„Was bedeutet Freiheit für dich?“

Freedom – Freiheit, mehr als nur ein Wort ... Foto: pexels/Rone Ferreira

„Menschen brauchen Freiheiten, um Fehler zu begehen und aus ihnen zu lernen“, meint Mia. „Ein Leben ganz ohne Freiheit wäre für mich unvorstellbar, weil das Leben ohne einen Funken Freiheit keinen richtigen Sinn ergibt“, schreibt Carlotta. „Freiheit ist Ungebundenheit, Freiheit ist Leben. Jeder empfindet Freiheit anders“, erklärt Helena. Schon fast philosophisch muten diese Zeilen an. Sie alle stammen aus handgeschriebenen Briefen von hessischen Schülerinnen und Schülern der 6. und 7. Klassen. Als die Stiftung Handschrift im Sommer vergangenen Jahres zum vierten Mal zu ihrem Schülerschreibwettbewerb aufrief, war niemandem klar, welche Brisanz das Thema „Freiheit“ aufgrund der politischen Entwicklungen zum Zeitpunkt der Preisverleihung haben würde.

Beim Start des Wettbewerbs im Sommer 2021 hatte die Stiftung wichtige Fragen gestellt: „Was bedeutet Freiheit für dich?“, „Wann fühlst du dich richtig frei?“, „Wie definierst du Freiheit?“ Daraufhin erreichten im Herbst 9.500 handgeschriebene Briefe die Fachjury – rund 2.500 mehr als im Jahr zuvor. 100 Briefe wurden nun – pandemiebedingt – in einer virtuellen Feierstunde am 1. April, dem „Tag der Handschrift“, vom Hessischen Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz prämiert. Dank moderner Technik fieberten so nicht nur die Preisträgerinnen und Preisträger, sondern auch die Familien zuhause und ganze Schulklassen vor den Bildschirmen mit.

Auch an der Gesamtschule Fischbach hatten sich die Schüler der 6. und 7. Klassen an dem Wettbewerb beteiligt. Und zwei von ihnen schafften es, zu den Prämierten zu zählen. Die 13-jährige Sanly fasste ihre Freiheitsgedanken in ein Gedicht, wohingegen Felix (11) seinen Brief an eine bestimmte Adresse richtete. Hier seine Zeilen:
„Hallo liebe Bundesregierung, mein Name ist Felix Hemgesberg. Ich bin elf Jahre alt und gehe ich die G6c der Gesamtschule Fischbach in der Nähe von Frankfurt am Main. Als meine Lehrerin uns vorgeschlagen hat, einen Brief zu schreiben, was Freiheit für uns bedeutet, wusste ich erst einmal nicht, worüber und an wen ich schreiben sollte.

Doch dann war alles ganz einfach. Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, wie sich Menschen fühlen, die keine Freiheit kennen. Mir ist aufgefallen, dass Vieles, was für mich selbstverständlich ist, für Kinder in anderen Ländern vollkommen unbekannt ist. Ich habe zum Beispiel letzte Woche in den Nachrichten einen Jungen in meinem Alter aus Indien gesehen, der für seine Familie arbeiten musste, damit sie überleben können, anstatt in der Schule zu lernen. Das hat mich traurig gemacht. Es ist doch wichtig, einen Beruf zu erlernen! Erst jetzt merke ich, wie schön Freiheit ist. Es fühlt sich toll an, wenn man eigene Entscheidungen treffen kann. Ich finde es unfair, dass nicht alle Menschen auf der Welt die selben Möglichkeiten haben, ihr Leben zu gestalten. Ich habe das erste Mal während der Pandemie im Lockdown erlebt, wie es ist, wenn man nicht das unternehmen kann, worauf man Lust hat. Ich durfte nicht in die Schule gehen und auch keine Freunde treffen, sondern musste zuhause bleiben und allein lernen. In dieser Zeit habe ich meine Freunde und meine Klassenkameraden sehr vermisst. Ich wünsche mir, dass ich so etwas nicht noch einmal miterleben muss. Ich habe zwar versucht, meine Freunde über Facetime zu sehen und zu sprechen. Mit meinen zwei besten Freunden habe ich sogar jeden Tag online meine Hausaufgaben gemacht. Doch es ist nicht dasselbe, wie jemanden persönlich zu treffen. Ich weiß jetzt, wie glücklich ich darüber sein kann, in einer Demokratie aufzuwachsen.

Ich möchte mich deshalb dafür bedanken, dass Sie unsere Freiheit beschützen. Super ist auch, dass Sie sich viel dafür einsetzen, dass in anderen Ländern Kinder genauso aufwachsen können wie wir in Deutschland. Ich wünsche mir, dass Sie es weiterhin versuchen und dass es außerdem keinen Lockdown mehr geben wird.

Viele Grüße Ihr Felix Hemgesberg



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