Beim Thema Straßenverkehr tauchen immer wieder „Risikogruppen“ auf – „Junge Fahrer“ und „Senioren“. Junge Fahrer waren im Jahr 2013 mit 10,81 Prozent an Unfällen beteiligt. Überwiegend wird überhöhte Geschwindigkeit als Unfallursache registriert (Leichtsinn oder Selbstüberschätzung, auch Angebertum oder das Gefühl „unverletzlich“ zu sein). Hier ergab sich auch ein erhöhtes Verletzungs-Risiko. Allerdings gab es einen erhöhten Anstieg der Unfälle unter Alkohol- oder Drogeneinfluss. Hier waren die „jungen Fahrer“ weit überproportional am Unfallgeschehen beteiligt.
Fahrer ab 65 Jahren werden in der „Risikogruppe Senioren“ geführt. Bis auf den Teilbereich Unfallflucht sind Senioren am Unfallgeschehen im Verhältnis zum Bevölkerungsanteil identisch. Die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Sachschaden stieg nunmehr in fünften Jahr in Folge auf 644, mehr als doppelt so viel wie 2009.
Dazu im Bericht der Polizei für das Jahr 2013: „Unseren Senioren kommt aufgrund der demographischen Entwicklung (deutlich steigende Zahl von Senioren), in Verbindung mit einem hohen Mobilisierungsgrad, ein besonderes Augenmerk zu. Die Verkehrsunfallentwicklung im Main-Taunus-Kreis weist einen deutlichen Anstieg der durch Senioren verursachten Sachschadensunfälle auf, die sich seit 2009 mehr als verdoppelt haben. Leider wurde auch der einzige tödliche Verkehrsunfall im zurückliegenden Jahr durch einen über 80-jährigen Pkw-Führer verursacht.
Gleichwohl setzen wir in Deutschland – zuletzt der Deutsche Verkehrsgerichtstag – auf die Einsicht der Senioren, dass sie bei ihrer Verkehrsteilnahme etwaige Einschränkungen berücksichtigen und, falls geboten, vom Führen eines Kfz absehen.
Die Alternative wären verpflichtende Fahrtüchtigkeitstests wie sie insbesondere in nordischen Ländern seit Jahren obligatorisch sind.
Kontrollmaßnahmen wie bei der Risikogruppe „Junge Fahrer“ greifen hier nicht, da das „Senioren-Problem“ nicht das Rasen oder das Fahren unter Alkohol- oder Drogeneinfluss ist, sondern vielmehr auf altersgemäß auftretende Defizite eingegangen werden muss.
Die Polizei wird sich künftig verstärkt mit Präventionsmaßnahmen im Verbund mit anderen Verbänden und Organisationen den Senioren widmen und hierdurch das Bewusstsein für die Problematik bei allen Beteiligten verstärken. Wir sollten uns bewusst sein, dass alte Menschen auf Mobilität angewiesen sind. Viele sind nicht in der Lage, Alternativen wie den ÖPNV in Anspruch zu nehmen, weil selbst in einem so dicht besiedelten Gebiet, wie dem Main-Taunus-Kreis, das öffentliche Verkehrsnetz nicht alle Bedürfnisse abdecken kann. Es sollte das Bestreben aller beteiligten Organisationen sein, die Seniorengruppe so lange als möglich aktiv am Straßenverkehr teilnehmen zu lassen.
Sollten sich aber gravierende gesundheitliche Probleme (Defizite) bei Senioren herausstellen, sind die Behörden gehalten einzugreifen, um andere Verkehrsteilnehmer zu schützen.“