Interessante Liebesgeschichten aus Friedrichsdorf

Theodor Haller hat sein Herz in Friedrichsdorf an Louise Armine Gauterin verloren.

Friedrichsdorf (fch). Am kommenden Sonntag ist es wieder soweit, dann feiern Verliebte fast überall auf der Welt den Valentinstag. Spötter haben den 14. Februar längst zum „Tag der Floristen“ gekürt. Da es am Festtag der Liebenden Brauch ist, sich Blumen zu schenken. Der Ursprung des Blumengrußes geht auf das römische Fest zurück, das am 14. Februar zu Ehren der Göttin Juno (gr. Hera) gefeiert wurde. Juno wurde als Beschützerin von Ehe und Familie verehrt, und es war Usus, Frauen an diesem Tag Blumen zu schenken.

Zu den Bräuchen vor allem in den USA gehören Blumengrüße, kleine Geschenke und Grußkarten, aber auch das Versenden von Liebesbriefen oder Einladungen zum romantischen Candle Light Dinner. Viele Paare feiern zudem am Valentinstag ihre Verlobung. Ursprünglich war der Valentinstag ein Gedächtnistag für den Heiligen Valentin. Er wurde vermutlich im Jahre 268 unter Claudius Gothicus hingerichtet und wird seitdem als Märtyrer verehrt. Den Gedenktag für den Heiligen Valentin hatte Papst Gelasius I. im Jahr 469 eingeführt. Der Brauch, am Valentinstag anonyme Liebesbriefe oder Grußkarten zu verschicken, wird auf den Herzog von Orleans zurückgeführt. Er soll 1415 als Gefangener aus dem London Tower seiner Frau fortwährend Liebesbriefe geschickt haben. Heute vermischen sich am Valentinstag viele Elemente, traditionelle und kommerzielle, miteinander. Zwar werden und wurden Ehen schon immer im Himmel geschlossen, aber auf der Erde gelebt. Im Gegensatz zu früher haben es Verliebte heute einfacher den Bund fürs Leben zu schließen wie Dr. Erika Dittrich berichtet. Die Liebe spielte bei der Eheschließung in Friedrichsdorf – wie im ganzen Land – keine Rolle. An erster Stelle stand die Versorgung. Dann musste die Religion stimmen, der Landgraf und der Magistrat sowie die Eltern ihre Zustimmung erteilen. So verbot Landgraf Friedrich III. den Bürgern, ihre Töchter an Deutsche zu verheiraten, damit diese nicht in die Stadt ziehen konnten. Franzosen, die Deutsche heirateten, mussten jährlich einen Betrag von sieben Gulden für die Aufenthaltsgenehmigung zahlen. Nur der älteste Sohn aus solch einer Ehe wurde Friedrichsdorfer, die anderen Kinder hatten kein Bürgerrecht. Zudem gab es „in den ersten Jahren der Hugenotten-Kolonie regelrechte Hochzeitsstraßen vor allem nach Hanau, Neu-Isenburg und Ehingshausen, da ja die Konfession (reformiert) stimmen musste“, informiert Dr. Dittrich.

Zu den bekanntesten Liebesgeschichten aus Friedrichsdorf gehört die zwischen der armen Schusterstochter Marie Charlotte Hensel und dem reichen Bad Homburger Spielbankpächter François Blanc. Nachdem das Dienstmädchen Marie, Tochter des aus Dortelweil stammenden Schusters Caspar Hensel und seiner Friedrichsdorfer Ehefrau Catharine, geborene Stemler, in der vornehmen Pariser Klosterschule „St. Maria de la Rose“ vier Jahre lang ausgebildet wurde, heiratete sie den 27 Jahre älteren François Blanc am 20. Juni 1854 in Paris. Das Paar hatte drei Kinder, Louise, Edmond und Marie-Felix. Das Paar schloss den Bund fürs Leben aus Liebe, und die Ehe soll glücklich gewesen sein.

Glückliches Ende nicht garantiert

Nicht so die der Töchter. Und dies, obwohl Madame Blanc eine Heiratsvermittlerin engagierte, um ihre Töchter in beste Kreise zu verheiraten. Louise wurde mit Konstantin von Radziwill, einem trinksüchtigen Lebemann verheiratet. Marie-Felix heiratete Roland Bonaparte, den Enkel des jüngsten Bruders von Napoleon. Sie starb bei der Geburt ihrer Tochter Marie Bonaparte, die 1907 Georg von Griechenland heiratete. Marie füllte fünf Schulhefte mit Geschichten über ihre Eltern. Sie berichtet, dass der Vater ihre Mutter nur des Geldes wegen geheiratet habe. Wie Stadtarchivarin Dr. Erika Dittrich berichtet, wurde Marie Bonaparte (1882-1962) eine Pionierin der Psychoanalyse. Zu bekannten Friedrichsdorfer Liebespaaren gehörten auch der Telefonerfinder Philipp Reis (1834-1874) und seine Frau Margarethe (1836-1895), die laut Unterlagen eine „Ehe ohne Misston“ führten. Der Schwabe Theodor Haller, Gründer der Nudelfabrik „Haller-Nudeln“ heiratete 1892 die Hugenottin Louise Armine Gauterin. Und der Friedrichsdorfer Ehrenbürger Dr. Friedrich Neiß (1895–1981), bekannter Streiter für Hygiene und Erste Hilfe, nannte seine Ehefrau Elfriede, eine Lehrerin aus Gießen, die er 1928 heiratete, liebevoll „Schwänchen“.

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