„Jazz-Frühschoppen“ zur Wiederbelebung des historischen Schützenhofs in Schloßborn

Der Andrang beim „Jazz Frühschoppen“ im Schützenhof war groß. Fotos: Beyer

Schloßborn (rb) – Am vergangenen Sonntag waren Schloßborner und Interessierte aus der Umgebung zum ersten „Jazz Frühschoppen“ im traditionsreichen Schützenhof in Schloßborn eingeladen. Von 11 bis 14 Uhr genossen die zahlreichen Anwesenden Bratwürste vom Grill, leckeres Schloßborner Bier und die Klänge des Jazz Club Session Trio aus Oberursel. Dazu gab es Präsentationen im historischen Veranstaltungssaal, bei denen die langjährige Geschichte des momentan leerstehenden Gebäudes beleuchtet und ein künftiges Nutzungskonzept für die denkmalgeschützte Immobilie vorgestellt wurde.

Mit der Entwicklung des Konzepts wurde die Beratungsfirma living Monuments betraut, die sich mit der Denkmalerhaltung und Revitalisierung historischer Immobilien beschäftigt. Ralf Wolter, Gründer des Unternehmens, begrüßte die Anwesenden im Namen der Familie Mohr, die das Lokal während der Pandemie 2022 nach 45 Jahren schließen musste. Die Tradition des Schützenhofs als Wirtshaus seit 1728 solle auch in Zukunft fortgeführt werden. Wolter bedankte sich im Namen von living Monuments auch bei den Vertretern der Stadt, dem Heimat- und Geschichtsverein Schloßborn und den übrigen Organisatoren und Unterstützern für die gute Zusammenarbeit. „Wir möchten den Schloßbornern, aber auch den anwesenden Investoren und Gastronomen deutlich machen, dass es sich lohnen kann, dem Schützenhof eine Zukunft zu geben“, so Wolter. Bürgermeister Thomas Ciesielski sprach ihm ebenfalls seinen Dank aus und hieß die Besucher anschließend auch im Namen der Gemeinde Glashütten willkommen. Er freue sich über das große Interesse, denn der Schützenhof sei als Teil der historischen Ortsmitte von Schloßborn „nicht nur eine wichtige Stätte für alle Schloßborner, sondern auch für die Gemeinde Glashütten.“

Die lange Geschichte des Schützenhofs

Bei der anschließenden Präsentation drängten sich zahlreiche interessierte Besucher in den historischen Veranstaltungssaal im Obergeschoss, auf dessen verstecktem ursprünglichen Treppenzugang eigens ein roter Teppich ausgerollt wurde. Unterstützt durch eine Diashow zeigten Ralf Wolter und Christoph Klomann vom Heimat- und Geschichtsverein die Geschichte des ältesten Gebäudes in Schloßborn und gaben eine Aussicht auf zukünftige Nutzungsmöglichkeiten. Laut einem Artikel im Höchster Kreisblatt 1938 reicht die Geschichte des Schützenhofs als Gasthaus bis in die Zeit um das Jahr 1700 zurück. Zur damaligen Zeit befand sich ein Lebensmittelgeschäft im gleichen Haus, das ebenfalls lange Zeit bestehen blieb und älteren Schloßbornern sogar noch bekannt sein dürfte. Gebaut wurde das Haus allerdings deutlich früher. Bei Umbauarbeiten 1929 entdeckte man, eingestempelt in einem Giebelpfosten, die Jahreszahl 1351. Sollte diese Zahl stimmen, wäre der Schützenhof nicht nur das älteste Gebäude Schloßborns, sondern deutschlandweit eines der wenigen erhaltenen Wohnhäuser aus dem 14. Jahrhundert.

Während seiner jahrhundertelangen Geschichte als Gasthaus hat der Schützenhof, insbesondere der 1898 angebaute Veranstaltungssaal, Musik- und Tanzveranstaltungen, Fastnachts- und Kerbe-Feiern, Hochzeiten und den ein oder anderen Kinoabend erlebt. Der Schützenhof ist somit nicht nur Bestandteil der Schloßborner Geschichte, sondern auch ein kulturelles Herzstück des Ortsgeschehens.

Ein Haus mit Vergangenheit und ein Konzept für die Zukunft

Dieses Herz möchten Ralf Wolter und seine Unterstützer am Leben erhalten. „Es ist nicht nur ein Haus mit nachgewiesener Geschichte, sondern vor allen Dingen ein Gebäude mit einer Seele als Wirtshaus. […] Diese Seele ist aus meiner Sicht nie wirklich verstummt.“ Die Präsentation solle auch die Fantasie anregen und eine Ideenskizze für die zukünftigen Nutzungsmöglichkeiten sein. Die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Kulturgastronomie seien außergewöhnlich, so Wolter. Die wunderschöne Fachwerkoptik des Gebäudes, ein Garten für die Außenbewirtschaftung und die Terrasse mit Ausblick sprechen für ihn. Mit Übernachtungsmöglichkeiten, Parkplätzen in der Nähe und dem Veranstaltungssaal biete der Schützenhof, auch angesichts der Kirche gegenüber, die optimalen Bedingungen, um Verlobungen, Hochzeiten und andere größere Veranstaltungen zu bewirtschaften und zu einem Gewinn für die Ortsmitte beizutragen, sagt Wolter.

Er schlägt vor, die Terrasse des Gebäudes, die zum letzten Mal in den 50er Jahren genutzt wurde, wiederzubeleben und den historischen Saal im ersten Stock umzugestalten und behindertengerecht zugänglich zu machen. Dafür solle ein Aufzug gebaut werden. Living Monuments arbeitet eng mit Historikern, Planungsträgern und den zuständigen Fachbehörden zusammen und wird bei seinem Vorhaben von der Gemeinde Glashütten, der Bauaufsicht des Hochtaunuskreises und dem Denkmalschutz unterstützt. „Wir haben bereits verschiedene Gespräche geführt, aber bisher hat es noch nicht ganz zusammen gepasst.“, sagt Wolter und sucht deshalb weiterhin nach interessierten Gastronomen oder Investoren, um dem Schützenhof wieder Leben einzuhauchen.

Weitere Informationen zum Nutzungskonzept finden Sie unter: schuetzenhof-mohr.de

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