Glashütten (as) – Thomas Ciesielski ist ein Mann, der die Dinge anpackt. Das zeigt seine berufliche Laufbahn, diesen Weg verfolgt der Christdemokrat seit drei Jahren als Bürgermeister der Gemeinde Glashütten.
Beruflich verschlug es den gebürtigen Karlsruher, dessen Eltern aber ursprünglich aus Nordrhein-Westfalen stammen, unter anderem als Einzelhandelsfachmann für Karstadt Quelle vier Jahre nach China, wo er in mehreren Millionenstädten Einkaufsgesellschaften gründete und Büros aufbaute. 2011 kehrte er nach der Geburt seines dritten Kindes mit seiner Familie nach Glashütten zurück. Dorthin, wo er mit seinen Eltern erstmals im Jahr 1985 heimisch wurde.
Von Millionenstädten in die 5.000 Seelen Gemeinde. Doch der Antrieb blieb, Dinge verändern zu wollen. 2017 ließ er sich als Schatzmeister in den CDU-Gemeindevorstand wählen – und wieder waren es nur vier Jahre bis zu seiner Kandidatur für das Bürgermeisteramt. „Viele waren zerstritten, der Umgang in der Gemeindeversammlung war schlecht. In meinem Wahlkampf habe ich mich für einen politischen Klimawandel stark gemacht“, blickt der heute 56-jährige Rathauschef zurück. Ein Ansatz, den in diesem Jahr auch Beatrice Schenk-Motzko in Königstein erfolgreich verfolgte.
Das Ergebnis war ähnlich, Thomas Ciesielski setzte sich in der Stichwahl im März 2021 mit 50,9 Prozent der Stimmen knapp gegen die parteilose, von der Ampel gestützte Amtsinhaberin Brigitte Bannenberg durch und holte für die Union den Rathaussessel zurück, den sie von 1979 bis 2015 ununterbrochen innehatte. „Es gab Koalitionsgespräche mit den Grünen, die durchaus gute Positionen hatten“, erinnert sich der Bürgermeister. Damit wäre nach den Ergebnissen der Kommunalwahl eine absolute Mehrheit gesichert gewesen.
Doch Matthias Högn, Vorsitzender der CDU und der Gemeindevertretung, habe sich dafür entschieden, nicht wieder Koalition und Opposition aufeinanderprallen zu lassen, sondern mit Sachpolitik Mehrheiten zu gewinnen – und letztlich wieder das Gefühl, dass man nur gemeinsam für Glashütten, Schloßborn und Oberems mehr bewirken kann, herzustellen.
„Ich denke, das ist ganz gut gelungen“, sagt Thomas Ciesielski jetzt bei seiner Halbzeitbilanz gegenüber der Königsteiner Woche. Man habe es geschafft, viele durchaus vorhandene gute Ideen, die aber wegen der politischen Zerstrittenheit stockten, ins Laufen zu bringen und auch einige Themen „abzuräumen“, die in Glashütten längere Zeit liegen geblieben waren oder unter der Oberfläche schwelten.
Dazu gehört auch die Person des früheren NS-Militärrichters Manfred Roeder, der im Dritten Reich für mindestens 45 Todesurteile Verantwortung trug und in den späten 1960er Jahren für mehr als zwei Jahre als Erster Beigeordneter der Gemeinde Glashütten wirkte. Nachdem bereits die örtliche Arbeitsgemeinschaft „SOG glasklar“ und der Verein „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ eine Aufarbeitung forderten, habe Ciesielski als Bürgermeister „reinen Tisch“ machen wollen und deshalb Kontakt mit dem Demokratiezentrum Marburg und Rechtsextremismus-Experte Beno Hafeneger aufgenommen. Es wurden alle Archive geöffnet, um herausfinden zu lassen, wie Roeder nach Glashütten kam und ob Bürgermeister Franz Johann Gottschalk (Mitglied der SPD) darin involviert war. 2023 wurde die wissenschaftliche Ausarbeitung im Wochenschau-Verlag herausgebracht als Buch, das zwar Roeder stärker belastete, aber Glashütten eher entlastete. Roeders Kontakte in den Taunus hätten vor allem durch das Luftwaffenauffanglager in Oberursel und die früheren Jagdgründe Görings bestanden. Gottschalk kam darin aber nicht gut weg, weil er etwas naiv einen Juristen suchte und die bekannte Geschichte Roeders offenbar ausblendete. Dieser sei ideologisch aber nicht mehr aktiv gewesen in Glashütten, sondern habe den Bürgermeister dabei unterstützt, neue Baugebiete auszuweisen. „In der heutigen Zeit wäre das ein Skandal, die Denke ist anders als damals“, sagt Thomas Ciesielski, bevor er sich den Sachthemen zuwendet.
