Die Spielregeln der Pfadfinder

Christian Hammen vom Pfadfinderstamm Graue Wölfe hofft, an Pfingsten wieder mit den Sipplingen ins Lager zu fahren. Foto: fch

Friedrichsdorf (fch). „Lernen durch Tun“ lautet das vom Gründer der Pfadfinderbewegung Robert Stephenson Smyth Baden-Powell Baden (1857-1941) kreierte Motto der Pfadfinder bis heute. Zwar hat sich seither bei der dynamischen Pfadfinderbewegung vieles verändert, doch die Pfadfinderregeln bringen damals wie heute die Verpflichtung des Einzelnen zum Ausdruck. Erwartet werden von den Erwachsenen, den Rangern und Rovern, die in den Stämmen die Verantwortung tragen, Engagement, Zeiteinsatz, Kompromissbereitschaft, Teamfähigkeit, Motivation, und viel Geduld. Befolgt werden die „Spielregeln“ auch von den aktuell 80 Mitgliedern des „Stamm Graue Wölfe“ in Friedrichsdorf.

Einer der Pfadfinder in der Hugenottenstadt ist Christian Hammen. Der 17-Jährige aus Seulberg besucht die E-Phase (10. Klasse) der Bad Homburger Humboldtschule. Belegt hat er die Leistungskurse Politik und Englisch. Mit sieben Jahren ist er in den Stamm Graue Wölfe, der Mitglied im Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder (BdP) ist, eingetreten. „Ich komme aus einer Pfadfinder-Familie. Meine Mutter Annette ist Kassenwartin bei den Grauen Wölfen, mein Vater Stefan ist bei den Weinbacher Wandervögeln, meine Schwester Leonie (20) ist Mitglied bei den Heliand Pfadfinderinnen und mein Bruder Adrian (14) bei den Grauen Wölfen. Ich war durch die von meinen Eltern erzählten spannenden Geschichten von Festen und Fahrten von klein auf neugierig auf die Pfadfinder.“ Die meisten finden als Sechsjährige zu den Pfadfindern, aber es gibt auch Quereinsteiger, welche die Gemeinschaft erst später für sich entdecken. Nach seiner Zeit in der Meute der Wölflinge (6/7 bis 11 Jahre) wechselte er in die nächste Stufe zu den „Sipplingen“. Um dann mit 18 Jahren seine Fähigkeiten in der Runde der Ranger und Rover beispielsweise in der Stammesführung, bei der Organisation von Fahrten oder in der Lagertechnik einzubringen. Der Wechsel von einer Altersstufe in die nächste wird bei den Grauen Wölfen im Zeltlager an Pfingsten oder beim Nikolauslager in einer Jugendherberge vollzogen. „Dort bekommt man als äußerliches Zeichen ein gelbes oder blaues Halstuch verliehen.“ Seit 2015 trägt Sippling Hammen ein blau-gelbes Halstuch. Ein Jahr später übernahm er gemeinsam mit Matthias Lang die Führung der Sippe mit acht Jungen.

Seit dem Corona-Ausbruch finden die wöchentlichen Treffen nicht mehr im Pfadfinderheim in der Landgrafenstraße, sondern online statt. Damit der Kontakt untereinander in der Sippe nicht verloren geht, lässt sich das Führungsduo immer wieder neue Aktivitäten einfallen. Dazu gehörte „Messer ätzen“. Dafür brachten die beiden ihren acht Sipplingen je ein Paket mit Messer, Nagellack und Kabel nach Hause. Dann zeigten sie ihnen online, wie sie ihren Namen in die Klinge ätzen konnten. Bereits an Pfingsten und Nikolaus 2020 haben sie zudem als Ersatz für die Lager eintägige Postenläufe für Kleingruppen im Bottigtal in Seulberg und im Friedrichsdorfer Feld zwischen der Kernstadt und Burgholzhausen organisiert. Dabei mussten die Teilnehmer an den Pfosten Aufgaben wie Knoten anfertigen, Feuer anzünden oder eine Packliste für Fahrten schreiben, lösen.

In zwei Wochen gibt es einen weitere Aktion in Form eines stillen Postenlaufes im Dillinger Wald. „Da hängen wir Aufgaben an Bäume und jeder, der Lust hat, kann sie lösen.“ An Ostern will er zwei seiner Sipplinge zu Sippenführern ausbilden. „Die Fortbildungen finden immer in den Oster- und Herbstferien statt. Uns ist es wichtig in Kontakt zu bleiben. Online-Meetings sind kein Ersatz für Treffen im Pfadfinderheim.“

Graue Wölfe in New York

Deshalb hoffen die Grauen Wölfe auf Schnelltests für Vereine, um sich wieder treffen zu können. „Alle wünschen sich in diesem Jahr ein viertägiges Pfingstlager.“ Im Sommer 2020 haben sie im Garten des 1973 von den Grauen Wölfen errichteten Pfadfinderhauses einen neuen Grillplatz gebaut. Hammens bisher größtes Pfadfindererlebnis war 2019 die Reise zum 24. World Scout Jamboree in West Virginia mit 45 000 Pfadfindern aus aller Welt. „Davon waren 30 000 Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren. Das deutsche Kontingent war mit 1400 Teilnehmern das viertgrößte.“ Von den Grauen Wölfen mit dabei waren auf dem größten alle vier Jahre stattfindenden Pfadfindertreffen Arne Kießling, Ulrike Lang und Christian Hammen. „Wir waren erst eine Woche Gast bei kanadischen Pfadfindern, dann drei Tage in New York. Danach waren wir in Goshen, von wo aus wir einen Tagesausflug nach Washington D. C. gemacht haben. Von Indiana ging es dann ins Lager „The Summit Bechtel Family National Scout Reserve“ nach Glen Jean in West Virginia.“ Dort hatten die Gastgeber, die Boy Scouts of America, ein riesiges Angebot organisiert. Das reichte von Schwimmen und Kanu fahren im und auf einem See über Mountainbiken und Wandern bis zu Schießen an Schießständen. Dort hat Christian Hammen viele Kontakte geknüpft und viel über die internationale Pfadfinderorganisation gelernt. „Das 25. World Scout Jamboree findet 2023 in Südkorea statt.“ Als Delegierter der Pfadfinder-Jugend wurde der Friedrichsdorfer kürzlich als einer von drei stellvertretenden Vorsitzenden in den Vorstand des Kreisjugendring Hochtaunus (KJR) gewählt.



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