Segen im Regen für Gottes Schöpfung

Andreas Granderath ist als Einziger mit seinen Hunden Lilly (7) und Laura (8) zur Haustiersegnung durch Pfarrer Hanns-Jörg Meiler (rechts), dem Diakon Diethard Fries (2., v. l.) und Meßdienerin Katja Simons assistieren, zur Franziskus-Statue gekommen. Foto: fch

Friedrichsdorf (fch). Stell Dir vor, es ist Tiersegnung in Burgholzhausen und nur einer geht hin. Und das, wo doch in diesen Zeiten Segnung so wichtig ist. Gerade bei Regen und Sturm. Hundebesitzer etwa müssen sowieso bei jedem Wetter mit der Fellnase hinaus. Das Herrchen von Lilly und Luna ließ sich von Wind und Wetter nicht scheuen und seine beiden Schützlinge segnen.

Mit je einem beherzten Satz Richtung Franziskus-Statue bringen sich Schäferhundmischlingshündin Lilly (7) und Pudelmix Luna (8) in Sicherheit vor den Wassertropfen. Die hat, für sie völlig unerwartet, Pfarrer Hanns-Jörg Meiler von St. Katharina von Siena in Frankfurt, auf sie gespritzt. Gut, dass Herrchen Andreas Granderath seine beiden munteren Vierbeiner beim Segen angeleint hatte. Die beiden Hündinnen hat der Burgholzhäuser von Tierschutzorganisationen vermittelt bekommen. „Beide stammen aus Tötungsstationen. Lilly kommt aus Kroatien und Luna von Fuerteventura. Ich lasse meine beiden Hündinnen jedes Jahr segnen“, informiert Andreas Granderath. Dieses Mal ist er der einzige Tierhalter, der das Angebot der Haustiersegnung am Gedenktag von Franz von Assisi, dem Schutzpatrons der Kirchengemeinde Heilig Kreuz Burgholzhausen, in Anspruch nimmt. „Bisher hatten wir immer mehrere Tiere, die mit ihren Haltern zur Segnung gekommen sind“, wundert sich Diakon Diethard Fries.

Gründe für das Fernbleiben könnte die Angst der Menschen vor Ansteckung mit dem Covid 19-Virus sein. Auch das stürmische Herbstwetter dürfte am Sonntag eine Rolle für das Fernbleiben gespielt haben. Kräftige Böen lassen die Gewänder von Pfarrer, Diakon und Messdienerin Katja Simons im Wind wehen und Gottesdienstbesucher leicht frösteln. Der 4. Oktober wird international als Franziskus Gedenktag gefeiert und als Tierschutztag begangen. Mit der Tiersegnung bekunden die Halter ihren Respekt und ihre Liebe gegen über ihren Tieren und der Natur.

In der Heiligen Messe hatte Pfarrer Meiler zuvor in der Kirche an das Leben und Wirken von Franz von Assisi (1181/82-1226), dessen bürgerlicher Name Francesco Giovanni di Pietro Bernardone lautete, erinnert. Der Heilige Franz von Assisi genießt große Anerkennung in der römisch-katholischen Kirche. Seine bekannteste Predigt ist die „Vogelpredigt“. Der Heilige, der Jesus Christus bedingungslos nachfolgte, hatte einem Schwarm Vögel eine Predigt gehalten. Am Ende machte er über ihnen ein Kreuzzeichen und sandte sie mit dem Auftrag ebenfalls zu predigen aus.

Pfarrer Meiler sagte in seiner Predigt, dass Pferde allein durch ihr Dasein bei Reitern unterschiedliche Gefühle und Dinge auslösen. Dies mache sich die Reittherapie zu Nutze. „Mit Hunden ist es ähnlich.“ Er fragte die Gläubigen: „Welche Botschaft haben Menschen für Tiere und umgekehrt?“ Der Pfarrer sagte: „Tiere brauchen Menschen, gerade die bedrohten“. Die Haltung in Zoos, Wildparks und in häuslicher Pflege trage oft zur Artenrettung bei. Die Tiere würden an diesen Orten aus dem ewigen Kampf von Fressen und Gefressen werden herausgeholt und als Individuen geschätzt. Er zitierte Matthäus 6, Vers 26: „Seht die Vögel unter dem Himmel an. Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie?“ Damit werde gesagt, die Erde sei ein Geschenk, betonte der Geistliche. Der Auftrag laute, Tiere zu beschützen und nicht zu beherrschen. Menschen müssen begreifen, dass sie ein Teil der Schöpfung sind und nicht die Krone. Doch Tiere predigten und Menschen noch mehr. Sie predigten Menschen Freundschaft und Treue, auch dann noch, wenn wir ihnen nicht mehr wie gewohnt gerecht würden. So wie Gott, wenn wir nur wenig Zeit für seine Freundschaft haben. „Tiere können uns predigen und wir können ihnen zu einem guten Leben verhelfen. Tiere und Menschen sind Teile eines Weltenhauses, das Gott für uns eingerichtet hat. Die Natur hat für uns Menschen eine Botschaft: „Ich brauche dich Mensch.“ Gott frage die Menschen so wie er sie im Paradies gefragt habe: Wo bist du Mensch? Auf der Seite des Todes oder auf der Seite des Lebens? „Gott hat uns dieses Leben geschenkt. Stellen wir uns auf die Seite des Lebens.“

Besondere Nähe zu den Tieren

Der Heilige Franz von Assisi habe eine besondere Nähe zu allen Tieren gehabt, erklärte der Pfarrer weiter, in ihnen habe er Gottes Schöpfung gesehen. Assisi erhält 1209 vor dem Kreuzbild von San Damiano seine Berufung und gründete den Orden der Minderen Brüder. Er wird als Patron der Armen, Blinden, Lahmen, Strafgefangenen, Sozialarbeiter und Schiffbrüchigen verehrt. Außerdem dient der Heilige als Vermittler zwischen den unterschiedlichen Religionen. Papst Johannes Paul II. erklärte ihn 1980 zudem zum Patron des Umweltschutzes und der Ökologie.

Seit dem Jahr 2000 zieht eine Bronzefigur des Heiligen Franziskus vor der katholischen Kirche in Burgholzhausen alle Blicke auf sich. Sie erinnert an den Heiligen und Schutzpatron der Gemeinde, der 1224 auf dem Berg La Verna, die Wundmale Christi empfing. Bereits ein Jahr zuvor erfand Franziskus das Weihnachtskrippenspiel mit Menschen und Tieren. Für Franziskus war die ganze Schöpfung Gottes gute Gabe. Das unterscheidet ihn vom dualistischen Weltbild der Katharer. Sie glauben, dass das Universum aus einer von Gott geschaffenen spirituellen und der vom Satan beherrschten materiellen Welt besteht.



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