„Noch ist nichts in Stein gemeißelt“

Pfarrer Diethard Fries segnet nach dem Franziskusfest vor der Heilig-Kreuz-Kirche die Tiere der Gemeinde. Auch die Kinder dürfen ihre Kuscheltiere zur Segnung mitbringen. Foto: mas

Von Mike Alexander Siemens

Friedrichsdorf. Die Heilig-Kreuz-Gemeinde in Burgholzhausen lacht auf dem einen Auge, auf dem anderen weint sie. Abgesehen von der Feier ihres Schutzpatrons des Heiligen Franz von Assisi berichteten die Ausschüsse über die Auswirkungen des Zusammenschlusses mit neun weiteren Gemeinden.

Es ist kein üblicher Sonntag in der Kirche der Heilig-Kreuz-Gemeinde, ganz im Gegenteil: Es ist der Gedenktag von Francesco Bernadone, besser bekannt unter dem Namen „Franz von Assisi“. Dem Italiener wird nicht nur ein Tag gewidmet, weil er ein Heiliger, sondern auch der Schutzpatron der Heilig-Kreuz-Gemeinde Burgholzhausen ist. Mit gerade einmal 24 Jahren erlebte er vor dem Kreuzbild von San Damiano seine Berufung. „Franziskus, siehst du nicht, wie meine Kirche zerfällt? Bau sie wieder auf“, soll ihm der Herr im Jahre 1206 aus dem Himmel zugerufen haben. So begann er zunächst damit, mehrere Kirchen zu restaurieren und wiederaufzubauen, doch geriet er dabei mit seinem Vater in einen Streit. Diese Auseinandersetzung mündete in einer öffentlichen Verhandlung, bei der Franz seine Kleider vom Leib riss, womit er das Erbe seines Vaters ablehnte und sich nun nicht mehr der materiellen Welt, sondern voll und ganz der Kirche der Menschen widmete. Am 24. Februar 1209 bildete sich schließlich die erste franziskanische Gemeinschaft, deren Regeln noch im selben Jahr von Papst Innozenz III. bestätigt wurden. Franz starb am 3. Oktober 1226 und wurde zwei Jahre später Heilig gesprochen.

Knapp 800 Jahre später steht eine Franziskus Bronzeskulptur vor der Kirche der Heilig-Kreuz-Gemeinde. Der Dargestellte gestikuliert mit seinen weit ausgestreckten Armen und nach oben gerichteten Händen als woll er sagen: „Gelobt seist du, mein Herr“, wie Pfarrer Diethard Fries am vergangenen Sonntag, während des Franziskusfests der Gemeinde erklärte. Die Kirche war an diesem Morgen gut gefüllt, gemeinsam lobten Jung und Alt nicht nur Jesus Christus, vor allem die gesungenen Lieder drehten sich um den Schutzpatron der Gemeinde. Im Anschluss fand eine Tiersegnung statt, bei der nicht nur Hunde das Weihwasser empfingen, sondern auch Bären und Tiger – natürlich nur von Kindern mitgebrachte Kuscheltiere. Dazu gab es für die Gemeinde ein gemeinsames Essen, bei der die Möglichkeit bestand, sich untereinander auszutauschen und zu vernetzen.

Dabei blieb es jedoch nicht. Der Festtag des Schutzpatrons wurde ebenfalls dazu genutzt, die Gemeinde und weitere Interessenten über den Zusammenschluss von zehn Pfarreien zu informieren. Hierbei handelt es sich abgesehen von der Heilig-Kreuz-Gemeinde um die Gemeinden St. Marien, Herz Jesu, St. Nikolaus und Verklärung Christi in Bad Vilbel; Jesus Christus, der gute Hirte, St. Jakobus und Bruder Konrad und St. Stephanus in Frankfurt sowie St. Martin und St. Elisabeth in Bad Homburg. Als Grund für den Zusammenschluss werden die hohen Kirchenaustritte genannt, aber auch die dazukommenden ansteigenden Kosten etwa für Personal oder Gebäudeinstandhaltungen. Diese Ausgaben führten zu einem finanziellen Problem bei allen Gemeinden. Dies ergab sich durch das Erstellen eines Gesamthaushaltplans, durch den eine Gewinn-und-Verlustrechnung kalkuliert wurde. Diese zeige, dass selbst wenn es keine Verschlechterung bei den Kirchenaustritten oder der wirtschaftlichen Lage Deutschlands gäbe, die Großgemeinde mit einem kleinen finanziellen Verlust rechnen müsse. Doch von diesem Szenario geht der zuständige Ausschuss nicht aus. Er erwartet deutlich härtere Zeiten, durch die in den kommenden zehn Jahren alle Rücklagen aufgebraucht wären. „Anders gesagt: Wir wären pleite“, betonte die Projektgruppe.

Ein Zusammenschluss bedeutet, dass das Vermögen der Heilig-Kreuz-Gemeinde in einen gemeinsamen Topf mit den restlichen Gemeinden geworfen wird. Verschont bleiben davon nur das zweckgebundene Vermögen – etwa für den Friedhof – und zweckgebundene Spenden – zum Beispiel für Kerzen zum Osterfest. Aus dem gemeinsamen Finanz-Topf resultiert jedoch, dass sich das Geld zum Beispiel für Baumaßnahmen geteilt werden müsse. Insgesamt müssten die Gemeinden mit Abstrichen rechnen. Was das für die Heilig-Geist-Gemeinde konkret bedeutet, ist noch nicht sicher. Da sich das wirtschaftliche Klima jederzeit ändern, es einen Zustrom in Richtung Kirche mit vermehrten Eintritten geben, oder der Verwaltungsrat sogar eine andere Meinung annehmen könne, sei noch nicht alles in Stein gemeißelt, hieß es dazu auf dem Fest.

Außerdem ist bis zum Zusammenschluss, welcher erst 2026 erfolgen soll, etwas Zeit. Doch selbst wenn es am Ende zu den Änderungen kommt, fassen die Ausschüsse die zukünftige Lage der Heilig-Kreuz-Gemeinde wie folgt zusammen: „Wir kommen ziemlich unversehrt davon.“

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