Friedrichsdorf (fch). Mit minutenlangen stehenden Ovationen feierte das Publikum im ausverkauften großen Saal des Kulturforums Lisa Fitz. Die Kabarettistin fesselte ihre Zuhörer einen Abend lang mit „Dauerbrenner! Das große Jubiläumsprogramm“ und regte zum Nachdenken, Lachen und Applaudieren an. In der ersten Hälfte des kurzweiligen Programms zum Anlass ihres 40-jährigen Bühnenjubiläums, beantwortete sie die Frage „Woher ich komme“, im zweiten Teil „Wohin ich gehe“. Aufmüpfig, satirisch, kritisch, selbstironisch und immer mit einer Prise Humor ließ sie ihre Zuhörer in ihrem inzwischen 16. Programm an ihren Gedanken teilhaben. Unangepasst, bissig und cool nennt sie in ihren Texten und Liedern Ross und Reiter, klärt auf, stellt in Frage und kritisiert. Mainstream bedient sie nicht, an der Political Correctness hangelt sie sich oft mit ihren messerscharfen Pointen entlang. Sie spricht aus, was andere denken, legt den Finger in gesellschaftliche Wunden. „Ich war die Pionierin, die erste Frau mit eigenen Texten. Damals gab es nur eine Alibifrau in einem Männerteam. Sie sang das Quotenlied, dass ein Mann für sie geschrieben hatte“, blickt Lisa Fitz zurück auf die Anfänge ihrer Karriere als Kabarettistin in der Münchner Lach- und Schießgesellschaft. 1983 geht sie als erste Frau in Deutschland mit einem selbst getexteten Kabarett-Soloprogramm auf Tour. „Das Programm heißt „Dauerbrenner“, weil ich einer bin.“ Nicht bezeichnet werden will die 71-Jährige als „Urgestein“, denn das klinge nach „versteinertem Wurm“ und auch nicht als „Grande Dame“, was sich nach „Queen Mum“ anhöre, kokettiert Fitz. Wenn schon eine Etikettierung benötigt werde, dann bevorzuge sie es, ein „Urviech“ zu sein und möchte als „weißblauer Hai“ bezeichnet werden.
Zum ersten Mal auf der Bühne steht sie mit zehn Jahren als „Waldschrat“ im Kindertheater ihrer Großmutter. Nach der Schauspielschule wird sie als singende Moderatorin der Bayrischen Hitparade engagiert. Mit 70 Prozent Einschaltquote bei drei TV-Programmen bundesweit ein Straßenfeger. Ausgehalten hat der Fan von Rockmusik und Tina Turner, „die Musik der steinharten Bewahrer“ nur mit Bier. Vom Publikum nicht verstanden wurde ihr satirisch gemeintes Lied „I bin bled“. „Ich war mitten drin in der Deppenhölle, im falschen Film, aber mit Erfolg.“ Angeregt durch Theodor Adornos Satz „Es gibt kein richtiges Leben im falschen“ verabschiedete sie sich vom Bayrischen Rundfunk, vom guten Einkommen und ihrem Papa als Manager. „Nach Maria Hellwig und den Oberkrainern kannst du anschließend nur noch Kabarett machen.“ Getreu der Devise „auf jeden Shitstorm folgt ein Fitzstorm“ reagierte sie auf die Angriffe und Beschimpfungen gegen ihre Ehe mit ihrem ersten Mann Ali mit dem Lied „Mein Mann ist ein Perser, ein ganz Perverser“. Mit Blick auf eine Gesellschaft von Langzeitahnungslosen, finanziell bis zur Urne abgesicherten politischen Dauerschwätzern und einer dystopischen Zukunft Deutschlands sagt sie: „Ein Kabarettist muss sein freches Maul behalten dürfen, sonst ist er ein glitschiger Aal“.
Verdienstorden und Fernsehpreis
Sie greift immer wieder zur Gitarre, nimmt ihr Publikum mit auf kurzweilige, politische und musikalische Rück- und Ausblicke. Sie erinnert an die prägenden Größen einer ganzen Generation im Showgeschäft wie die Beatles, aber auch an die noch größeren Erfolge der „Amigos“, der deutschsprachigen Musikgruppe auf dem Gebiet des volkstümlichen Schlagers. „The Walking Dead aus Villingen hatten in Deutschland mehr Nummer-eins-Hits als die Beatles. Das sagt mehr über Deutschland aus als die ganze dilettantische Corona-Politik.“ Che Guevera, Woodstock, Apollo 11 und der raue Ton in der Politik als der bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß Künstler und Journalisten als „Ratten und Schmeißfliegen“ beschimpfte und sagte „Der Spiegel ist ein Scheißhausblatt“ folgten. Fitz dazu: „So zwielichtig Strauß als Mensch und Politiker war, aber auch stockbesoffen hat er noch ein intelligenteres Interview gegeben als Karl Lauterbach stocknüchtern.“ Trotz aller Kritik liebe sie ihre Heimat. „Man kann sein Land lieben ohne völkisch zu empfinden.“ Deshalb habe sie sich auch sehr darüber gefreut, dass sie 2019 mit dem Bayrischen Verdienstorden und 2015 mit dem Kabarett-Ehrenpreis des Bayerischen Fernsehens ausgezeichnet wurde.