Ein Abend und ein Buch für Hoffnung und Frieden

Birgit Gröger bei ihrer Lesung im Jazzclub Foto: B. Gröger

Kelkheim
(kez) – „Es hört nicht auf und niemand weiß, wie lange dieser Horror noch andauern wird.“ Bewegende Worte der Autorin Birgit Gröger auf ihrer Benefiz-Premierenlesung im gut besuchten Jazzclub Kelkheim unter dem Motto „Ein Abend für Hoffnung und Frieden“.

„Der Krieg dauert nun schon über 100 Tage und Nächte und es ist kein Ende in Sicht. Vor allem die Kinder leiden sehr darunter. Viele sind stark traumatisiert.“

Obwohl viele Menschen sich engagieren und auf vielfältige Weise ihre Hilfe anbieten, sei mittlerweile eine Art Kriegsmüdigkeit eingetreten. „Viele denken, es ist jetzt genug. Genug Krieg, genug Leid, genug Diskussionen und Nachrichten darüber. Man will und kann es nicht mehr hören. Es soll endlich aufhören! Aber, es hört nicht auf und niemand weiß, wie lange dieser Horror noch andauern wird“, so die Autorin. Deshalb sei es so wichtig, vor allem den Kindern Trost, Mut und Zuversicht zu geben. Und es sei wichtig, die Menschen zu sensibilisieren. Ihr Buch soll einen Einblick geben in die Gedanken und Gefühlswelt der Kinder, die flüchten müssen, und – trotz der Tragik der Geschehnisse – einen Schimmer von Hoffnung und Zuversicht vermitteln.

Birgit Gröger möchte die Menschen mit Worten berühren. Das sei ihr auch gelungen, so Zuhörerin Jutta Beifuß am Ende der Veranstaltung: „Ich bin noch immer ganz beseelt und gerührt. Bei vielen Szenen hatte ich Tränen in den Augen.“

Birgit Gröger liest nicht nur, sondern sie berichtet auch eindrucksvoll, wie ihre Geschichte im Eigenverlag veröffentlicht wurde, weil viele Verlage das Thema als zu heikel oder als zu wenig lukrativ betrachteten, da der Krieg ja wohl bald zu Ende und das Thema dann nicht mehr relevant sei. Das sieht Birgit Gröger anders. Sie meint: „Es ist jetzt ein wichtiges Thema und es muss jetzt in die Welt hinaus! Und es ist ein Thema, das auch an deutschen Kindern nicht spurlos vorübergeht.“ Deshalb meinte Lena Bernius, die seit vielen Jahren in Deutschland lebt und mit ihren beiden Kindern Elisabeth und Sebastian aus Dreieich gekommen ist: „Ich werde das Buch unserer Schule vorstellen, denn es ist wichtig, dass auch die deutschen Kinder verstehen, warum so viele Kinder aus der Ukraine ihre Schule besuchen.“ Beide Elternteile von Lena Bernius leben noch in der Ukraine und harren dort aus. „Sie sind zu alt und wollen ihre Heimat nicht verlassen“, so Bernius.

Birgit Gröger zitierte Dieter Hallervorden, den sie kürzlich auf einer Veranstaltung gehört hatte: „Wer die Hoffnung begräbt, der begräbt auch seine Zukunft.“

Ob ein Buch für Kinder den Krieg thematisieren solle, darüber gebe es unterschiedliche Ansichten und Meinungen, erläuterte Gröger. Sie ist der Meinung: „Wenn ein Buch nur einer Kinderseele Mut und Zuversicht spenden kann, so hat dieses Buch einen Sinn.“

So soll dieses Buch Mut machen, trotz der Tragik der Geschehnisse. Mut an das Gute im Menschen, wie Hilfsbereitschaft, Toleranz und Mitgefühl, zu glauben, Mut an die eigene Kraft vermitteln sowie die Zuversicht erzeugen: Alles wird wieder gut – auch wenn die Lage aussichtslos erscheint.

„Denn, was die Seele berührt, das bleibt für immer.“

In eindrucksvollen Worten erzählt Birgit Gröger die Geschichte von Kateryna, die nachts aus dem Schlaf gerissen wird, weil Bomben ihre vertraute Heimatstadt bedrohen. Sie flüchtet zunächst mit vielen anderen Menschen in den Keller, bevor sie in Deutschland Zuflucht findet.

In fast allen ihrer Bücher möchte Birgit Gröger sowohl Kulturen als auch Generationen miteinander verbinden. Deshalb werden im letzten Drittel des Buches nicht nur die Kinder, sondern auch Erwachsene angesprochen und der Umgang mit Fragen der Kinder zum Thema Krieg thematisiert. „Dazu gibt es keine pauschalen Antworten“, so die Autorin und Pädagogin. „Jedes Kind ist anders und jedes Kind reagiert anders. Manche Kinder verdrängen das Thema, andere wollen gezielt Informationen erhalten. Sie kennen ihr Kind am besten und wissen, wie viel Sie ihm zumuten können.“ Wichtig sei es, Kinder mit Fragen und Problemen nicht allein zu lassen. „Gehen Sie behutsam mit diesem Thema um! Hören Sie, was Ihre Kinder wissen wollen und achten Sie darauf, was sie verkraften können.“ Wichtig sei aber auch, dass wir Erwachsene uns selbst schützen und unsere eigenen Grenzen respektieren. Deshalb sei es durchaus legitim, wenn auch wir dieses Thema hin und wieder ausblenden und uns unserem Alltag und den schönen Dingen des Lebens zuwenden.

Musikalisch unterstützt wurde Birgit Gröger von einem Trio, dem auch Jeanette Alterino (bekannt aus „Voice of Germany“) und Stefanie Jünger aus Kelkheim angehören. Songs wie „Dear Mister President“, „Blowing in the wind“, „Zombie“ und viele mehr untermalten eindrucksvoll die Worte der Autorin. Stefanie Jünger zeichnete zudem die Illustrationen im Buch und erweckte mit ihren ausdrucksstarken Bildern die Szenen zum Leben, so die Autorin.

Wie Birgit Gröger, so spenden auch die beiden Sängerinnen ihr Honorar an diesem Abend dem Verein „Miteinander leben“ in Kelkheim. Mafalda Pinto Schneider bedankte sich stellvertretend sehr dafür. Auch alle weiteren Erlöse des Buches möchte die Autorin für Kinder in Not spenden und betonte: „Kateryna steht stellvertretend für alle Kinder dieser Welt, die unter Krieg und Flucht leiden.“

Birgit Gröger beschloss den Abend mit einem Songtext von Stefan Gwildis, den sie kürzlich auf einem Konzert auf dem Rettershof erlebt hat. „Wozu brauchen wir Bomben, wenn wir Frieden wollen? Es muss einen anderen Weg geben, ohne Gewalt zu leben! Krieg ist nicht die Antwort auf die Fragen unserer Zeit!“ Langer Applaus und viel positiver Zuspruch folgte nach den letzten Musikstücken. Auch Bürgermeister Albrecht Kündiger ließ sich am Ende der berührenden Veranstaltung ein Buch signieren und bestellte gleich eine größere Anzahl davon.

„Ich bin sehr glücklich über diese tolle Veranstaltung und hoffe, dass das Buch seiner Bestimmung gerecht werden wird“, freute sich die Autorin nach der fast zweistündigen, kurzweiligen Veranstaltung.



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