Friedrichsdorf (mas). Rustikales Essen, rote und grüne Gewänder, viel Handwerk: In Seulberg wurde die Zeit zurückgedreht. Anlass dazu gab das Jubiläum des 500-jährigen Bestehens der Schützengesellschaft Seulberg – zumindest des offiziellen Jubiläums. Denn 1524 wurde die Gesellschaft nur zum ersten Mal urkundlich erwähnt „und ist damit vermutlich schon viel älter“, erklärte Vereinsvorsitzender Peter Dippel.
„Wir möchten mit diesem Jubiläum unsere Wurzeln ehren und auf die vielen Erfolge und Errungenschaften zurückblicken, die wir in den vergangenen 500 Jahren erreicht haben“, so Dippel. Und dafür wurde, um sich in die damalige Zeit der Gründung hineinzuversetzen, das Thema „Mittelalter“ herausgepickt. Unterstützt hat dabei laut eigener Aussage der Mittelalterverein „Ursellis Historica“ aus Oberursel, der selber beim Jubiläum dabei war und den Gästen präsentierte, wie Bogen und Pfeile aus Holz hergestellt werden. „Wir haben so ein paar Tipps gegeben, wie man das ein bisschen vermarktet“, sagten die Vereinsmitglieder und sprachen davon, dass sie viele Kontakte in die Mittelalterszene haben und dadurch beim Aufstellen des Angebots gut helfen konnten. „Natürlich freundschaftlich“, betonten sie und wiesen auf das gute Verhältnis zwischen dem Verein und der Schützengesellschaft hin.
Obwohl die Atmosphäre durch eben diese Stände authentisch rübergebracht wurde, gab es für die Jubiläumsfeier ein nichtvorhersehbares Problem: Am Sonntag, 8. September, dem zweiten Tag der Feier, prasselte eine Menge Regen auf das Gelände herab, wodurch es nur wenig Gäste gab. Somit konnte das Potential der Veranstaltung nicht ganz ausgeschöpft werden, aber schlechte Laune sah man deswegen noch lange nicht. Dafür war immerhin der Samstag, 7. September, gut besucht. „Ich bin kaum zum Pfeile-Machen gekommen“, lachte ein Mitglied des Mittelaltervereins. Außer der Herstellung von Pfeilen und Bogen präsentierten die Mitglieder ihre große Leidenschaft am Handwerk und der Geschichte. So stellten sie auch historische Pfeiltypen aus, die sie eigenständig nachbauen. Im Gegensatz zu den anderen Produkten, die sie mitbrachten, standen diese aber nicht zum Verkauf.
Besonders freute sich über das Schützenfest Corinna Klich, die noch neu in der Mittelalterszene ist. Sie war aus Nordrhein-Westfalen angereist und bot selbstgemachten Schmuck aus Rinderhörnern an. Bisher verkaufte sie ihre Artikel etwa auf Weihnachtsmärkten, wo sie aber merkte, „dass die Interessenten für diese Produkte nicht da sind“. Demnach gefiel es ihr, mit ihrer Leidenschaft endlich an das richtige Publikum zu geraten. Dazu nutzte sie die Möglichkeit, Kontakte in der Szene zu knüpfen und Menschen mit denselben Interessen kennenzulernen. Vor ihr lagen auf dem Verkaufstisch Ketten und Schlüsselanhänger, die aus den Hörnern der Rinder geschnitzt sind. Außerdem verkaufte sie Flaschenöffner aus den Spitzen der Hörner.
Es wurde noch viel mehr angeboten: Käse, Brot, Met, Flammkuchen, Seife, Steine, ganze Hörner, aus denen getrunken werden kann, Kleider, Pfeifen, Helme, Schilder und gehäkelte Kuscheltiere. Doch selbst die Gäste, die gerade nicht in großer Kauflaune waren, sondern lieber in der Gemeinschaft unter den Bierzelten etwas Met tranken, durften sich reichlich amüsieren, denn Convin, der Zauberer, begeisterte das junge und alte Publikum und hinterließ Fassungslosigkeit. So ließ er sich die Hände mit einem Seil zusammenknoten und bat Zuschauer darum, ihm Ringe zuzuwerfen. Seine Arme waren fest miteinander verbunden und dennoch schaffte er es, die Ringe so aufzufangen, dass sie um seinen rechten und linken Arm hingen.
Kartentricks des Magiers
Dazu begeisterte er das Publikum mit Kartentricks: Er bat ein Mädchen darum, eine Karte aus dem Deck zu ziehen und auf dieser zu unterschreiben. Danach schob er die Karte wieder zurück in das Deck und schnipste. Plötzlich fand sich die unterschriebene Karte in seiner Gürteltasche wieder. Doch damit nicht genug, er wiederholte den Trick, nur dieses Mal sollte das Mädchen die Tasche zuhalten. Trotz dieser Sicherheitskontrolle zauberte Convin erneut, und er holte aus der Tasche alle Karten des Decks heraus, bis auf die unterschriebene, die er in seiner freien Hand hielt. Keiner der Gäste verstand, was gerade geschah. Und dennoch applaudierten sie dem Magier zu und genossen das unterhaltsame Programm des Schützenfests.