1. Bauabschnitt im Zeitplan Fischbacher Einzelhandel braucht Unterstützung

Fachsimpeln auf der noch intakten Fahrbahn: Im unteren Teil ist inzwischen der Belag abgefräst, die Kanalarbeiten können beginnen. Rechts wurde der Fußweg geöffnet, um die Glasfaserkabel für die Grundschule zu verlegen. Die Landesstraße zwischen Fischbach und Ruppertshain, die ebenfalls saniert wird, ist laut HessenMobil fast fertig. Foto: Judith Ulbricht

Ruppertshain
(ju) – Die gute Nachricht zuerst: Seit drei Wochen läuft die Sanierung der Robert-Koch-Straße in Ruppertshain und die ausführende Firma liegt voll im Zeitplan. Mit dieser Information konnte Bürgermeister Albrecht Kündiger auf der von ihm angebotenen Sonderbürgersprechstunde in der Gaststätte „Zur schönen Aussicht“ aufwarten.

Sorgen und Nöte

Etliche Ruppertshainer, Eppenhainer und Fischbacher nahmen das Angebot des Rathauschefs dankend an, sich die Sorgen und Nöte der von der Baustelle direkt Betroffenen, anzuhören. „Ich bin hier, um Ihnen zuzuhören und eventuell Auswege zu finden oder zumindest Ihre Vorschläge als Anregung mitzunehmen und dann mit den beteiligten Behörden zu besprechen“, erklärte Kündiger, schob aber gleich hinterher, dass er nichts versprechen werde, was er nicht halten könne. Im Laufe der Gespräche taten sich zwei Problemfelder auf. Da sind zum einen die Nöte der Eltern, auf die Petra Ungeheuer aufmerksam machte. Ihrer Aussage nach, kämen die Busse, die die Schulkinder aus Ruppsch und Eppenhain über Königstein nach Fischbach bringen, regelmäßig zu spät dort an. Einige Schüler müssten von dort aus weiter zu den anderen Schulen im Stadtgebiet und berichten von bis zu 30 Minuten Verspätung. „Die Strecke über Königstein ist gerade morgens mit dem Kreisel unberechenbar“, beschreibt sie ihre Erfahrungen. Sie selbst fahre die Umleitungsstrecke über Ehlhalten und Vockenhausen nach Fischbach und benötige jeden Morgen 20 Minuten ohne großen Stress. Ihre Anregung: Vielleicht könne man mit dem MTV sprechen, die Busse mit den Schulkindern über diese Strecke zu schicken.

Collien, Schüler in der Gesamtschule Fischbach, konnte aus erster Hand berichten, wie es morgens in den Bussen zugeht. Er bemängelte, dass kleinere Busse auf der Strecke eingesetzt werden würden und diese nach den Haltepunkten in Schlossborn und am Rosenwald komplett überfüllt wären. Sein Vorschlag: Es sollten zu den Stoßzeiten mehr oder größere Busse fahren. Kündiger konnte zu diesem Punkt mitteilen, dass man mit den Schulen in Kontakt sei und sie ihm nach einer gewissen Zeit Rückmeldung darüber geben, wie häufig es zu Verspätungen der Schüler komme. Ebenfalls schlug er vor, mit dem Schuldezernat und dem MTV die Sachlage zu besprechen und eventuelle Abhilfe zu schaffen. Ebenfalls wurde von einigen Anwesenden bemängelt, dass die Busse nicht bis in die Stadtmitte an das Alte Rathaus fahren, um dort die Schulkinder einzusammeln. Dem erteilte der Bürgermeister eine Absage, denn das Wenden wäre für die Busse in diesem Bereich unmöglich. Dazu muss man wissen, dass Busse mit Passagieren an Bord nicht rückwärts fahren dürfen. Von daher scheide diese Möglichkeit aus.

