bekannt geworden durch das Radio. Produziert vom Hessischen Rundfunk und entwickelt von Autor und Hauptdarsteller Wolf Schmidt feierten sie große Erfolge – als erstes durch Hörspiele, später mit ihrer dreistaffeligen Fernsehserie. Zum 40. Geburtstag von Garniers Keller trat Jo van Nelsen auf und lies mit seiner Mundart-Lesung das Publikum in alten Erinnerungen schwelgen.
Jo van Nelsen steht bereits seit 35 Jahren auf der Bühne, seit 18 Jahren mit dem Programm der Hesselbachs. Der Bad Homburger trug in seiner Vorstellung „Weihnachten mit den Hesselbachs“ die vierte Folge „Die Weihnachtsbescherung“, erstmals am 24.12.1949 vom Hessischen Rundfunk gesendet, vor. „In der Folge wird eine Flüchtlingsfamilie bei den Hesselbachs zwangseinquartiert“, erzählte Jo van Nelsen. „Damals war dies ein präsentes Thema.“ Die Vorstellung war schon lange im Voraus ausverkauft. Das Publikum bestand vor allem aus älteren Leuten, die damals den Erfolg der Hesselbachs im Radio miterlebt hatten. Die von Jo van Nelsen leicht überarbeitete Version von der Familie Hesselbach spielte am Nachmittag vor Heilig Abend. Es kam kurz vorher zu einer Zwangseinquartierung einer Flüchtlingsfamilie bei den Hesselbachs, die nun im Zimmer des Sohnes, Willy Hesselbach, unterkamen. Die Mutter hielt nichts von ihren neuen Untermietern und war ihnen gegenüber sehr misstrauisch. „Mamma, sin des Ausländer?“ „Naa, die sin schon aus Deutschland. Die sin halt net von hier.“ „Alles was nicht in Hessen lag, war für Mama Ausland“, fügte Jo van Nelsen hinzu. Als die Mutter heimlich durch das Schlüsselloch schaute, sah sie etwas, was ihr gar nicht gefiel. „Die koche elektrisch Kaffee? Von unserm Strom!“ „Wie solle se denn sonst koche? Solle se ´nen Lagerfeuer unnerm Bett anstecke?“, fügte der Vater ruhig hinzu, der Mitleid mit der Flüchtlingsfamilie zeigte. „Des die wieder ausziehe, des erlebe me net mehr“, sagte die Mutter entschlossen. Nach einer kurzen Diskussion wurde dem Sohn die Aufgabe erteilt, die Botschaft, dass sie nicht elektrisch kochen sollen, zu überbringen. Doch als dieser wieder zurückkam, schien er verändert und ruhig.
Die Mutter konnte es gar nicht fassen, dass er den Flüchtlingen sein geliebtes selbstgebasteltes Radio überlassen hatte und vergessen hat, die Botschaft mit dem elektrischen Kocher zu überbringen. Als nun die Tochter Anneliese die Aufgabe bekam, ihnen den Kocher wegzunehmen, kam auch sie verändert wieder zurück. Den kleinen Tannenbaum für die Nachbarn hatte sie den Flüchtlingen überlassen. Kurz darauf fand die Mutter Anneliese, die ihren Kleiderschrank ausräumte, und erwischte den Vater mit seinem zweit besten Anzug in Richtung Zimmer der Flüchtlinge schleichen. „Was soll des und wo is´n Willy?“, fragte die Mutter gereizt. „Äh, der is bei de Grubers.“, gab der Vater als Antwort. „Wer sin´n Grubers?“ „Die Flüchtlinge.“ „Da hab ich noch gar net dra gedacht, dass die aach irgendwie heiße.“
Die Mutter stürmte energisch zum Zimmer, um die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Kurz darauf kam sie wieder zurück: „Da schickt ma euch alle drei in des Zimmer und kener merkt, dess die Kinner ´nen kahles Hemd habe. Die solle doch net friere an Heilig Abend.“ „Nach der Bescherung hab ich se zu uns an de Disch eingelade“, fügte sie hinzu.
„Ich kam in den 50er Jahren auf die Hesselbachs und habe sie damals regelmäßig im Radio gehört“, erzählte Horst Steckly, ein Besucher. „Beim Vortrag von Jo van Nelsen am heutigen Abend gefiel mir am besten die Mimik, Gestik und die Betonung, welche die Weihnachtsgeschichte von den Hesselbachs lebendig machte.“