Glashütten (kw) – Im Juni ist Glashüttens Bürgermeister Thomas Ciesielski (CDU) in die zweite Hälfte seiner Amtszeit gegangen. Im Gespräch mit der Königsteiner Woche hat der 56-Jährige Stellung zu den Themen bezogen, die die Kommune und damit ihn als Verwaltungschef beschäftigt haben und weiter beschäftigen werden. Ein großes Thema des zweiten und letzten Teils ist dabei die Frage, wo künftig Strom und Wärme herkommen sollen.
Energieversorgung
Derzeit erarbeitet die Gemeinde Glashütten gemeinsam mit der Klimaschutzmanagerin des Kreises, Nelly Reckhaus, und der Öffentlichkeit ein integriertes Klimaschutzkonzept. In bisher zwei Sitzungen wurden Handlungsfelder definiert und auch Prioritäten gesetzt. Dort ist von Nahwärmenetz über Photovoltaik bis hin zu Windenergie einiges zu lesen. Ciesielski bezeichnet sich als „Freund der Photovoltaik“. Wenn man die kommunalen Gebäude und Liegenschaften, Sporthallen und (zu überdachende) Parkplätze mit Photovoltaik-Anlagen versehe, ließen sich die Stromkosten um ca. 300.000 Euro jährlich reduzieren, schätzt der Bürgermeister. Dieses Geld ließe sich dann – ohne die Grundsteuer erhöhen zu müssen – in einem Nahmobilitätskonzept mit Pendelbuslinie nutzen, die Ciesielski gerne für den „kleinen Verkehr“ zwischen den Ortsteilen sehen würde (s. KöWo KW 26 vom 27. Juni). „Gleichzeitig fahren die Bürger weniger mit dem Auto“, so der Bürgermeister. So könnte in diesem Punkt das integrierte Klimaschutzkonzept funktionieren.
Bei den anderen Energieträgern ist er skeptischer. Für ein Wärmenetz (Glashütten ist aufgrund seiner Größe von unter 10.000 Einwohnern nicht verpflichtet, eine kommunale Wärmeplanung zu machen) bräuchte es irgendwo ein Blockkraftwerk samt Rohrnetz, daher sieht Ciesielski es „nicht in naher Zukunft“. Und Windräder beurteilt er ebenfalls kritisch. Abgesehen von der Geräuschemission nennt er das Thema Mikroplastik- und Mikrofaser-Abrieb an den Rotorblättern, was hierzulande noch kaum thematisiert werde. „Mein Kollege in Weilrod ist ein Freund von Windkraft, weil es ihm rund eine Million Euro Gewerbesteuer bringt.“ Ciesielski sieht auch im Hinblick auf die Entsorgung neue Probleme entstehen. „Was ist mit den ganzen Windparks in 20 Jahren?“ Generell hofft er auf ein „Gesamtenergiekonzept der Bundesregierung ohne Ideologie“.
Gewerbegebiet
Eines der umstrittensten Themen der bisherigen Amtszeit des Bürgermeisters ist die Diskussion um ein Gewerbegebiet parallel zur B8 oberhalb von Oberems (Stichwort Fläche G9), weswegen sich auch die Bürgerinitiative B.I.O. Oberems gegründet hat. Die Planung stammt noch von seiner Vorgängerin Brigitte Bannenberg und wurde von ihr beim Regionalverband Rhein-Main für den Regionalen Flächennutzungsplan RegFNP 2030 eingereicht.
„Es ist mit 10 Hektar wirklich ein bisschen groß“, findet Ciesielski. Es sollte vom Waldrand Hobholzhöhe mit einem relativ breiten Streifen die B8 entlang über die Wiesenfläche bis kurz vor Oberems reichen. „Ich habe diese Planungen nur publik gemacht in der Gemeinde und in den Gremien“, erklärt Ciesielski den Moment, der alle Kontroversen ausgelöst hat. Er habe als Überbringer der Nachricht in dieser Zeit viel kommunizieren müssen. Der Entwurf habe aber beim Regionalverband keine Gegenliebe gefunden, deswegen sei er Ende 2023 auch nicht in die Offenlage gekommen. Es stehe jetzt eine zweite Verwaltungsphase mit allen 84 Mitgliedskommunen des Regionalverbandes an, erst dann werde eine zweite Offenlage beschlossen. „Im Moment ist das Gewerbegebiet komplett vom Tisch“, sagt Ciesielski. Was aber nicht heißt, dass an anderer Stelle neue Gewerbeflächen ausgewiesen werden könnten.