Stadt soll Busse einsetzen

Ein weiterer Vorschlag, die Stadt möge doch nach Fertigstellung der Landstraße einen Bus an den Ortsausgang von Ruppsch stellen und von dort aus die Schulkinder nach Fischbach bringen, wird wohl an den Kosten scheitern. Wie Kündiger erklärte, müsse die Stadt diesen Bus bezahlen, da sie ihn einsetzt. Hinzu komme, dass auch hier die Wendemöglichkeiten eher eingeschränkt wären. Auf den Vorschlag von Salome Korschinowski, man möge doch morgens einen einstündigen Pendelverkehr aus der Stadtmitte hoch zum Zauberberg einrichten, um den Kindern diesen langen Weg abzunehmen, kam der Einwand aus den eigenen Reihen. Markus Moldan berichtete, dass er jeden Morgen neun Eltern, neun Kinder nach oben bringen sehe. „Da müssen sich die Eltern fragen lassen, warum sie keine Fahrgemeinschaften gründen, um mehrere Kinder gleichzeitig morgens an die Bushaltestelle zu bringen“, so der Ruppertshainer. Das griff auch Kündiger nochmal auf und appellierte an die Bewohner, sich solidarisch zu zeigen und sich gegenseitig zu helfen. Da wurde auch der Vorschlag gut aufgenommen, eventuell eine Mitfahrbörse einzurichten, um gerade ältere Menschen mitzunehmen, wenn sie zum Beispiel Arzttermine in Königstein haben. Dies könnte vielleicht über Aushänge an den Mitfahrbänken oder eine App geregelt werden.

Fischbacher Einzelhandel leidet

Das zweite Problemfeld ist der Einzelhandel in Fischbach. Weder der Bürgermeister noch die Einzelhändler hatten damit gerechnet, dass die Schließung der Straße zu solch immensen Umsatzeinbußen führt. Aber wie die Anwesenden Gewerbetreibenden berichteten, verzeichnen sie Umsatzrückgänge zwischen 30 und 70 Prozent, was einige an ihre Grenzen bringt und sie um ihre Existenz bangen lässt. „Machen wir uns nichts vor, wenn es so weitergeht, sind wir in einem halben Jahr nicht mehr da“, fasste es Michael Schramen, Besitzer des Fischbacher Obst- und Gemüsemarktes knallhart zusammen. Seinem Vorschlag, Feldwege für den Verkehr im Einbahnstraßensystem freizugeben, um die Ruppscher schneller nach Fischbach zu leiten, musste der Bürgermeister eine Absage erteilen. „Keine Polizeibehörde würde mir hierfür eine Erlaubnis erteilen“, erklärte er. Enttäuscht zeigten sich einige Einzelhändler auch vom Einkaufsverhalten der Ruppscher. Man biete Lieferservice an, um die Versorgung im Bergdorf zu gewährleisten, nehme dafür die langen Umwege und die damit verbundenen Mehrkosten für Benzin und Diesel auf sich, nur um dann vielleicht fünf Kunden zu beliefern – das funktioniere nicht, so der Tenor. Davon abgesehen, müsse dafür Personal zur Verfügung gestellt werden, das dann an anderer Stelle fehle oder schlichtweg gar nicht vorhanden ist.

Bereitschaft signalisiert

Kündiger zeigte sich bereit, vermehrt für die Fischbacher Unternehmen zu werben, auf welche Art und Weise müsse noch geklärt werden. Aber auch er sieht die Notwendigkeit, dass sich die Kelkheimer mit den Fischbachern solidarisieren und ihre Einkäufe auch in diesem Stadtteil erledigen. Die Ideen von Einkaufsgutscheinen für die Bürger eventuell über die VKS, unterstützenden Kurierdiensten, die Waren ausfahren oder einem Rettungsfond nimmt der Bürgermeister mit ins Rathaus. Michael Schramen: „Es muss jetzt schnell was passieren. Die Lebensqualität und Lebendigkeit beider Ortsteile stehen auf dem Spiel.“



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