Igelstachelballen für den Kuhkomfort

Die Agrarbetriebswirte Johanna und Markus Wien schauen nach ihren „Mädels“ im hellen und luftigen Stall mit viel Komfort und Wohlfühlcharakter dank reichlich Platz, Bewegungsfreiheit und Beregnungsanlage. Foto: fch

Friedrichsdorf (fch). In den Ställen von Johanna und Markus Wien in Burgholzhausen stehen derzeit 70 Milchkühe sowie ihre 60 Kälber und Rinder. Ihr Stall gleicht einer Wohlfühl-Oase mit viel Komfort.

Der international verständliche Name „Dairy Farm Wien“, was auf Deutsch schlicht Milchvieh-Hof oder Milchbauernhof bedeutet, geht zurück auf den USA-Aufenthalt von Markus Wien. „Unser Hof wurde immer als Erlenhof bezeichnet, wie er aber nie hieß“, berichtet der Landwirt. Seine Eltern siedelten 1960 aus der Ortsmitte an den Südrand des Dorfes aus. Mit Milch haben bereits die Urgroßväter von Markus Wien ihr Geld verdient. „Der eine Urgroßvater und sein Schwager hatten in Burgholzhausen eine Milchannahmestelle. Sie brachten die Milch mit Pferdefuhrwerken nach Friedberg. Der Seulberger Urgroßvater holte die Milch direkt bei den Bauern ab, um sie dann von Haus zu Haus zu verkaufen.“ Nach seiner Ausbildung zum Agrarbetriebswirt zog es ihn für ein Jahr in die USA. Dort hat er in Illinois und Kalifornien auf riesigen Milchfarmen gearbeitet. „In Amerika gibt es kaum kleine Familienbetriebe. Die Arbeiter in den großen Milchfarmen sind meist Mexikaner.“ Ehefrau Johanna, ebenfalls Agrarbetriebswirtin, ist auf dem Reinhardshof aufgewachsen, den heute ihre Schwester mit Familie bewirtschaftet.

Die Wiens nennen ihre Milchkühe liebevoll „Mädels“. Um die Tiere und den Betrieb kümmern sich neben Bauer und Bäuerin, die Altbäuerin, ein Mitarbeiter, zwei Auszubildende und Praktikanten. Jedes Tier hat einen Namen. Die aktuelle Lieblingskuh von Johanna Wien hießt „Arizona“.

Wohlfühl-Oase für ihre „Mädels“

Alle Tiere genießen in den Ställen der Familie Wien eine Rundum-Wohlfühl-Betreuung. In der dick mit Stroh ausgelegten „Wohlfühl-Oase“ Stall haben das Milchvieh und sein Nachwuchs viel Platz, Luft, Licht, volle Bewegungsfreiheit, Ventilatoren und eine Beregnungsanlage sorgen im Sommer für Abkühlung. „Wenn es nicht zu heiß ist, sind unsere Kühe im Sommer auf der Weide. Bei große Hitze nicht, denn weiße Kühe sind stark Sonnen-brand gefährdet.“ Zu den Untermietern in den Kuhställen gehören Schwalben, Spatzen, Tauben und Stare. Noch keinen Mieter gefunden hat bisher der Eulennistkasten.

Nach der Geburt bleiben die Kälber einen Tag bei der Mutter, dann kommen sie in den benachbarten Kälberstall. Dort bilden sie mit anderen Kälbern eine kleine Herde. „Hat eine Kuh nach dem Kalben nicht genügend Milch, geben wir dem Kalb für diesen Zweck eingefrorene Milch von anderen Kühen“, informiert Johanna Wien. Die ersten fünf bis sechs Tage bekommt das Kalb Biestmilch. „Diese ist reich an Eiweiß, Enzymen, Vitaminen, Mineralien, Aminosäuren und Antikörpern. Sie versorgt die Kälber mit allem, was sie brauchen und ist wichtig für ihr Immunsystem.“ Nach der Biestmilchphase werden die Kälber zwölf Wochen lang mit Milchpulver gefüttert, um dann nach und nach mit Heu von Burgholzhäuser Wiesen an feste Nahrung gewöhnt zu werden.