Sport- und Kulturzentrum Schloßborn
Das große Bauprojekt der Gemeinde. Die Mehrzweckhalle Schloßborn hatte eine Kapazität von 500 Gästen, kann derzeit aber nur unter Auflagen mit maximal 199 Gästen genutzt werden. Dass hier saniert werden muss, ist seit 2016 bekannt. Zudem sollte nach den bisherigen Planungen vor die Halle als separater Baukörper eine Einfeld-Sporthalle durch den Hochtaunuskreis gebaut werden. „Das ergab keinen Sinn, wir hätten keine Synergieeffekte zwischen den beiden Hallen“, so Ciesielski.
Das neue, mit dem Bauamt und dem Bauausschuss-Vorsitzenden entwickelte Konzept sieht eine Umplanung vor, die eine Veranstaltungshalle und eine Sporthalle kombiniert, die den Namen „Sport- und Kulturzentrum“ tragen werden. Die Funktionsräume wie Duschen und Umkleiden, Technikräume befinden sich in diesem Konzept in einem Verbindungstrakt und dienen beiden Hallen. Die Verbindung ermögliche, dass kleinere Räume, etwa für Yogakurse, Pilates und Karate in der Mehrzweckhalle genutzt werden können, während die Sporthalle für den Schulsport und den Vereinssport (der TV Schloßborn hat Platzbedarf) gedacht ist, erklärt Ciesielski. Die Gemeinde Glashütten wird nach der neuen Planung als Bauherr auftreten und der Hochtaunuskreis zwei Millionen Euro zuschießen.
„Ich denke, das haben wir gut gelöst“, ist Ciesielski überzeugt und verweist gleich auf die „tolle Unterstützung der Gemeindevertretung“ in diesem Punkt. Die Bauanträge, die im vergangenen Jahr eingereicht worden sind, befinden sich in der finalen Bearbeitung. Die Ausschreibung für die Sporthalle steht in den Startlöchern, im Herbst sollen die Bauarbeiten beginnen. Der Rohbau des Mitteltrakts wird folgen, für diese beiden Teile sieht er einen straffen Zeitplan. Die Entkernung der Mehrzweckhalle, die nach der Fastnachtskampagne 2025 beginnen soll, werde aufwendiger. Der Bürgermeister rechnet mit einer Bauzeit bis Ende 2026. Ciesielski spricht bei derzeit geplanten Kosten von 9,6 Millionen Euro von einer Riesen-Investition für die Gemeinde Glashütten – die man sich aber auch leisten könne. Da wenige Investitionen getätigt worden sind, sei der Schuldenstand der Gemeinde derzeit mit sechs Millionen Euro sehr niedrig. Auf der anderen Seite räche sich nun der Investitionsstau, „denn wir haben ja auch eine Daseinsvorsorge“, so der Bürgermeister – und verweist unter anderem auf das Thema Wasserversorgung.
Wasserversorgung
„Man kann nicht sagen, wir haben eine autarke Wasserversorgung und machen nichts“, so der Bürgermeister. Den übermäßigen Wasserverbrauch Glashüttens in der Vergangenheit sieht er als behoben an. Es habe im Wasserleitungsnetz aus den 60er und 70er Jahre tatsächlich Verluste von 100.000 bis 140.000 Kubikmeter Wasser im Jahr gegeben zwischen 2011 und 2021, was einem Wert von 500.000 Euro pro Jahr entspreche, auch wenn es sich in der Selbstversorgergemeinde Glashütten nicht um gekauftes Wasser handele. Die Lecks – mehrere große statt, wie ursprünglich vermutet, viele kleine – seien jetzt geschlossen. „Wir sind das Thema massiv angegangen. Im April wurde der letzte größere Rohrbruch geschlossen, dadurch konnten wir die Wasserverluste um 100.000 Kubikmeter reduzieren“, erklärt Ciesielski. 2024 würden noch Verluste da sein, aber 2025 sollte das nicht mehr der Fall sein, sofern sich keine neuen Schäden ergäben. Zwei der fünf Tiefbrunnen könnten bereits jetzt mit verminderter Leistung laufen.
