35 Jahre Mauerfall – Der Osten rockt im Waldgadde

Niko Seim, Dennis Dittrich und Jürgen Litzka (v.li.) sind „Bandsalad“. Sie präsentieren im Waldgadde die legendären Ostrocksongs von den Puhdys, Karat, City und vielen mehr.Foto: Bandsalad Jürgen Litzka

Kelkheim (kez/ju) – Ein historisches Datum jährt sich in der nächsten Woche zum 34. Mal: der 3. Oktober – Tag der Deutschen Einheit. Der Fall der Mauer ist da schon 35 Jahre (9. November 1989) her und aus diesem Grund feiert der Waldgadde in Kelkheim (Lorsbacher Straße 41 beim Freibad) am Donnerstag, 3. Oktober, ein besonderes Open-Air Erlebnis. Die Band „Bandsalad“ bringt mit ihrem „Ostrock“ ein Stück DDR-Geschichte nach Kelkheim. Nicht nur mit der Musik der legendären Ostrockbands, sondern auch mit einer Ausstellung der bekanntesten Marken aus der DDR sowie mehr als 200 Original DDR-Speisekarten.

Als der Rock’n’Roll-Virus, verursacht vor allem durch die Beatles und die Rolling Stones, seinen weltweiten Siegeszug antrat, war auch die DDR-Grenze löchrig genug, um ihn in den Kultur- und Wirtshäusern zwischen Rostock und Suhl seine Bahnen ziehen zu lassen. Jene Welle schwappte mit einer solchen Wucht über die Mauer, dass sie, trotz vieler Verbote, die es anfangs zuhauf und später immer mal wieder gab, nicht mehr aufzuhalten war. Allerdings war die ostdeutsche Antwort auf den Rock’n’Roll von starken Reglementierungen betroffen. So waren nicht nur englische Bandnamen verpönt, sondern jeder Musiker benötigte eine offizielle Spielerlaubnis, die es dann gab, wenn man den Abschluss einer Musikschule vorweisen konnte. Ziemlich hirnrissig, aber mit dem großartigen Nebeneffekt, dass in den meisten Ostrockbands Musiker am Start waren, die ihr Handwerk beherrschten. Nicht zuletzt bestand die Obrigkeit darauf, dass die Songs in deutscher Sprache gesungen werden. Ende der Sechziger, Anfang der Siebziger noch ein undenkbares Ding und eine absolute Frechheit, die Bands dermaßen zu gängeln. Aber auch eine Vorgabe mit fantastischen Folgen. Denn alsbald fingen die späteren Protagonisten des legendären Ostrocks an, Worte zu finden, die fernab eines jeden Schlagers sind und zeitgleich mitunter zwischen den Zeilen Botschaften versteckten, die zwar jede Zensur passierten, aber dennoch Herz und Hirn ihrer zahlreichen Hörer erreichten. Ein Qualitätslevel, das bis heute Gültigkeit hat und in der Geschichte der gesamtdeutschen Popularmusik einmalig ist.

Wenn es um Ostrock geht, kann es vor allem nur drei große Namen geben: Puhdys, City und Karat. Zu DDR-Zeiten wurden die Puhdys allein zwölf Mal zur beliebtesten Rockband des Landes gewählt und ihr Song „Alt wie ein Baum“ ist die heimliche Hymne der DDR. City stehen wie kaum eine andere Band für die Qualität des Ostrocks und ihr Lied „Am Fenster“ wurde millionenfach in Ost und West gehört – auch heute noch! Und Karat kreierten neben vielen Hits den Megahit „Über sieben Brücken“, welcher später von Peter Maffay erfolgreich gecovert wurde.

Das alles inspirierte die drei Musiker von „Bandsalat“, nicht einfach nur die Kulthits nachzuspielen, sondern den Songs auch ihren eigenen Sound einzuhauchen – den Westsound, den Sound, den sie auch in ihrer Jugend noch selbst „erleben“ durften.

„Bandsalat“-Konzerte sind wie eine kleine Zeitreise in ein Land, das es so nicht mehr gibt. Mit vielen kleinen Begebenheiten und Erlebnissen, mit lustigen und nachdenklichen Geschichten aus eigener DDR-Erfahrung – direkt aus dem Leben.

Los geht es um 12 Uhr mit Soljanka, Thüringer Bratwurst und viel Interessantem aus der damaligen Zeit. Für die Kids läuft der Film „Go Trabi go“. Ab 14 Uhr sorgt dann „Bandsalad“ für rockige Oststimmung. Der Eintritt ist frei. Bitte unbedingt unter 06195-672850 oder per E-Mail: info[at]kipa-online[dot]de reservieren.



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