Wohlklang und Pep von acht Stimmen

Schloßborn
(kw) – „Et Hepera“ – was soll das heißen? „Und Hepp!“, wie beim Sport? Google meint: „und untätig“, was einem nicht wirklich weiterhilft – kaum vorstellbar, dass die acht jungen Sängerinnen und Sänger, die in der Schloßborner Pfarrkirche auftraten, in irgendeiner Weise „untätig“ sind oder waren. Im Gegenteil bewiesen sie mit ihrer hervorragenden Textverständlichkeit, ihrer sauberen Intonation und vor allem mit ihrem abwechslungsreichen, durchdachten Programm ein gründliches individuelles Studium, geduldige und intensive Probenarbeit und ganz allgemein viel Fleiß bei der Vorbereitung. Nun gut, man muss sich nicht lange mit der Erklärung des Namens Et Hepera aufhalten, jedenfalls ist er leicht zu merken – und dies kann man allen Freundinnen der Vokalmusik nur dringend empfehlen!

„Circles – Kreise“ hatten die acht ihr Konzert genannt, durch das sie mit launiger Moderation selbst führten. Den ersten Kreis, den „Lebenskreis“, begannen sie mit „The Garden“ von Bobby McFerrin, einem modernen Vokalklassiker, den sie mit der gebotenen Leichtigkeit aufblühen ließen. Kontrastierend stellten sie den kunstvoll-polyphonen Satz „Da Jakob vollendet hatte“ von Johann Hermann Schein (1586-1630), einem der bekannteren Vorgänger Bachs im Amt des Leipziger Thomaskantors, als Musik zum Lebensende gegenüber. Und so wechselten auch im weiteren Programm fröhliche, makabre, melancholische, swingende, lässige, verliebte und auch rührende Stücke einander ab, von der schaurigen „traurigen Krönung“ (Hugo Distler 1908-1942) über „Tired“ von Ralph Vaughan Williams (1872-1958) bis zu modernen jazzigen Arrangements wie „Chili con Carne“ im „Tageskreis“ (man muss schließlich auch mal etwas essen) und zurück zur romantischen „Lockung“ von Fanny Hensel aus dem 19. Jahrhundert. „Musik“ (Hammarström) und „Stemning“ (Peterson-Berger), zwei Stücke aus dem reichen Schatz schwedischer Chorsätze, rundeten mit dem niederländischen „Avondlied“ den Tageskreis ab.

Mit der ironischen „Entschuldigung“ von Friedrich Silcher und Johannes Brahms’ „All meine Herzgedanken“ eröffnete das Gesangsensemble den letzten Circle, den „Beziehungskreis“, in dem es vor allem um das romantische Thema schlechthin ging: die Liebe. „Kein Feuer, keine Kohle“, witzig von Strophe zu Strophe dissonanter arrangiert, „Beautiful Love“ und „How deep is your Love“ waren klangliche Leckerbissen, die kräftigen Schlussapplaus hervorriefen. Zum Dank schickten Et Hepera ihr Auditorium mit einem Lächeln, der Zugabe „Smile“, nach Hause.

Abschließend ein Wort zum Aufführungsort: Die recht große, zugegeben etwas kühle Schloßborner Kirche erwies sich einmal mehr als akustisch ideal für Chormusik, zudem hätte sie noch deutlich mehr Besuchern Platz geboten – vielleicht kommen die beim nächsten Mal, wenn sie lesen, was sie verpasst haben? Für diesmal gibt es eine zweite Chance: Am 16. Oktober ist die Truppe wieder zu hören, in St. Marien in Bad Homburg. Und das nächste Konzert des Glashüttener Kulturkreises, ein Liederabend unter dem Titel „Abendempfindung und Nachtgesinnung“ am 15. Oktober um 18 Uhr, findet im Saal des Bürgerhauses Glashütten statt.



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