An der Straße nach Schloßborn wird derzeit ein zusätzlicher Hochbehälter mit zwei Kammern gebaut, um die doppelte Wasserspeicherkapazität gegenüber dem bisherigen zu haben, der dann saniert werden kann. Damit könne erhöhter Bedarf abgefedert werden, so Ciesielski, der von einem Zwei-Millionen-Euro-Projekt spricht. „Wir haben selbst im trockensten Sommer kein Problem und vermeiden deshalb auch die Alarmstimmung.“ In Glashütten seien die Leute ohnehin diszipliniert beim Wasserverbrauch, in heißen Sommern würden viele Rasenflächen braun.
Die Wasserwerker sitzen derzeit an Monitoren direkt im Hochbehälter 1, kein haltbarer Zustand für den Bürgermeister. Deshalb soll ein neues Funktionsgebäude mit Sozialräumen und Lager an den Salzsilos neben dem Rewe-Markt gebaut werden, kündigt Ciesielski an. Das Thema sei in Abstimmung mit verschiedenen Behörden, zum Beispiel mit Hessen-Forst – der Bürgermeister geht davon aus, dass der Bauantrag noch im Herbst gestellt werden kann.
Personalausstattung
Die Gemeinde habe in Spezialisten investiert und die Erreichbarkeit für die Bürger verbessert. Im Wasserwerk ist die Stellenzahl von einer auf drei gewachsen. Glashütten hat jetzt einen neuen, spezialisierten Wassermeister, der sich sehr gut mit den modernen Verfahren der Wasseraufbereitung auskenne (Glashütten muss wegen des niedrigen ph-Wertes zur Entsäuerung des Trinkwassers Akdolit hinzufügen), und zwei weitere Mitarbeiter.
34 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat die Gemeinde. Die Verwaltung sieht der Chef „auf einer guten Basis, viele Sachen laufen jetzt freier“. So ist zum Beispiel im Bürgerservice ein frischer Wind eingezogen durch Sandro Piazzolla und Constanze Eichhorn, deren Präsenz offenbar auf eine sehr gute Resonanz stößt. „Wir wollen, dass die Bürger sich ernst genommen fühlen und ein positives Erlebnis haben, wenn sie zur Stadt kommen“, sagt Ciesielski.
Auch ein Ordnungspolizist, der gleichzeitig Schwimmmeister ist, ist neu hinzugekommen. In diesem Bereich wolle sich die Gemeinde noch verstärken, so der Verwaltungschef, der eine zusätzliche Stelle beantragt hat und auf die Unterstützung der Gemeindeversammlung hofft. „Es geht mir nicht um das Verteilen von Knöllchen. Es geht um verkehrsrechtliche Anordnungen, zum Beispiel beim Glasfaserausbau, und darum, dass wir als Gemeinde unseren gesetzlichen Verpflichtungen nachkommen können.“
Straßenbau/B8:
Für 2,7 Millionen Euro wird in Schloßborn die Dattenbachstraße komplett saniert, einschließlich Kanal, Wasser und Telekommunikationsleitungen. Als nächstes ist in Glashütten für 3,1 Millionen Euro die Straße „Im Schauinsland“ an der Reihe. „Das ist richtig viel Geld, aber wir machen jetzt das, was die letzten 20 Jahre nicht gemacht wurde und was gemacht werden muss“, so der Bürgermeister. Alle Straßen seien jetzt nach ihrem Zustand „katastert“, weitere Baumaßnahmen, wie in der Schulstraße mit einem unterdimensionierten Kanal, wo vor einigen Wochen bei Starkregen wieder die Keller vollliefen, werden folgen. Die Projekte würden priorisiert, man könne natürlich nicht alles Wünschenswerte sofort machen, ergänzt Ciesielski.
