Kulturaustausch und Medaillen-Glück

Für Jutta Fleck (zweite Reihe, Zweite v. li.), Tai Chi- und Qi-Gong-Lehrerin aus Niedernhausen und Kursleiterin, unter anderem beim SC Glashütten, war es eine große Ehre, am internationalen Kampfkunst- Wettbewerb in China teilnehmen zu können. Foto: privat

Glashütten – Dieser Sommer war für Jutta Fleck, Tai Chi- und Qi-Gong-Lehrerin aus Niedernhausen und Kursleiterin, unter anderem beim SC Glashütten ein unvergessliches Erlebnis. Es ist aus dem Stoff, aus dem man die Geschichten für die Enkel webt. Sie hatte die äußerst seltene Gelegenheit und, wie sie sagt, große Ehre, als Mitglied des österreichisch/deutschen Teams an dem „9. Internationalen Süd-Shaolin-Kampfkunst-Wettbewerb“ in der südchinesischen Stadt Quanzhou teilnehmen und für die renommierte Wiener Kampfkunst-Schule „Studio Zhang“ antreten zu dürfen. Rund 100 Delegationen aus ganz China und mehr als zehn Delegationen, unter anderem aus Deutschland, Österreich, Israel, Italien waren vertreten. Drei Tage lang präsentierten die 2.000 Teilnehmer ihr Können.

Für die Wirtschaftsmetropole Quanzhou mit ihren 7,5 Millionen Einwohnern ist dieser Wettbewerb jedes Jahr ein bedeutendes kulturelles und sportliches Ereignis. Denn Quanzhou ist seit mehr als 1.000 Jahren das Zentrum der Süd-Shaolin-Kampfkunst und darauf ist man sehr stolz. Organisiert wird das Event von den Kampfkunstvereinen der Provinz Fujian (fünfmal größer als Hessen), dem Sportministerium sowie dem staatlichen Beratungszentrum für Vereine, damit „die Kampfkunst-Eliten sich gegenseitig anspornen und ihre kulturell unterschiedlichen Erfahrungen austauschen können.“

Die Möglichkeit, an einem Wettbewerb auf so hohem Niveau teilnehmen zu können, ist äußerst selten. Nur Lehrer, denen man hohe Anerkennung als Vertreter der chinesischen Kampfkünste entgegenbringt, werden von den Veranstaltern eingeladen, sozusagen nominiert, und diese stellen dann ihr Team zusammen.

Meister Zhang Xiao Ping, der Lehrer von Jutta Fleck, lebt seit 1990 in Wien und betreibt hier sein Kampfkunst-Studio. Dennoch sind in seiner Heimat China seine früheren Leistungen unvergessen: seine Dozententätigkeit an der Universität für TCM in der Provinzhauptstadt Fuzhou mit dem Schwerpunkt „Gesundheitssport“, die vielen Medaillen, die er selbst gewann und seine Leistungen als Coach, mit denen er seine Teams zu zahlreichen Erfolgen auf nationaler Ebene führte.

Allein die Tatsache, in dieses Team aufgenommen zu werden und gemeinsam mit den langjährigen österreichischen Schülern von Meister Zhang anzutreten, empfindet Jutta Fleck als große Ehre. Sie alle sind erfahrene Tai Chi-Lehrer und haben schon erfolgreich an nationalen und internationalen Wettkämpfen teilgenommen, teilweise sogar als Schiedsrichter auf Wettbewerben in Deutschland.

Und dennoch, auch die versierten österreichischen Teammitglieder haben es als besondere Ehre und Herausforderung empfunden, sich gemeinsam auf diesem Wettbewerb präsentieren zu können und vielleicht die Linie der ehemaligen Schüler fortzuführen. Das war für das gesamte Team eine große Herausforderung – und eine Riesenfreude, als es gelungen war: Das Team trat in insgesamt 47 Einzel- und sieben Gruppendisziplinen an. Zusammen errangen sie 24 Gold-, 17 Silber- und elf Bronze-Medaillen. Auch Jutta Fleck konnte mit ihren Leistungen überzeugen: Dreimal Bronze in den Einzeldisziplinen, „24 Formen Yang Stil Tai Chi“, Waffenform: „32 Yang Stil Schwert Ta Chi“ und Partnerform: „Yang Stil Pushing Hands“, sowie Gold in der Gruppenform „verschiedene Qi Gongs“, Silber in „Gesundheits-Qi Gong Großer Tanz“ und Bronze in „24 Formen Yang Stil Tai Chi“.

Jutta Fleck ist seit 2002 Schülerin von Meister Zhang Xiao Ping in Tai Chi, Qi Gong und Zen Meditation. Außerdem hat sie eine abgeschlossene Ausbildung als Tai Chi- und Qi Gong-Lehrerin des Tai Chi Forum Deutschland, unter Leitung von Volker Jung. Sie nimmt seit 2002 jährlich an mehreren Fortbildungen teil und war hierzu auch schon siebenmal mit Meister Zhang in China. Seit 2004 unterrichtet sie, Einzel- oder Gruppenstunden, heute u.a. auch beim SC Glashütten. Zum Tai Chi kam sie aufgrund einer gesundheitlichen Krise und die Erlebnisse und das Ergebnis dieses Sommers übertrifft ihre kühnsten Visionen. Auch wenn – wie bei der Olympiade – das „Dabei-Sein“ hier ALLES sei, so sagt sie, sei es doch sehr befriedigend, wenn es einem gelingt, im entscheidenden Moment so konzentriert zu bleiben, dass die präsentierten Leistungen tatsächlich mit einer Medaille honoriert werden. Und das spiegele sich in den zutiefst entspannten und glücklichen Gesichtern aller Teilnehmer wider, ganz gleich woher sie kommen, wie alt sie sind oder wie lange und welchen Stil sie praktizieren. Ein schönes Gefühl!



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