Die bangen Fragen: Wie heiß wird der Sommer?Werden Kelkheims Wasservorräte reichen?

So sah es im vergangenen Jahr in Kelkheim aus. Ab Juli war der Liederbach komplett ausgetrocknet.Foto: Judith Ulbricht

Kelkheim (ph/ju) – Für viele hat es in den letzten Wochen eigentlich nur geregnet, unterbrochen von ein paar Sonnentagen. Gefühltes Wetter also. Und sollte man auf die Idee kommen, dass es nun wirklich genug geregnet hat, dass wir Wasser im Überfluss haben, irrt sich ganz gewaltig, wie aus einer Pressemitteilung von HessenForst anlässlich des Weltwassertages hervorgeht. „Volle Bäche und Flüsse und viele Tage Regen in weiten Teilen des Landes täuschen darüber hinweg, dass die tiefen Wasserspeicher unter unseren Wäldern immer noch nicht gänzlich wieder aufgefüllt sind.“ „Für die oberflächennahen Schichten hat der Niederschlag ausgereicht“, sagt Michael Gerst, Leiter des Landesbetriebs HessenForst und ergänzt, „aber bis in einen Meter achtzig Tiefe fehlt das Wasser besonders im Norden und im Süden unseres Landes.“

Nichts ist mehr so wie es war

Und sollte man sich in Kelkheim in Sicherheit wiegen, weil augenblicklich noch das Wasser aus den Leitungen sprudelt, so vertritt Kelkheims Technischer Leiter, Stefan Sowade, eine gänzlich gegensätzliche Meinung. Die Kelkheimer Wasservorräte seien im letzten Sommer abgesackt und hätten sich auch noch nicht wieder voll erholt. So beschäftigen ihn als Verantwortlichen für die Wasserversorgung die Fragen: „Wie wird der Sommer?, Was kommt noch?“. Er hofft auf die Selbstdisziplin der Kelkheimer Einwohner und spricht davon, dass alle an einem Strang ziehen müssten, um einem Wassernotstand im Sommer aus dem Weg zu gehen. Beim Wasser werde in Zukunft nichts mehr so funktionieren, wie wir es kennen, meint der Fachmann

Der Wunsch: eine dicke Schneedecke

Schnee sei früher immer ein guter Wasserlieferant gewesen, sagt Stephan Sowade. Regen fließt, wie er sagte, einfach ab, Schnee taut langsam, sodass Wasser kontinuierlich im Boden versickert und so die Vorräte auffüllt. Sein Wunsch: Mal wieder eine wochenlange dicke Schneedecke von den Alpen bis zur Nordsee. Im Zeichen des Klimawechsels wohl eher ein frommer Wunsch.

„Unser Verhalten muss anders werden“, fordert er im Hinblick auf die kommenden Sommermonate und deutlich mit Blick auf die leeren Flüsse und Seen in Europa, auf die Schreckensnachrichten, die zum Beispiel aus Frankreich und auch aus Italien kommen.

Duschen oder der Waschlappen?

Die Witze über die Waschlappen, ausgelöst vom Ministerpräsidenten Kretschmann im vergangenen Jahr, seien völlig daneben. Man brauche wirklich nicht stundenlang zu duschen, auch nicht jeden Tag. Ärzte wiesen immer wieder darauf hin. Zuviel Wasser schadet der Haut. Ein Waschlappen, so auch Sowade, tue durchaus gleiche Dienste. Und der Hinweis einer norddeutschen Stadt, dass man Rasen doch mal vertrocknen lassen solle, wäre doch gar nicht so falsch. Rasen wächst nach und grünt wieder.

Die Zeiten sind vorbei, dass Kelkheim einen großen Teil seines Wassers aus dem Taunus beziehe. Inzwischen saugt Kelkheim mehr als 65 Prozent seines Bedarfs aus dem südhessischen Ried, das wiederum Wasser aus den schwammigen Boden des Rheins ziehe. Und auch der hat inzwischen bekanntlich zu wenig Wasser.

Der Taunus hat Superwasser – aber ...

Im Gebiet des Vogelsberg sei man nicht begeistert von dem Wasser, das von dort in die Metropole Frankfurt fließe.

Ja, der Taunus habe ein Superwasser. Man könne aber nicht mehr davon herausholen, als vorhanden ist. Auch das Bohren neuer Brunnen nutze nichts – je mehr Löcher nebeneinander in den Stein gebohrt würden, desto eher würden die Vorräte schwinden.

Letzten Jahre insgesamt zu trocken

Dass das Regenwasser nicht bis in die tieferen Schichten vordringen kann, weil der Niederschlag nicht ausreicht, das ist vor allem für die größeren Waldbäume, deren Wurzeln tief in den Boden reichen, ein Problem. Eine etwa 140-jährige Buche verdunstet bis zu 400 Liter Wasser pro Tag, ein Buchenwald mit der Größe eines Fußballfeldes bis zu 80.000 Liter. „Eine Zeit lang kann ein vitaler Waldbaum ohne Wasser aushalten, aber die letzten Jahre waren insgesamt zu trocken“, sagt Gerst besorgt.

Und so fragt sich Stefan Sowade „Wie wird wohl dieser Sommer werden?“ Wissenschaftler sprechen schon jetzt von vielen heißen Tagen.



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