Die B8-Umgehung östlich des Ortes an den Hängen des Glaskopfs, die sich noch immer im Bundesverkehrswegeplan befindet, ist für Ciesielski vom Tisch. „Das ist in der Gemeindevertretung so beschlossen worden“, zudem habe er vom alten wie auch vom neuen hessischen Verkehrsminister die Bestätigung, dass in Glashütten keine Maßnahmen mehr erfolgen werden. Das Ministerium würde versuchen, dass die Umgehung im nächsten Bundesverkehrswegeplan 2040 (wird 2030 veröffentlicht) auch nicht mehr auftauche.
Aber mit Blick auf den „großen“ Nachbarn müsse eine Lösung her, sagt Ciesielski. „Der Verkehr ist für Königstein nicht zufriedenstellend, aber für die Nachbarn auch nicht.“ Die Vernetzung der Region von Idstein, über Esch, wo eine Umgehung kommt, über Glashütten bis Königstein sei sehr hoch, auch in Bezug auf die Schulbuslinien zu den drei weiterführenden Schulen. Es gehe darum, den Verkehr am Fließen zu halten, keine weiteren Widerstände mit anderen Ampelschaltungen zu schaffen, so Ciesielski. Seine durchaus revolutionäre Idee wäre, die von unten kommende und wieder nach unten führende B455 mit einem Tunnel unter dem Kreisel durchzuführen und oben die B8 als Vorfahrtsstraße zu bevorrechtigen. „So etwas müsste Königstein ja nicht allein bezahlen.“ Die Krux ist hier – Königstein steht eben noch nicht auf dem Bundesverkehrswegeplan. Er hofft hier auf die neue Bürgermeisterin und die Stadtverordnetenversammlung.
Busverkehr und Pendelbusse
Hier fällt die Bilanz des Bürgermeisters gemischt aus, auch wenn er die gute Unterstützung durch den Verkehrsverband Hochtaunus (VHT) bei Taktung oder Neuausschreibungen von Buslinien betont. Durch das Deutschlandticket und die Lohnerhöhungen der Busfahrer sei die Einnahmesituation für die Verkehrsbetriebe schwieriger geworden. „Wir können auch nicht alles über den VHT steuern“, sagt Ciesielski, viele Verbindungen müssen auch mit dem RTVV (Rheingau) und der Main-Taunus-Verkehrsgesellschaft abgestimmt werden.
„Es geht darum, den Status quo zu halten“, sagt der Rathauschef. Das sei weder selbstverständlich noch üblich. In Oberems sei es mit Hilfe einer Buswendespur gelungen, dass einzelne Linien wieder nach Königstein fahren, die vorher nicht gefahren sind. Eine Buslinie fährt direkt zum Taunusgymnasium. Auch von Schloßborn aus gebe es gute Anbindungen nach Königstein, aber auch nach Eppstein.
Neben dem vorhandenen Anruf-Sammeltaxi schwebt dem Bürgermeister – eine Initiative von CDU und Grünen – „ein Shuttle on Demand“ vor, bei dem zwei Shuttlebusse im Pendelverkehr zwischen den Ortsteilen unterwegs sein könnten, die über eine App angefordert werden. Dabei handelt es sich um ein Projekt der auf Online-Vertrieb spezialisierten rms, eine Tochterfirma des RMV.
Die Gemeindeverwaltung befinde sich gerade in der Konzeptausarbeitung, das demnächst der Gemeindevertretung zur Kenntnis gegeben wird, informiert der Bürgermeister. Die Betriebskosten des Projekts beliefen sich auf ca. 350.000 Euro jährlich, die bei einem 14-Millionen-Haushalt auch bezahlt werden müssten, so Ciesielski. Sollte dieser Service kommen, werde sich das über eine Erhöhung der Grundsteuer oder einen gesonderten Fahrkartenverkauf (sodass Deutschland-Tickets und Schülertickets für diese Linien nicht gelten) niederschlagen. „Ich fände es super, aber wir müssen es uns auch leisten können.“