Im Kurs in den Dialog mit Holz gehen

Eckhard Gehrmann erklärt für seinen Holzschnittkurs: „Bei Holschnitt arbeitet man negativ, genau umgekehrt wie bei einer Zeichnung.“ Foto: fch

Friedrichsdorf (fch). Am zweiten Septemberwochenende öffnet Maler und Lithograph Eckhard Gehrmann erneut seine Werkstatt für alle, die schon immer einmal auf den Spuren so berühmter Künstler wie Albrecht Dürer, Ernst Ludwig Kirchner, Edvard Munch oder HAP Grieshaber wandeln wollten. Möglich macht dies der Wochenendkurs „Holzschnitt“, der seine Premiere bei der Musisch-bildnerischen-Werkstatt (MbW) in Friedrichsdorf feiert.

Bei der Drucktechnik Holzschnitt handelt es sich um eine graphische Hochdrucktechnik, bei der der Künstler mit unterschiedlichen Werkzeugen, Linien oder auch Flächen in eine Holzplatte schneiden. „Verwendet werden weiche Hölzer, die sich gut schneiden lassen. Das können Lindenholzstücke sein, aber auch Sperrholzplatten“, informiert der gebürtige Friedrichsdorfer Gehrmann. Die Holzplatten sind zwei bis vier Zentimeter dick und sollten vollkommen ebenen sein. Neben Lindenholz eignen sich auch Birne, Nuss, Erle oder Kirsche für den Holzschnitt. Um die Linien, die man mit dem Hohleisen ein- oder wegschneidet besser sehen zu können, wird die Platte zuvor schwarz eingefärbt. Diese einfache Holzschnittmethode trägt den Namen Weißlinienschnitt. „Die hochstehenden Teile der Platte (Hochdruck) werden mit einer Öl- oder Druckfarbe eingewalzt. Danach werden die Druckplatten in eine Druckmaschine, die Radierpresse, eingelegt, mit Leisten fixiert und auf Papier abgedruckt.“ Wobei ein seitenverkehrter Abdruck entsteht. „Gearbeitet wird beim Holzschnitt negativ, genau umgekehrt wie bei einer Zeichnung. Vor allem bei Buchstaben und Zahlen in einem Bild muss man berücksichtigen, dass man seitenverkehrt arbeitet“, sagt der Künstler. Es kann auch mit mehreren Farben übereinander gedruckt werden. Variationen entstehen unter anderem auch durch die Verwendung einer zweiten Druckplatte, durch Veränderung und Weiterverarbeitung der ersten Druckplatte, durch das Drucken mit übereinandergelegten Platten und Farbflächen. Mit dem Holzschnitt konnte man von einer Zeichnung viele Abzüge machen. Teile, die aus den Platten weggeschnitten oder weggeätzt wurden, sind beim Holzschnitt verloren. Künstler Gehrmann führt die Kursteilnehmer Schritt für Schritt in die Drucktechnik Holzschnitt ein. Entwickelt wurde die Holzschnitt-Technik in Ostasien. Nach Europa wurde sie um 1420 importiert. Parallel zur wachsenden Handschriftenproduktion erfuhren Holzschnitte im Laufe des 15. Jahrhunderts vor allem als Einblattdrucke starke Verbreitung. In Bamberg wurden Holzschnitte erstmals 1461 als Illustrationen in gedruckte Bücher integriert. Im späten 15. Jahrhundert erschienen insbesondere in Nürnberg, Augsburg und Ulm zahlreiche mit Holzschnitten illustrierte Bücher. Etwa ab 1570 wurde der Holzschnitt durch den Kupferstich verdrängt.

„Dieser Workshop ist für Anfänger sowie Fortgeschrittene geeignet“, sagt Gehrmann. In seinem seit den 1980er Jahren im Hinterhof der Musisch bildnerischen Werkstatt befindlichen Atelier mit Werkstatt sind Holzplatten, Farbe, Papier, Werkzeuge und alle anderen erforderlichen Materialien für die Kursteilnehmer vorhanden. Gehrmann wurde kürzlich mit dem Ilse-Hannes-Kunstpreises 2021 ausgezeichnet. Der Friedrichsdorfer ist der 15. Preisträger, den die gleichnamige Gesellschaft für „ein bedeutendes grafisches Werk“ ehrt, das sich außerhalb des Zeitgeists bewegt und deutschlandweit ohne Beispiel ist. Das Werk von Gehrmann umfasst Lithografien, Holzschnitte und Radierungen aus vier Jahrzehnten.

Interessenten für den Workshop können sich bei der Musisch bildnerischen Werkstatt anmelden. Der Kurs bei Eckhard Gehrmann findet am Samstag, 11., und Sonntag, 12. September, von 10 bis 18 Uhr (inklusive Mittagspause) statt. Mehr Infos gibt es im Internet unter www.mbw-ev.de.



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