An der Neugestaltung des Platzes scheiden sich die Geister

Wie der Landgrafenplatz einmal aussehen wird, zeigen Ingenieur (FH) Jens Gelzenleuchter (Technische Belange) und Landschaftsarchitekt Michael Dorlas den Teilnehmern der Baustellenbegehung mit Hilfe von Plänen und Farbillustraitionen. Foto: fch

Friedrichsdorf (fch). Die gute Nachricht zuerst: Die Grundsanierung und Neugestaltung des 1900 Quadratmeter großen Landgrafenplatzes neigt sich ihrem Ende zu. Vor dem Weihnachtsmarkt soll, die im Februar begonnene Maßnahme auf und unter dem zentralen Platz in der Stadtmitte, nach zehn Monaten wie geplant, abgeschlossen sein. Den Fortschritt der Bauarbeiten auf dem größtenteils bereits umgestalteten und möblierten Platz stellten Bürgern bei der dritten Baustellenbegehung Landschaftsarchitekt Michael Dorlas und Ingenieur (FH) Jens Gelzenleuchter (Technische Belange), Doris Staab und Alicia Wiedelmann vom Garten- und Tiefbauamt vor. Von den zwei Millionen Euro Baukosten trägt die Stadt 1,6 bis 1,7 Millionen Euro. Die restliche Summe übernehmen die Versorger. Fast abgeschlossen ist die Sanierung der Kanal-, Abwasser- und Gasleitungen. Neu verlegt wurden Frischwasserleitungen, umgelegt Strom- und Telefonleitungen, erneuert Hausanschlüsse. Bereits diagonal verlegt sind 3000 Quadratmeter Klinkerpflaster in hellen, changierenden Farben im „Ellenbogenverband“ sowie taktile Bodenleitsysteme mit Noppen und Rillen für Sehbehinderte. Gegen die Verlegung des beige- und erdfarbenen Klinkerpflasters regt sich Widerstand. „Mir flimmert es beim Blick auf das Pflaster vor den Augen und mir wird übel. Ich fühle mich beim Gehen unsicher, spüre die Kanten und habe das Gefühl, dass ich schwanke“, klagte eine Anwohnerin. Eine Geschäftsfrau findet das Farbspiel dagegen gut, kritisiert aber die Verlegung des Pflasters und die unterschiedlichen Fugen. „Die Begehbarkeit und Haltbarkeit des Materials durch den Brand ist gut“, sagen die Fachleute. Anderen Bürgern gefallen die 14 neuen, hohen Beleuchtungselemente mit „Emporium“-Leuchten nicht. Das moderne Design passe nicht zu den teils unter Denkmalschutz stehenden Häusern. „Die Lampen sind potthässlich, viel zu hoch und passen nicht ins Ambiente“, kritisierte eine Bürgerin. Die Aluleuchtmasten sollen anthrazitfarben wie die Lampenschirme gestrichen werden, informierten die städtischen Mitarbeiter.

Vor der Neugestaltung des zentralen Platzes brachten Bürger ihre Ideen ein. Basierend auf den dabei gewonnenen Vorschlägen und in Abstimmung mit verschiedenen Fachplanern und -ämtern hat das von der Stadt beauftragte Freiraumplanungsbüro den Entwurf für die Neugestaltung des Landgrafenlatzes erarbeitet. Berücksichtigen mussten die Planer die topografischen Gegebenheiten des Platzes und die Ansprüche der verschiedenen Nutzer wie Anwohner, Geschäftsinhaber, Passanten, Radfahrer und Marktbeschicker. Ganz entscheidend für die Qualität der Neugestaltung sind Barrierefreiheit und die Sperrung des Landgrafenplatzes für jeglichen motorisierten Verkehr. „Das macht es möglich, den Platz als zentralen Ort in der Innenstadt in seiner Funktion als Verteiler und zugleich Zentrum besonders für Fußgänger und Radfahrer zu stärken“, sagen die Planer. Viel Raum soll dem Wochenmarkt gegeben werden, und ausreichend Platz soll auch für andere Veranstaltungen und Feste sein. Wesentliche Elemente für eine verbesserte Aufenthaltsqualität ist der zentrale, barrierefrei über eine Rampe zugängliche, Aufenthaltsbereich mit Bänken.

Bürger sind unzufrieden

„Die Rampe ist für Leute mit Rollator nicht gut geeignet“, klagt ein Bürger. Hinter der 1873 errichteten Landgrafensäule gibt es aus Platzgründen kein großes Wasserspiel, sondern ein Becken mit einer Wasserstele aus Basalt. Der Aufenthaltsbereich ist mit 70 m langen Blockstufen und 35 m langen Sitzblöcken, die kontrastreich mit hellen und dunklen Platten belegt sind, eingefasst. „Die optische Gestaltung gefällt mir gut, die Erhöhung dagegen nicht“, erklärt eine Bürgerin. Zehn Bänke mit laut Bürgern „angenehmer Sitzhöhe“ laden zum Verweilen ein. „Die Bänke sind gut. Ich habe kaputte Hüften, kann es daher beurteilen“, sagt eine Passantin. Für innerstädtisches Grün sorgen künftig vier Zierkirschbäume und acht Säulen-Hainbuchen sowie rundumlaufende Stauden. Die Baumquartiere werden mit Lavasubstrat befüllt und mit Rosten abgedeckt. Fahrradständer wurden bereits aufgestellt. An die Fußgängerzone schließt sich ein verkehrsberuhigter Bereich an. Geschäftsleute befürchten Nachteile durch die Fußgängerzone. Etliche Teilnehmer der Baustellenbegehung sind unzufrieden mit der Stadtverwaltung: „Wir fühlen uns mit unseren Anregungen, Ideen, Sorgen und Nöten von den Mitarbeitern und Politikern nicht ernst genommen.“



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