Noch erinnerlich? Die süßen kleinen Nilgänse, die von Vogelfreunden vom Feuerwehrhaus Mitte sorgfältig auf der Liederbachstraße zum Mühlgrund geleitet wurden? Immer wieder Besuch der Kelkheimer, die sich über die lieben Kleinen freuten. Bis die Kleinen groß geworden und zur Landplage für die Spaziergänger im Mühlgrund geworden waren. Keine Bank mehr, auf der sich damals nicht der Kot der Gäste wie auch auf den Fußwegen fand. So wurden sie nicht nur hier zur Landplage, sondern auch in anderen Städten.
In Kelkheim schlugen die Nilgänse nun am Friedhof ein weiteres Kapitel ihrer Fortpflanzungs-Fähigkeiten auf.
Im Nistkasten, der eigentlich für Falken gedacht war, zogen sie einmal sieben, dann fünf junge Gänse auf, wanderten damit zum Liederbach, um sie am Main der dortigen großen Nilgänse-Familie zuzufügen, wie Willi Westenberger berichtet.
Da aber Nilgänse keine anderen tierischen Lebewesen um sich haben mögen, ihren eigenen Herrschaftsbereich haben, wo Enten und selbst Ratten keine Existenzberechtigung haben, machte sich der Gänseganter daran, das von Kelkheim Storchenfreunden (Nabu) neben dem Friedhof auf hohem Mast gebaute Storchennest zu zerschroten. Was blieb ist ein „Heiligenkanz“, an dem niemand seine Freude hat.
Willi Westenberger rechnet damit, dass die Gänse sich bald wieder zur Brut, die in diesem Jahr aufgrund des milden Wetters früher sein wird, einfinden. Also bat er den Jagdpächter ein Auge auf die Gänse zu haben. „Wir haben das nicht gern getan, aber ganz abgesehen davon, dass die Gräber auf dem Friedhof verschmutzt werden, lassen die Eindringlinge, die seit ein paar Jahrzehnten in Europa heimisch wurden, keine anderen Tiere neben sich aufkommen.
Das Storchennest soll im Frühjahr erneuert werden, dann jedoch nicht mit einem Weidengeflecht, sondern mit einer Holzkonstruktion, auf der sich zum Anlocken von Wohnungssuchen, Störche oder andere große Vögel, Moos und andere Polster als Nestunterlage befinden werden. Für Bequemlichkeit in der Kinderstube ist also gesorgt. Dieses Wochenbett für Vögel könne auch einem Uhu zugute kommen, der sich inzwischen auf dem Friedhof angesiedelt hat. Und dass es Uhufamilien in der näheren Umgebung gibt – Willi Westenberger: „Wer hätte das noch vor ein paar Jahren gedacht“ – könne es hier eines Tages eine ganze Uhu-Familie geben.
Futter gibt es genügend. Die Mäuse auf der großen Wiese am Friedhof und dann im Schmiehbachtal, wo sich der Friedhofs-Uhu schon jetzt sein Futter sucht.
So können jetzt Wetten abgeschlossen werden: Erst ein Storch, erst der Uhu? Aber nachdem Willi Westenberger jetzt erfuhr, dass Störche den Taunus meiden, hat er immer noch Hoffnung, aber eher gedämpft. „Und auch Störche hätten hier gutes Futter“. Aber über einen Uhu würde er sich auch freuen.