Wenn der Bürgermeister zum Bergdoktor mutiert, Tisch 3 „eskaliert“ und das Pfarrzentrum zum lost place wird ...

Partnersuche per App ist gar nicht so einfach. Was sich Frau da alles bietet ...

Kelkheim (ju) – ... dann ist Fasching. Die Narren haben Kelkheim derzeit fest im Griff. „Nein, nicht die Politik“, würde der Büttenredner jetzt sagen, „sondern die Fassenachter“ – obwohl die Grenzen zwischen beiden manchmal fließend zu sein scheinen ..... Ach was soll‘s.

Hornau, auf jeden Fall, hatten die Damen am vergangenen Wochenende fest im Griff. Unter dem Motto „Horne is vorne“ ließen die Damen der Kath. Frauengemeinschaft St. Martin kein Fettnäpfchen aus, bekamen viele ihr Fett weg und es durfte ausgiebig gelacht, geschunkelt und gefeiert werden.

Legendärer Tisch 3

Auch als Reporterin lernt man nie aus: Tisch 3 ist legendär, die Stimmung schon meist vor der „Show“ auf dem Siedepunkt und bei der Kostümauswahl wird immer auf den neuesten Trend gesetzt. Wie auf der Bühne: Da erschienen die Damen in einem Traum aus Pink, ganz Barbielike und quitschvergnügt, passend zur Farbe.

Gesellschaftskritisch ging es weiter: Die Bahn bekam ihr Fett weg, denn egal ob im Kleinen oder Großen, wenn‘s nicht so traurig wäre, müsste und könnte man ständig drüber lachen. Doch statt Schaffner und Bahnpersonal baten diesmal die Fahrgäste um Verständnis: für vergessene Fahrkarten, die missachtete Zugbindung, die umgedrehte Wagenreihung. Auch die manchmal etwas gewöhnungsbedürftigen Wortverdrehungen, Neuerfindungen oder Verhunzung wurden bei einem Restaurantbesuch auf‘s Korn genommen, sehr zum Vergnügen des Publikums.

Wenn dann noch die Partnersuche per App verhohnepiepelt wird und damit endet, dass Frau an Mann immer was auszusetzen hat, dann muss halt der Hund als Partner für‘s Leben herhalten.

Man möchte fast sagen, besser kann es nicht werden, doch die Horner Damen legten noch eine Schippe drauf. Denn was sich in einem Friseursalon für Szenen abspielen, sind sie erstmal losgelassen, gab‘s live und in Farbe. Nach einen Runde Selbstmitleid, weil‘s in Kelkheim keine Gastwirtschaft, keinen Metzger und keinen Bäcker mehr gibt und Münster das alles habe, fand man doch noch Vorteile des Ortsteils – einen Lebensmittler, ein Kino und ... Naja, Schwamm drüber! Dafür schwärmten die vier Damen im besten Alter vom Bürgermeister. Der packt an, regelt den Verkehr, fehlt nur noch, dass er die vom Winde verwehten Müllsäcke von der Straße räumt. Er sei wie der Bergdoktor. Der saß! Ach, und eine neue touristische Attraktion machten die Viere auch noch aus: das alte Pfarrzentrum als „lost place“, das zieht.

Das Publikum lag inzwischen vor Lachen auf dem Boden und auf den Tischen. Ein wirklich herrlich kurzweiliges Programm, dass sogar mit auf das stille Örtchen getragen wurde. O-Ton: „Die sind wirklich sehr unterhaltsam. So gut waren sie schon lange nicht mehr“, wurde von Tür zu Tür geflüstert. Recht hatten die beiden Damen, die sich da so offen austauschten.

Märchenhaft ging es weiter, mit einem nachhaltigen Dornröschen, Bambustellern und einer bösen Fee, die fiese, schier unlösbare Fragen stellte, bevor der Prinz küssen durfte. Herrlich auch, wie sich die Hornauer Frauen in ihren Kostümen selbst auf die Schippe nehmen, denn es braucht schon eine gehörige Portion Selbstvertrauen, im geringelten Ganzkörperbadeanzug über die Bühne zu tänzeln oder den miefenden, müffelnden Zukünftigen bei der Partnersuche zu mimen. Was bleibt zum Schluss zu sagen? Bitte jedes Jahr wieder!

Hintergrund

Karneval in Hornau hat Tradition. Seit 1981 werden von der Kath. Frauengemeinschaft St. Martin Kappensitzungen angeboten. Davor kamen die Mitglieder der Frauengemeinschaft zu einem Stiftungsfest mit humorvollen Einlagen zusammen. Da dieses immer um den Stiftungstag (2. Februar) stattfand und daher in der Fassenachtszeit lag, sprach die Horner Damen der damalige Pfarrer an, das Programm doch der Allgemeinheit zu zeigen. Er war von dem Einfallsreichtum und der Kreativität begeistert: Somit gab es ab 1981 die Horner Frauenfassenacht.

Die Ideen für die Sketche, Tanzeinlagen und Soloauftritte werden von den Aktiven gesammelt, gemeinsam besprochen und dann umgesetzt. Einmal im Monat treffen sich die Aktiven zum Stammtisch und ab Oktober beginnen dann die wöchentlichen Proben. Auch das Aussuchen der Kostüme ist Gemeinschaftsarbeit und macht mitunter den meisten Spaß, was sich auf der Bühne widerspiegelt.Während der „Coronazeit“ waren die Damen digital verbunden, Sitzungen mussten ausfallen, die Auswirkungen machen sich noch heute bemerkbar. Doch man erholt sich langsam. nichtsdestotrotz würde sich die Gemeinschaft, insbesondere die Fassenachtsfrauen, über neue Mitglieder sehr freuen. Deshalb keine Scheu, jede ist herzlich willkommen.Kontakt: Gertrud Müller, Tel. 06195-63184, gertrud_mueller[at]gmx[dot]net. An diesem Fest der Spaßigkeit waren dieses Jahr beteiligt: Renate Bentz, Tamara Bentz. Ulrike Bittmann, Dr. Antje Bonczkowitz, Andrea Cramer, Ariane de Odorico, Cornelia Eiselt, Jetta Junk, Nicole Gellrich-Kühn, Yvonne Girschik, Simone Morgenstern, Beate Nees, Susanne Reuter, Corina Rühl, Ute Schnell und Pfarrer Klaus Waldeck.

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