Obermann und „Oberfrau“ jubeln zweimal

Zwei Feste feiern, wie sie fallen. In diesem Fall handelt es sich um die diamantene Hochzeit von Barbara und Holger Obermann sowie seinen 85. Geburtstag, der auf den selben Tag fällt. Foto: gw

Friedrichsdorf (gw). Die Gefahr, dass Holger Obermann den Hochzeitstag vergisst, ist äußerst gering. Der ehemalige bundesweit bekannte Sportschau-Moderator hat nämlich an seinem 25. Geburtstag seine Frau Barbara geheiratet. Am Dienstag ist Obermann 85 geworden und hat demzufolge auch noch das seltene Fest der diamanten Hochzeit gefeiert.

Der Sportschau-Moderator Holger Obermann feierte am Dienstag in Friedrichsdorf gleich zwei Feste an einem Tag: Seinen 85. Geburtstag und die diamantene Hochzeit mit seiner Frau Barbara. Bereits seit 2009 leben die Obermanns in Friedrichsdorf im Taunus, wo sie sich ausgesprochen wohlfühlen und nach einem äußerst bewegten Leben in vieler Herren Länder ihren Alters-Ruhesitz gefunden haben. Von rüstigen Jubilaren zu sprechen, verbietet sich bei diesem außergewöhnlichen diamantenen Paar von selbst, denn die beiden sind in Anbetracht ihres Alters topfit, sprühen vor Energie und schmieden bereits konkrete Pläne für die „Nach-Corona-Zeit“. „Auf jeden Fall wollen wir so schnell es geht wieder nach Nepal, und außerdem möchte ich meinen Bruder in Jacksonville in Floria besuchen“, wünscht sich Holger Obermann. Besonders zu Nepal hat der in Kassel geborene Fußball-Globetrotter eine sehr enge Beziehung aufgebaut, und für Ehefrau Barbara ist die Hauptstadt Kathmandu bis zum heutigen Tag eine der schönsten Städte, die sie jemals kennengelernt haben.

Das sind inzwischen Hunderte, denn vom KSV Hessen Kassel aus führte der Weg des ehemaligen Torwarts über Concordia Hamburg und den FSV Frankfurt in die USA. 1961 ist er beim SC Elizabeth New York der erste deutsche Profi überhaupt in einer amerikanischen Soccer-League geworden. In den USA arbeitete Holger Obermann fünf Jahre lang auch als Redakteur, Auslandskorrespondent und Leiter einer deutschsprachigen Radiostation, ehe er Sportredakteur beim Hessischen Rundfunk wurde und anschließend von 1971 bis 1984 zum Moderatoren-Team der inzwischen legendären ARD-Sportschau gehörte. Die durfte damals samstags ab 18 Uhr die ersten bewegten Bilder – noch in Schwarz-Weiß – vom jeweiligen Spieltag in der Fußball-Bundesliga übertragen.

Seit 1990 ist Holger Obermann im Auftrag des Deutschen Fußball-Bundes und des Nationalen Olympischen Komitees fernab der Heimat unterwegs und hat unter anderem in Osttimor, Kamerun, Bangladesh, Sri Lanka und auch in Australien Freude und Begeisterung für den Fußball geweckt. „In Afghanistan den Frauenfußball auf den Weg gebracht zu haben“, antwortet er auf die Frage, was im Rückblick auf seine langjährige Tätigkeit in mehr als zwei Dutzend verschiedenen Ländern der Erde wohl sein größter Erfolg gewesen sei.

Arbeit unter widrigsten Umständen

Die großen sportlichen Triumphe wie der Gewinn des Südasien-Cups mit Nepal (durch einen Endspiel-Sieg nach Elfmeterschießen gegen Indien), die Silbermedaille mit Gambia beim Afrika-Cup oder die U16-Meisterschaft Asiens mit Malaysia zählen natürlich auch dazu. „Warum machst du es dir nicht leichter und trainierst nur noch Nationalmannschaften“, hat ihn sein zehn Jahre älterer Fußball-Kollege Rudi Gutendorf einmal gefragt, der mit den meisten Trainer-Stationen im Guinness-Buch der Rekord steht. „Das ist nicht mein Ding“, lautete Holger Obermanns Antwort, für den die Kernerarbeit an der Basis unter widrigsten Umständen stets Priorität hatte. Für sein Engagement ist er 2010 bei der Fußball-WM in Südafrika von der FIFA mit dem „Order of Merit“ ausgezeichnet worden und hat neben vielen anderen Ehrungen unter anderem auch das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse (1997) sowie den „Preis für Toleranz und Fair Play“ des Bundesinnenministers (2004) erhalten.

In seiner Funktion als offizieller Botschafter des DFB liegt Obermann vor allem die von ihm gegründete Fußball-Schule „Nepal Youth Programm“ in Kathmandu am Herzen. Bei einem Projekt, das von der Franz-Beckenbauer-Stiftung finanziert worden ist, wurde ein Fußballplatz in Kolishwor im Osten Kathmandus mit einer komplett neuen Infrastruktur versehen: mit einem Clubhaus, einer Beleuchtungsanlage und einer kleinen Sitztribüne für 200 Zuschauer.

„Dass die Welt wieder ruhiger wird“, ist eine der großen Hoffnungen, die der Jubilar neben dem Wunsch nach Gesundheit an seinem Geburtstag noch hat. Besonders die Ereignisse in Afghanistan belasten Holger Obermann, denn dort hat er in den Jahren 2002 und 2003 gearbeitet und den Frauenfußball auf den Weg gebracht. Dessen Zukunft ist heute ungewisser als je zuvor.

Das doppelte Familien-Fest am Dienstag in Friedrichsdorf im Kreis von rund vier Dutzend handverlesenen Gästen wurde von Sohn Ingmar (geboren 1967, Tochter Helen kam 1962 zur Welt) moderiert, der damit in die Fußstapfen des Herrn Papa getreten ist. Erwähnung fand bei dieser Doppel-Feier auch die außergewöhnliche Begabung von Mama Barbara, die als ausgebildete und begeisterte Malerin schon etliche Ausstellungen mit ihrem Gemälden und Collagen (zumeist auf original Nepalpapier) bestückt hat. Zahlreiche ihrer großflächigen Werke schmücken die sehr geschmackvoll eingerichtete Eigentumswohnung des Ehepaars Obermann am Houiller Platz.

Kennengelernt haben sich die beiden – natürlich – auf dem Fußballplatz. In seiner Zeit als Vertragsspieler bei Concordia Hamburg stand der gebürtige Kasseler Holger Obermann 1960 in der Oberliga-Partie gegen Eintracht Braunschweig im Tor. Barbara saß als Zuschauerin auf der Tribüne des kleinen Stadions, weil ihr Onkel, bei dem der stattliche junge Mann zur Untermiete wohnte, sie an jenem Nachmittag mitgenommen hatte.

„Es war Liebe auf den ersten Blick“, weiss Holger noch heute – und Barbara widerspricht ihm nicht.

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