Kandidaten stellen sich der Diskussion

Baukräne, Bagger und eine rege Bautätigkeit zeigen an, dass sich neue Unternehmen im Gewerbepark am Wertstoffhof mit Firmenzentralen und Produktionsstätten ansiedeln. Foto: fch

Friedrichsdorf (fch). Die fünf Bürgermeisterkandidaten präsentierten sich „auf einen Streich“ den Friedrichsdorfer Wählern im Rahmen einer Zoom-Diskussionsrunde. Moderiert wurde diese Veranstaltung des Vereins „Aktives Friedrichsdorf“ von Stefanie Adamovic und Hans-Peter Neeb.

Das Duo stellte den Kandidaten Katja Gehrmann (CDU), Jutta Janda (SPD), Lars Keitel (Bündnis 90/Die Grünen), Jochen Kilp (FDP) und Jens Witte (FWG) in unregelmäßiger Reihenfolge sechs Fragen zu gewerblichen und wirtschaftlichen Themen. Für jede Antwort hatten die Bewerber jeweils zwei Minuten Zeit. Hintergrund der Fragerunde war, dass der Ausgang der Bürgermeister-Wahl in Friedrichsdorf sich auch auf Gewerbe und Industrie auswirken wird. Während der Übertragung der Konferenz bekundeten 170 Bürger Interesse an den Antworten der Kandidaten und 86 stellten in dieser Zeit Fragen im Chat.

Auf die Frage, was die Kandidaten mit dem Gewerbeverein verbinden und welche Bedeutung dieser für sie habe, sagte Katja Gehrmann, dass sie selbst als Gründerin eines Start-up-Unternehmens Mitglied war. Jutta Janda und Lars Keitel sehen im Gewerbeverein einen Garanten für das Funktionieren des städtischen Wirtschaftslebens und lobten den Lieferdienst „Friedrichsdorf bringt´s“ als Zugpferd in Coronazeiten. Jens Witte sieht im Lieferservice einen guten Baustein zur Stärkung des Einzelhandels, er bezeichnete den Gewerbeverein mit seinen Veranstaltungen als wichtiges Bindeglied zwischen Gewerbe und Bevölkerung. Jochen Kilp hingegen hob den digitalen Ausbildungspakt hervor.

Gastronomie und Start-ups fehlen

„Wie sehen sie die Gewerbelandschaft in Friedrichsdorf?“, wollte Stefanie Adamovic, Schriftführerin des Vereins „Aktives Friedrichsdorf“, wissen. Lars Keitel lobte die Hugenottenstadt als idealen Standort für Wirtschaft und Einzelhandel, die gute Verkehrsanbindung und Internetversorgung sowie den Branchenmix. In der Stadt fehlten jedoch gastronomische Angebote und Start-ups. Katja Gehrmann betonte: „Bis auf einen Bio-Supermarkt haben wir alles“. Jens Witte möchte den Einzelhandel stärken und ausbauen, mit einem guten Branchenmix Arbeitsplätze schaffen. „Ein wichtiges Thema ist bezahlbarer Wohnraum für die Mitarbeiter“, betonte der Kandidat der FWG. Jutta Janda möchte die Stadtteile besser ans Zentrum anschließen, die Innenstadt beleben und die Tourismusbranche ausbauen. Jochen Kilp sieht in der Stadt eine differenzierte Gewerbelandschaft, bemängelte ebenfalls fehlende Gastronomie. Er führte hier die Gaststätte im Forum Köppern als Beispiel an.