Es gebe verschiedene Überlegungen in der Verwaltung, die eher in die Richtung kleinere Mischgebiete als zu reinen Gewerbegebieten gehen, ohne der Gemeindeversammlung und den Wünschen des Regierungspräsidiums und der Regionalkammern vorzugreifen zu wollen, macht Ciesielski eine erste Andeutung. Der Rathauschef bleibt aber dabei, dass ein Bedarf für mehr Gewerbefläche da sei, etwa für Handwerksbetriebe im Ort. Es gebe Sanitärbetriebe, die sich auf Wärmepumpen spezialisiert hätten und Ausstellungsräume benötigten. Der Kfz-Betrieb Raimondi habe sich mangels Möglichkeiten in Glashütten schon nach Waldems-Esch verändert. Zudem gebe es Start-ups, die Flächen „im Grünen“ für ihre Mitarbeiter suchten, aber trotzdem die Nähe zum Rhein-Main-Gebiet benötigten, stellt Ciesielski verschiedene Bedarfssituationen dar. „Ich denke, dass wir da mit einem ganz guten Vorschlag kommen werden.“
Das Feuerwehrhaus in Oberems (s. KöWo KW 24 vom 13. Juni) ist von einem Gewerbegebiet im Übrigen völlig unabhängig zu sehen, sagt Ciesielski. Wenn das Feuerwehrhaus am geplanten Standort am Ortsausgang gegenüber dem Deutschen Haus nicht gebaut werden könne, dann gebe es von den ursprünglich acht bewerteten Flächen mit dem gemeindeeigenen Grundstück im Mühlweg 14 noch eine Alternative. Dieses könnte aber auch für Wohnbebauung genutzt werden.
Stadtmitte Glashütten
Im Zusammenhang mit einem möglichen Gewerbegebiet steht ein anderes Thema. Eine längerfristige Idee in einer möglichen zweiten Amtszeit ist, die Ortsmitte in Glashütten zu verschönern. Der Platz neben dem Feuerwehrhaus ist dem Bürgermeister ein Dorn im Auge. „Das sieht fürchterlich aus. Wenn es uns gelingt, ein Gewerbegebiet zu erschließen, könnten wir den Bauhof dorthin packen.“ Dann könnte neben dem Feuerwehrhaus eine „Grünecke“ mit einem „Wertstoffhof light“ (Ciesielski) für Grünschnittabgabe und Windelcontainer entstehen. Für den restlichen Raum gibt er sich ergebnisoffen. Einen öffentlichen Platz oder ein Gebäude für soziale Themen kann er sich vorstellen, um die Ortsmitte zu verschönern und einen Treffpunkt für Menschen zu schaffen.
Grundsteuer
Am Vortag des Gesprächs mit dem Bürgermeister wurden die Empfehlungen der Hessischen Steuerverwaltung hinsichtlich der Hebesätze für die neue Grundsteuerbemessung ab dem Jahr 2025 bekannt. Glashütten wurde demnach eine Erhöhung von 725 auf rund 844 Punkte empfohlen. Ciesielski hält das für eine „politische Nebelkerze“, von der sich weder er noch Steueramt oder Kämmerei aus der Ruhe bringen ließen. Usingen und Neu-Anspach sähen das genauso. „Ich will auf keinen Fall, dass wir uns hier einen Hebesatz überlegen, der irrelevant ist“, sagt Ciesielski. Zu viele Anträge bei der neuen Grundsteuer seien noch nicht bearbeitet worden bzw. Erklärungen der Besitzer nicht einmal gemacht, was zu Schätzungen durch die Behörden und Widersprüchen der Eigentümer führen werde. Für Ciesielski ist die Basis das Steueraufkommen im Jahr 2024. „Diese Grundsteuer brauchen wir – nicht mehr und nicht weniger.“
Er werde den Haushalt 2025 wieder im Oktober einbringen, um noch abzuwarten, wie die Steuerschätzungen im vierten Quartal aussehen. Sein Plan sei, dass der Haushalt im Dezember in der Gemeindeversammlung zum Beschluss vorliegt. Er geht davon aus, hier noch mit den alten Grundsteuerhebesätzen zu arbeiten – „dann hat die Gemeinde noch bis zum 30. Juni 2025 gesetzlich Zeit, Anpassungsbescheide zu verschicken“, sagt der Bürgermeister – und lässt folgen: „Ich garantiere, dass wir keine höheren Grundsteuereinnahmen über die Grundsteuerreform generieren werden.“ Was natürlich nicht heißt, dass es für Einzelne nicht teurer werden kann, aber das war ja ohnehin schon bekannt …
Mit einem „Ja“ beantwortet Thomas Ciesielski die Frage, ob er eine zweite Amtszeit anstrebt. „Wenn ich nochmal gewählt werde“, sagt er mit Demut vor dem Wähler, „denn in Glashütten halten sich Bürgermeister meist nur sechs Jahre.“ Zumindest ist es bei seinen beiden Vorgängern so gewesen. „Aber ich habe die Hoffnung, dass ich mich länger halte“, sagt Ciesielski, er spüre einen „großen Rückhalt der Bevölkerung“. Rückenwind hat der 56-jährige Bürgermeister auch familiär. In diesen Tagen wird er erstmals Großvater, seine älteste Tochter Carina erwartet ein Mädchchen.