Igelstachelballen zum Spielen

Das Futter für die Milchkühe und ihren Nachwuchs wächst neben Zuckerrüben auf den 90 Hektar Grün- und Ackerland des Betriebes. „Unsere Kühe bekommen eine täglich von uns frisch hergestellte Futtermischung aus eigener Heu-, Gras- und Silomaissilage sowie Körnermais, Weizen, Gerste, Mineralfutter und Gerstenstroh. In die Mischung kommen noch Mineral- und Eiweißfutter als Ergänzung“, informiert der Bauer. Neben dem Freilaufstall, Futter und Lecksteinen aus Himalaya Salz sorgen Igelstachelballen zum Spielen und Reiben für Komfort der Kühe. Die sehr guten Haltungsbedingungen und der „Kuhkomfort“ bilden die Grundlage für Tiergesundheit, gute Leistungen und qualitativ hochwertige Rohmilch.

Rohmilch selber zapfen

An der Frischmilchstation in der Mainzer Straße 36, kann die Rohmilch am Automaten rund um die Uhr in mitgebrachte Gefäße abgefüllt werden. „Bitte Gefäß und Kleingeld mitbringen!“ betont Markus Wien. Wichtig ist, dass die Kunden die gentechnikfreie, zertifizierte Rohmilch vor dem Verzehr oder der Weiterverarbeitung zu Joghurt, Käse oder anderen Milchprodukten abkochen. „Unsere Rohmilch ist ein Naturprodukt“. Das wegen der guten Verträglichkeit immer mehr Liebhaber unter Privat- und Geschäftskunden findet. An den beiden Milchautomaten werden täglich mehr als 80 Liter Rohmilch gezapft. Die restliche Milch liefern die Wiens an die Genossenschaftsmolkerei Hochwald in Hungen. „Wir bekommen für einen Liter Milch von der Molkerei 33 Cent. Das ist weniger als wir für einen Liter Wasser zahlen.“

Das Holzschild „Frischmilchstation“ haben die Wiens im Allgäu anfertigen lassen. „Wir legen großen Wert auf die Zusammenarbeit mit heimischen Firmen. Die Folierung unserer Fahrzeuge stammt vom ortsansässigen Grafiker Alexander Friedmann“, berichtet Johanna Wien. Neben der Milch vermarktet die Dairy Farm Wien das Rindfleisch von ihren Burgholzhäuser Weiderindern im Hofladen des Reinhardtshofes. Bauer Markus Wien plant seine Rohmilch künftig in einer eigenen Hofkäserei weiterzuverarbeiten. Ein großes indisches Restaurant in Frankfurt und Privatleute haben bereits Interesse am Hofkäse angemeldet.

Beliebt ist das „Kuhguckfenster“

Heiß begehrt sind in Coronazeiten Blicke durch die großen „Kuhguckfenster“ auf der Rückseite des Stalls. Dort herrscht bei gutem Wetter Hochbetrieb. Die Dairy Farm Wien gibt Kindergärten und Schulen gerne außerhalb der Pandemie Einblicke ihren Kuhstall. Der Hof ist Partnerbetrieb der hessischen Initiative Bauernhof als Klassenzimmer. Mit diesen Angeboten sowie Hofführungen, Lernangeboten für Kinder und ihren Kühen vermittelt Familie Wien der Öffentlichkeit ein positives Bild eines modernen Milchwirtschaft-Betriebes.

!Die Dairy Farm Wien von Johanna und Markus Wien befindet sich in der Mainzer Straße 36 in 61381 Friedrichsdorf-Burgholzhausen, Telefon 06007-1604.

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