Autobahnanbindung erwünscht

Zum Ausbau des Gewerbeparks sagte Jutta Janda, die Stadt werde als Standort von zukunftssicheren medizintechnischen Unternehmen wie der Bionic Medizintechnik GmbH und pharmazeutischen Unternehmen bevorzugt, deren Ansiedlung unterstützt werden sollte. Jochen Kilp lobte den Vermarktungsstand der Flächen, bemängelte aber fehlende Infrastrukturen wie eine Autobahnanbindung an die A5. Er freut sich über die geplanten 1.260 Pkw-Stellplätze, Gastronomie und Kita im „Taunus Lab“. Allerdings hätte er einen Standort in Innenstadtnähe, etwa in der Industriestraße, für besser erachtet. Katja Gehrmann lobte das innovative Konzept des Business-Campus und warb dafür, ansässigen Firmen Flächen zum Wachsen anzubieten. Jens Witte will die Stadt als Wirtschaftsstandort bekannter machen, beurteilt „Taunus Lab“ als antizyklisches Geschäft. Lars Keitel findet den Business-Campus-Standort im Gewerbepark gut, sagte dass die ersten Teilbaugenehmigungen erfolgten und die französische Manitou Group für ihre deutsche Tochter einen neuen Lager- und Verwaltungsstandort in Friedrichsdorf baut. Er will sich für eine Busanbindung und eine Radschnellwegtrasse einsetzen.

Zur Zukunft des Gewerbegebietes in der Industriestraße und des Milupa-Geländes sagte Jens Witte: „Der Standort muss ein reines Industriegebiet bleiben, die Halle der Milupa-Fabrik wird einem Neubau weichen müssen, das gastronomische Angebot wird den Arbeitsplätzen folgen.“ Lars Keitel sieht in der Industriestraße keinen Standort für ein Mischgebiet, sieht das Gewerbegebiet am Bahnhof als ein Geschenk an und führte das Grundstück der Alten Teefabrik als Beispiel für Spekulationen an, die dort keinen Raum haben sollten. Jutta Janda sieht im Areal ein Industriegebiet, fordert ein Baulücken- und Leerstandskataster. „Gastronomie entwickelt sich, wo Bedarf entsteht.“ Jochen Kilp wünscht sich eine bessere Wirtschaftsförderung, er findet, dass Büros gut an den Standort passen und möchte eine Verbindung in die Innenstadt schaffen, denn „eine Stadt in der Stadt brauchen wir nicht“. Katja Gehrmann sieht die Industriestraße als Standort des produzierenden Gewerbes, will örtliche Gastronomie einbinden.

Kostenlose Parkplätze erhalten

Zu seinen Plänen zum Goers-Gelände sagte Jochen Kilp: „Es hat eine Scharnierfunktion.“ Er favorisiert eine Bebauung mit einem Frequenzbringer mit Gastronomie im Erdgeschoss und will das Projekt „Lebendige Zentren“ voranbringen. Katja Gehrmann betonte, dass das 2078 m² große Grundstück an der Wilhelmstraße das letzte innerstädtische sei und der Parkplatz bleiben sollte. Jens Witte hob die Bedeutung kostenloser Parkmöglichkeiten für den Einzelhandel hervor, kann sich eine Nutzung der Parkflächen für Flohmärkte und einen Wochenmarkt vorstellen. Lars Keitel findet eine Bebauung mit Seniorenwohnungen ideal und den teilweisen Erhalt öffentlicher Parkplätze. Jutta Janda will den Parkplatz erhalten, Angebote wie E-Bike-Ladestationen und Lastfahrräderverleih ansiedeln, das Areal begrünen und Bürgersteige errichten. Zu den Auswirkungen des neuen Schnellradwegs auf das Seulberger Gewerbegebiet sagt Katja Gehrmann, dass keine Parkplätze wegfallen dürfen und es einen Radweg um Seulberg herum gebe. Lars Keitel wünscht sich, dass Radwege direkt an den Geschäften vorbeiführen. Jutta Janda und Jens Witte sehen im Schnellradweg eine Bereicherung, während Jochen Kilp es für eine gute Idee hält, jedoch mit mehr als 1,5 Millionen Euro teuer und dazu schlecht gemacht. Nach der offiziellen Diskussionsrunde beantworteten die Kandidaten Fragen der Chatteilnehmer.



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