Glashüttens Tourismus im Aufwind: Aktuelle Übernachtungszahlen erinnern wieder an gute alte Zeiten

Christiane Hubert (links) fungierte als Gastgeberin im „Collegium Glashütten“, wo Ingrid Berg (Mitte) und Daniela Krebs (rechts) auf Einladung des GVG (Repräsentant auf dem Bild: Pascal Kulcsar) über den Tourismus im Ort referierten. Foto/Repro: GVG

Glashütten (kw) – Erfreuliche Nachrichten für den Tourismusstandort Glashütten verkündete Daniela Krebs, Geschäftsführerin des Taunus Touristik Service e.V. (TTS), anlässlich eines Vortragsabends des Gewerbevereins Glashütten e.V. (GVG) im Collegium Glashütten: Vergangenes Jahr konnte die Zahl der Übernachtungen in der Gemeinde mit 40.660 erstmals wieder ein wenig an den Boom der 1960er Jahre anknüpfen, der 1967 mit rund 44.000 Übernachtungen – allerdings nur im Ortsteil Glashütten – seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht hatte. Nach Jahrzehnten des Rückgangs und der Stagnation wurde 2015 erneut die 30.000-Marke übersprungen. Gegenüber 2017 verzeichnet das Hessische Statistische Landesamt für 2018 ein sattes Plus von 17,3 Prozent, während für den gesamten Bereich des Taunus ein leichter Rückgang um minus 2,5 Prozent auf 1,34 Millionen Übernachtungen erfolgte. Offenkundig hat sich die Glaskopfgemeinde in den zurückliegenden Jahren (wieder) zu einer neuen touristischen Toplage im Taunus gemausert.

Tourismus ist Tradition

Die Gemeinde Glashütten ist nicht nur heute ein Anziehungspunkt für den Tourismus, sondern besitzt eine alte Tradition im Fremdenverkehr, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Gasthöfe, die zur Einkehr einluden, gab es in allen drei Ortsteilen schon wesentlich länger. Ingrid Berg vom Historie-Arbeitskreis-Glashütten führte als zweite Referentin des Abends den knapp 60 Teilnehmern auch anhand alter Fotos und Zeichnungen die historische Bedeutung des Ortes für den Fremdenverkehr vor Augen – eine Tradition, auf der bis zum heutigen Tag die für die Wirtschaft des Standortes bedeutenden touristischen Anlaufpunkte aufbauen. Dies war zugleich das Motiv des Gewerbevereins, sich des Themas Tourismus anzunehmen. Er stellte darüber hinaus auch sein neues Projekt „Freizeitkarte Glashütten“ vor.

Wie Ingrid Berg erläuterte, haben besonders zwei Faktoren die Entstehung von Gaststätten und Gasthöfen in Glashütten begünstigt: Zum einen war die heutige B8 einst Teil einer alten Handelsstraße, die im späten Mittelalter von Byzanz aus über Frankfurt und Köln bis zu den Häfen Flanderns führte. Auf alten Karten wurde sie „Cöllnische Landstraß“, später auch „Limburger Straße“ genannt. Ein weiterer Grund war das hier ansässige Glasmacherhandwerk, das dem Dorf seinen Namen verlieh. Denn es war, so berichtete Ingrid Berg, in den Betrieben üblich, dass Wein und Bier am Arbeitsplatz „verzapft“ werden durften. Gute Voraussetzungen also für das Entstehen von Gastronomie.

Gastronomie von Anfang an

Nachweislich aus der Gründerzeit des Ortes stammt das renommierte und auch im Umkreis bekannte Wirtshaus „Zur Krone“, das erst 1982 für immer seine Türen geschlossen hat. Es war für lange Zeit ein touristischer Leuchtturm des Dorfes und „eine Voraussetzung für den später so beliebten ‚Höhenluftkurort‘ Glashütten.“ Daneben gab es zu Beginn des 18. Jahrhunderts weitere bekannte Gasthäuser wie das „Weiße Roß“ und „Zum grünen Wald“, möglicherweise ein Vorläufer des späteren „Jägerhof“.

Erste Feriengäste im Ort gab es ab 1887 – es waren überwiegend Schüler aus Frankfurt, die zur Erholung in die Sommerfrische des Hochtaunus geschickt wurden und dort, wie es hieß, „durch die gute Hausmannskost im Durchschnitt vier Pfund zunahmen“. Die Reichslimeskommission mit ihren Vermessungen und archäologischen Grabungen der Turmstellen und Streckenabschnitte vermehrte ab 1900 allgemein das touristische Interesse an der Region.

Einen regelrechten Gästeboom erlebte der Ort seit Beginn der 1960er Jahre und in der fast 25-jährigen Amtszeit ihres Bürgermeisters Franz Johann Gottschalk. Er machte die Infrastruktur der Gemeinde – wie Straßen, Wasserversorgung und Kanalisation – fit für den Ansturm der Touristen. Dies hatte auch Auswirkungen auf die Einwohnerzahl. So ließen sich immer mehr Menschen in Glashütten nieder. Noch 1960 gab es nur 478 Einwohner. Sieben Jahre später hatte sich diese Zahl bereits mehr als verdreifacht. Damit einher ging ein steter Anstieg der Übernachtungszahlen. Der allgemeine Strukturwandel ab 1970 von einem „weltabgeschiedenen Straßendorf“ zum beliebten Wohngebiet in Nachbarschaft zur Rhein-Main-Region und das steigende Fernweh der Urlauber führten dann in den nachfolgenden Jahrzehnten zum Niedergang vieler Wirtshäuser und Gaststätten in Glashütten sowie zu rückläufigen Tourismuszahlen.

„Deutschlandtourismus boomt“

Doch die Ausführungen von Daniela Krebs ließen darauf schließen, dass der Abwärtstrend in letzter Zeit nachhaltig gestoppt und umgedreht wurde. Denn auch die allgemeinen Rahmenbedingungen haben sich geändert und begünstigen den Standort Taunus. „Der Deutschland-Tourismus boomt. Deutschland und auch Hessen konnten im letzten Jahr wieder Rekordzahlen verbuchen, Urlaub und Kurzurlaub im eigenen Land sind wieder in. Davon profitiert auch die hessische Freizeitregion Taunus. Das Naherholungsgebiet mit großer Geschichte und Denkmälern aus vielen Epochen und zahlreichen Freizeitattraktionen ist das einzige Mittelgebirge Deutschlands seiner Art, das unmittelbar an eine Metropole wie Frankfurt am Main grenzt“, so die Tourismusexpertin. Last not least: Der Taunus kann im Gebiet der Gemeinde Glashütten mit gleich zwei Qualitätswanderwegen aufwarten, dem „Taunus Schinderhannes Steig“ und dem „Limeserlebnispfad“ entlang des UNESCO Welterbes Limes.

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