300 Jahre Heilig Geist Kirche – 330 Jahre Glashütten

Mit einem Festprogramm wird das Kirchenjubiläum gefeiert.

Fotos: Hermann-Josef Lüther

Glashütten – In diesem Jahr kann Glashütten auf ein besonderes Ereignis zurückblicken. Die katholische Heilig Geist Kirche wird 300 Jahre alt. Der Bau dieser Kirche ist ganz eng mit der Geschichte Glashüttens verbunden. Denn schon 30 Jahre nach der Gründung ihres Dorfes haben die Bewohner ihre eigene Kirche errichtet. Die Ursache waren die zunehmenden Spannungen und Auseinandersetzungen mit der Kirche in Schloßborn.

Wie war es dazu gekommen? Im Jahre 1685 durften sich zwölf Familien hier niederlassen; einige kamen wohl aus der Glashütte am Stockborn (unterhalb der heutigen Straßen „Am Pfingstborn“ und „In den Wiesen“). Sie durften ihre Konfession behalten, die Kinder aber mussten katholisch getauft werden.

Als im Jahre 1713 in Born (Schloßborn) eine neue Kirche gebaut werden sollte, wurden den „Glashüttern“ Frondienste auferlegt. Diese zu leisten, weigerten sich die „Glashütter“, sie beschlossen vielmehr, eine eigene Kirche zu bauen. Als Bauplatz wählten sie eine Stelle, an der Kapuzinerpater Martin aus Cochem ein Kreuz errichtet haben soll: Da die Glashütte am Stockborn zu wenig Erfolg hatte, waren die Leute nämlich der Meinung, es sei Zauberei im Spiel.

Der Pater hatte im Auftrag der Kurmainzischen Regierung an der Hütte gepredigt und eine Prozession abgehalten. Aber seine Bemühungen waren ohne Erfolg geblieben und die Glashütte musste aufgelassen werden. Im Übrigen waren den „Bornern“, insbesondere dem Oberschultheiß Nikolaus Nau, die Siedler ohnehin nicht genehm: Schließlich hatten bereits die Glashütten-Arbeiter sehr viel Holz verbraucht, ein wirtschaftlicher Schaden für die damalige Rentei. Und dieses „hergelaufene Gemisch aus kriegmüden, fußkranken und heimatlosen Leuten“ siedelte nun oberhalb von Born!

Der Bau der eigenen Kirche ging wohl recht zügig voran. Bereits 1715 – das Dorf hatte 117 Einwohner – wird dort die erste Taufe gespendet. Der Seelenberger Pfarrer Franziskus Wentzell aus dem Kloster Ilbenstadt betreute die neue „Gemeinde“ mit. Am Andreastag 1715 (30. November) hat er in der neuen Kirche den ersten Gottesdienst gehalten. Wentzell hat das Amt spätestens 1730 aufgegeben; schließlich hatte er neben Seelenberg die Kirchen in Schmitten und Reifenberg zu betreuen, eine für damalige Verhältnisse kaum zu bewältigende Aufgabe. Die Glashütter mussten danach in die Sonntagsmesse wieder nach Schloßborn gehen. Und das war mit massiven Streitereien verbunden, die Ende des 19. Jahrhunderts in einen regelrechten Kirchenstreit führten. Die Glashütter beharrten auf den ihnen zugestandenen Sitzplätzen. Der Streit endete erst, als die Gemeinde in Glashütten 1901 wieder einen Kaplan bekamen.

1827 war die Pfarrei Schloßborn zum neu gegründeten Bistum Limburg gekommen und erhielt einen Kaplan. Die nassauische Regierung ordnete am 19. November 1827 an, dass in der Glashüttener Filialkirche Gottesdienste zu feiern seien. Der Streit um die Bezahlung des Kaplans hielt übrigens bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts an. 1908 wurde der Turm errichtet; er ersetzte den alten Dachreiter. Die Kirche erhielt Glocken aus Kirdorf und aus Kronberg. Die kleine (Kronberger) hängt heute noch, 1951/54 stiftete Familie Willy Kaus die beiden großen Glocken. Der Turm blieb übrigens bis 2003 im Eigentum der Zivilgemeinde.

1959 entfernte man die barocke Innenausstattung (Hochaltar und Kanzel), dafür wurde ein Altar aus dunklem Lahnmarmor eingebaut. In den 1970er-Jahren erhielt die Kirche eine neue Sakristei. Die große Renovierung von 2003/2004 gab der Kirche ihr heutiges Aussehen: Sichtbares Kennzeichen sind der Einbau des alten Altarbildes in ein neues Retabel und die völlige Neugestaltung des Chorraumes.

Das 300-jährige Bestehen der Kirche möchte die Gemeinde in bescheidenem Rahmen feiern. Im Mittelpunkt steht das feierliche Festhochamt am Sonntag, 28. Juni, um 11 Uhr in der Kirche; dabei wird auch der (ökumenische) Chor Vocalitas mitwirken. Anschließend wird das Jubiläum im Saal des Bürgerhauses gefeiert. Gleichsam zur Einstimmung gibt es am Vorabend (27. Juni, 18 Uhr) ein unter dem Motto „Komm, Heiliger Geist“ ein musikalisches Abendgebet zum Abschluss des kirchenmusikalischen Tages der Pfarrei mit dem Kirchenmusiker Peter Reulein, Frankfurt.

Eröffnet wird das Jubiläum mit einem Auftaktgottesdienst am 13. Juni um 18 Uhr mit anschließendem kleinen Empfang und Vortrag in der Kirche: Ingrid Berg wird nicht nur die Geschichte der Kirche, sondern auch die enge Verbindung mit der Geschichte Glashüttens erläutern.

Die Geschichte der Kirche ist eng verzahnt mit der Entwicklung von Glashütten.

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